Berlin. Bei der Echo-Gala in Berlin war die Welt-Uraufführung der neuen Depeche-Mode-Single „Wrong“ sicherlich das größte Highlight. Dabei überrascht das neue Werk der Briten vor allem dadurch, dass es eben nicht überrascht. Vielmehr ist den drei Musikern ein Song gelungen, der sofort ins Ohr geht.

Es ist bei Depeche Mode eine Art Tradition, dass die erste Single-Auskopplung aus einem Album den Hörer auf eine falsche Fährte führt oder staunend mit offenem Mund und etwas allein gelassen vor dem Lautsprecher stehen lässt. Das war auch bei Precious, der ersten Single des (noch) aktuellen Albums „Playing the Angel“ so. Das Lied kam wunderbar melodisch und mit viel Gefühl daher und versprach mehr als die übrigen Songs auf dem Album halten konnten – Highlights wie „Suffer Well“ mal ausgeklammert. Auch „I feel you“, „Dream on“ und erst recht „Barrel of a gun“ führten die Fans der Briten in die Irre und ließen in keiner Weise Rückschlüsse auf das zu, was sich noch alles auf den jeweiligen Alben befinden würde.

Song mit Ohrwurm-Potential

Nun also „Wrong“, ein Song, der sofort in Ohren und Beine geht und alle Tugenden, die Depeche Mode ausmachen, in sich vereint. Wohl keine andere Band schafft es, gleichzeitig zuckersüß und bitter sowie sanft und knallhart zu klingen. Die analogen Elektronik-Sounds klingen erst spartanisch, entfalten über den gesamten Song jedoch eine ungeheure Wucht. Sie erinnern angenehm an frühere Werke aus den experimentierfreudigen 80ern, ohne jedoch an ein konkretes Stück zu erinnern oder gar in den Ruch zu kommen, ein Abklatsch von irgendetwas zu sein. Sie sorgen vielmehr für ein diffuses Déjà vu, denn einmal mehr präsentieren Depeche Mode einen Song, den man schon zu kennen glaubt, weil seine Melodie eingängig und irgendwie logisch ist. Man könnte sich auch fragen, warum man dieses Lied nicht längst selbst komponiert hat.

So war es schon bei Hits wie „Enjoy The Silence“ oder „Everything Counts“. Andererseits zeigt sich Sänger Dave Gahan reifer denn je und transportiert mit lauter und rauer Stimme jede Menge Gefühl und holt den Hörer knallhart in die Gegenwart.

Konsequente Weiterentwicklung

Die neue Single ist eine konsequente Weiterentwicklung nach „Playing The Angel“ und Dave Gahans Solo-Album „Hourglass“. Die Stimme ist rau und steht im Vordergrund, dahinter rhythmisch starke elektronische Sounds und ein eingängiger Beat, der sich vom ersten Ton an fest ins Gedächtnis frisst.

Natürlich versprüht auch „Wrong“ keine Lebensfreude – das würde auch niemand von Depeche Mode erwarten. Stattdessen besitzt "Wrong" einen sozialkritischen Text und befasst sich mit dem Zusammenhang zwischen Erfolg und Abstammung - auch hier ein Rückgriff auf vergangene Zeiten, in denen Depeche Mode zumindest ab und an auch zu politischen Texten griffen. Passend zur traurigen Message des Textes passt die melancholische Musik - das können die Drei aus Basildon einfach.

Mit der neuen Single zeigen Depeche Mode eindrucksvoll, dass sie sich nicht um den Mainstream kümmern. Das Stück hebt sich angenehm vom Rest der aktuellen Chart-Landschaft ab. Auf jeden Fall macht „Wrong“ Appetit auf mehr. Wie wird das kommende Album „Sounds Of The Universe“ klingen? Führt „Wrong“ auf die falsche Fährte oder ist es ausnahmsweise mal ein echter Vorbote dessen, was der Longplayer zu bieten hat? Die Antwort lässt noch lange auf sich warten. Zwar wird "Wrong" bereits jetzt im Radio gespielt, doch erst am 3. April erscheint die Single im Handel. Am 17. April kommt dann das Album "Sounds Of The Universe" in die Regale.

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