Duisburg. Steve Winwood begeisterte das Publikum im Theater am Marientor am Mittwochabend in Duisburg. Der mittlweile 61-jährige Brite drehte zwei Stunden lang die Uhr zurück.
Mag schon ein, dass es zu allerlei peinlichen Publikumsbegegungen in diesen Zeiten kommt, wenn die Rentengeneration der Rocker in ungezählten Comeback-Touren ihre Verstärker wieder aufdreht. Den oder die gibt's noch? fragt man dann gerne. Steve Winwood war eigentlich immer da. Mit Pausen, gewiss. Und das Gedächtnis muss schon gut funktionieren, um sich daran zu erinnern, dass der Mann aus Birmingham 1963 bei der Spencer Davis Group erstmals die Orgel glühen ließ. Als 15-jähriger Wunderjunge, der auch noch Gitarre konnte, der mit der schwärzesten Stimme die Luft zerschnitt, zu der ein Weißer fähig ist, und sich mehr als erwachsen gab: „I'm a Man” und „Gimme Some Lovin'”.
Genau mit diesen unverwüstbaren Klassikern eröffnete und beendete der 61-Jährige sein Wiedersehen im Theater am Marientor in Duisburg mit 1500 Fans, die ganz offensichtlich mit seiner Musik groß geworden sind. Dabei allerdings einen Tick schneller grau wurden und vielleicht nicht ganz so fit geblieben sind wie der drahtige Brite, der immerhin zwei Stunden lang überwiegend die Uhr zurückdrehte. Und dabei oft in den höchsten Tönen tobte.
Wohlige Wärme
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Schnell füllt sich das klimatisierte Haus mit der wohligen Wärme, die Winwoods herrlich altmodische Hammond verströmt, die doppelt besetzte Rhythmusabteilung arbeitet fleißig am Beat und wirkt dabei trotzdem angenehm entspannt. Es sei denn, die Klangbilder werden üppiger, wenn Winwood die alten Zeiten mit Blind Faith („Can't Find My Way Home”) oder Traffic („Mr. Fantasy”) zitiert und das locker-verspielte Soulgefühl seiner letzten Cds der Wucht alter Blues-, Rock- und Jazzzeiten weichen.
Zur Freude seiner Anhänger, die nach langer Zeit gern mal wieder das Gefühl des Zwölf-Minuten-Titels auskosteten, in dem jeder Musiker zum Solo kommt. In Winwoods Vierertruppe lohnt sich das freilich, vor allem Paul Booth trumpft mit Flöte und Saxophon groß auf.
Mit „Higher Love” tippt Steve Winwood zwar kurz seine kommerziell erfolgreichste Zeit als Solist an, aber sonst lässt er seine Hits wie „Valerie”, „Back in the High Life” oder „Talking Back to the Night” einfach liegen. Waren an diesem Abend aber wohl auch nicht erwünscht. Also: alles richtig gemacht.