Essen. Bob Dylans neues Album "Together Through Life" erscheint am Freitag. Zehn neue Lieder sind darauf - und Dylan hat sich von der gelassenen Melancholie des Vorgängers verabschiedet: "Together Through Life" klingt zart-optimistisch, leicht und trotzdem sinntief.

Wenn das Optimismus ist, dann ist es einer der ganz speziellen Art. „Beyond Here Lies Nothin'”, mit diesem zauberhaften Liebeslied beginnt das neue Album – und es sollte nicht wundern, wenn es zum Album des Jahres gekürt würde. Das Stück ist eine lässige Tanznummer im Rumba-Rhythmus, begleitet von Akkordeon und Trompete.

„Beyond Here Lies Nothin'” bezeichnet den Punkt, wo alte Seefahrerkarten enden, wo die Welt aufhört und das Unbekannte, die Gefahr, der Tod, aber auch das Hoffnungsvolle beginnen. Wer hier mutig weitersegelt, tut es auf eigene Gefahr. Und so wird das Drohende zu einer Metapher des Aufbruchs und des Wagemuts – ein schönes Bild für ein Liebeslied. Und ein Beispiel für Dylans lyrische Meisterschaft.

Das Stück sagt eine Menge über die Gedankenwelt des Musikers aus und zeigt sein doppelbödiges, hintersinniges Verständnis von Optimismus. Jenseits des Punktes, an dem es kein Zurück mehr gibt, warten der Mond und die Sterne, singt Dylan. Und die Erfüllung der Träume? Liebe?

Kraft aus musikalischer Tradition

In diesem zart-optimistischen Ton ist das gesamte Album mit seinen zehn neuen Liedern gefärbt. Damit unterscheidet es sich von seinem Vorgänger „Modern Times” (2006), das ein gelassen-melancholischer Abgesang auf ein Amerika war, das sich von seiner Menschlichkeit verabschiedet hatte. Ob die Wahl Obamas, die Dylan begrüßt hatte, dies bewirkt hat?

Auch in seinem neuen Album bedient sich Dylan konsequent bei alten Musikstilen. Diese Rückgriffe und Zitate haben aber nichts mit Sentimentalität zu tun: In der Tradition findet er die musikalische Kraft, die es allein aufnehmen kann mit einem ignoranten, wankelmütigen Zeitgeist.

Dylan braucht keine lauten Töne

„Together Through Life” ist ein großartiges, lockeres, ernstes, leichtes, sinntiefes Alterswerk des beinahe 68-Jährigen. Dylan setzt seine Musik gegen die Zeit, und er braucht dazu keine lauten Töne oder politischen Statements, wie einst als „Protestsänger”. Es reicht, wenn er seine Akkorde schlägt – und das ist seine Kunst.

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