Essen. . Im November kommt der Pop-Titan für ein Solo-Konzert nach Dortmund. Im Interview spricht er über die „Mega“-Tour, Thomas Anders und DSDS.
16 Jahre ließ sich Dieter Bohlen Zeit. 2003 ging der „Pop-Titan“ das letzte Mal in Deutschland auf Konzertreise, allerdings noch gemeinsam mit Thomas Anders. In diesem Herbst gibt’s auf der „Mega“-Tournee aber Bohlen pur – mit den Hits von Modern Talking, seines Eurodance-Projekts Blue System und bekannten Songs aus 16 Staffeln „Deutschland sucht den Superstar“. Patrick Friedland sprach vorab mit dem 65-Jährigen.
Warum dauerte es 16 Jahre, bis Sie wieder durch Deutschland touren?
Dieter Bohlen: In den GUS-Staaten (Zusammenschluss von Nachfolgestaaten der Sowjetunion, d. Red.) habe ich immer wieder Konzerte gespielt. Von dort habe ich auch immer auf Instagram berichtet und von den Followern wurden die Rufe immer lauter, wann ich denn mal wieder in Deutschland auftreten würde. So entstand die Idee, ein Konzert in Berlin zu spielen, das nach zwei Tagen ausverkauft war. Da sagten wir uns: Die Fans wollen die große Show, lass uns touren!
Was planen Sie denn für das „Mega“-Live-Erlebnis?
Natürlich gibt es alle meine 22 Nummer-eins-Hits in neuen Arrangements, die ich alle selbst singen werde. Zu allen Songs erzähle ich kleine Geschichten, was die Idee dahinter war und wie sie zu Hits wurden. Dazu gibt’s jede Menge Comedy, das Entertainment steht auf jeden Fall im Fokus – die Leute sollen rausgehen und sagen: ‘Sowas Geiles hab ich noch nie gesehen!’
Wieviel Prozent des Sets werden Modern-Talking-Hits ausmachen?
Wie viel Prozent es genau sind, kann ich nicht sagen. Bin ja kein Mathematiker, sondern Hitproduzent! Ich kann aber sagen, dass ich jeden Nummer 1 Hit von Modern Talking spiele.
Zwischen den Konzerten liegen jeweils mehrere Tage, teilweise Wochen. Warum die Pausen?
Mir war wichtig, dass die Konzerte am Wochenende stattfinden, damit die Fans sich auch wirklich die Zeit nehmen können zu kommen und es in vollen Zügen genießen! Wenn man ständig nur auf die Uhr schaut, weil man genau weiß, dass morgen früh der Wecker klingelt und die Arbeit ruft, kann man sich nicht richtig auf meine Show für die ganze Familie einlassen. Es soll jeder die Möglichkeit haben, die Party des Jahres auch richtig feiern zu können.
Wie verbringen Sie die freie Zeit zwischen den Terminen?
Langweilig wird mir ja nie, ich hab immer irgendwas zu tun. Rumzugammeln und gar nix zu machen wäre mir ein Graus. Ich hab ständig tausend neue Ideen im Kopf – egal, ob es jetzt für die Planung der Konzerte ist oder für meine TV-Shows. Deswegen kann ich jetzt noch gar nicht sagen, an was konkret ich zwischen den Konzerten basteln werde. Aber bei Instagram können die Leute dann ja vorbeischauen, da gibt’s immer alles zu sehen.
Zur Tour sollte ursprünglich ein neues Album veröffentlicht werden. Warum ist der Plan gescheitert?
Ich hatte tatsächlich die Idee, ein Album mit neuen Songs aufzunehmen. Aber das bekomme ich zeitlich einfach nicht gebacken. Ich habe 35 Prime-Time-Sendungen im Jahr, die Aufzeichnungen und Vorgespräche zu Supertalent und DSDS beginnen immer im Sommer. Deshalb wird es jetzt ein Mega-Album zur Tour geben, für das ich zwölf meiner Hits komplett neu eingesungen und produziert habe.
Sie treten Sie nun auch erstmals als Videoclip-Regisseur in Erscheinung. Wie kam es dazu?
Warum nicht? Es macht mir vor allem Spaß und ich probiere gerne neue Sachen aus. Wenn man immer nur das macht, was man eh schon kann, wird es einem einerseits langweilig, andererseits entwickelt man sich überhaupt nicht weiter. Das ist nix für mich. Ich brauch die Herausforderung!
Kurz nachdem Ihr Ex-Kollege Thomas Anders seine erste Solo-Tour in Deutschland überhaupt ankündigte, zogen Sie nach. Wie kommt das?
Absoluter Zufall. Ich performe ja schon seit Jahren im Ausland alleine unsere größten Hits. Damals waren wir als Modern Talking eine tolle Symbiose, aber die Zeiten sind einfach vorbei. Dem weine ich auch nicht nach, alles hat seine Zeit und dann ist das auch gut so. Er macht jetzt seine Schlager-Geschichten und scheint damit happy zu sein. Ich will da auch absolut keinen Stress oder böses Blut. Das Schöne dabei: Thomas sieht das ganz genau so.
Was machen Sie live besser als er?
Das kann so gar nicht beantwortet werden, weil wir einfach grundverschiedene Sachen auf der Bühne präsentieren. Bei ihm ist es wie gesagt Schlager pur, bei mir gibt es sämtliche Facetten der Popmusik und das garniert mit jeder Menge Entertainment.
Sie kündigten an, manche Ihrer Hits, die von anderen Interpreten, zum Beispiel von DJ Ötzi oder Andrea Berg gesungen wurden, womöglich mit Perücken zu singen.
Wer mich kennt, weiß ja, dass ich mich auch mal selbst auf den Arm nehmen kann. Das mit den Perücken war auch wieder so eine fixe Idee von mir und von Tag zu Tag find ich die besser. Und sowas wollen die Leute doch auch sehen: Dieter Bohlen mit roter Perücke und im Minikleid.
Glauben Sie nach Ihrer Versöhnung-Kollabo immer noch, dass sich in 35 Jahren niemand um Songs vom Capital Bra juckt?
Hellseherische Fähigkeiten habe ich nicht und Mutmaßungen anzustellen, war noch nie so mein Ding. Es ist auf jeden Fall ne richtig gute Nummer geworden. Capital Bra hat quasi den Evergreen in die Jetztzeit katapultiert und so interpretiert, dass es bei den Kids gut ankommt. Musik ist ein schnelllebiges Geschäft, Trends wechseln sich ab, kommen aber auch immer wieder. Wer weiß, was in 35 Jahren im Club läuft!
Was würde denn der DSDS-Juror Bohlen über den Live-Performer Bohlen sagen?
Ich würde ihm auf jeden Fall eine Chance geben. Ich halte bei den Castings ja immer Ausschau nach Leuten, die eine außergewöhnliche Stimme haben. Sänger, die eine Vision und auch den notwendigen Biss haben, um sich im Musikbusiness durchsetzen zu können. Der Rest der Jury würde mir wahrscheinlich ein Nein geben. Dann müsste ich für mich kämpfen, wie damals für Beatrice Egli, bei der alle meinten, dass das nix wird. Und wir sehen ja, wo sie heute steht und wer letztendlich Recht behalten hat.
Können Sie sich selbst als Rentner vorstellen? So ganz ohne Musik, DSDS und Supertalent?
Gute Frage! Aber das liegt noch so weit entfernt, da mache ich mir heute keinen Kopf darum, was irgendwann mal sein könnte. Für mich ist das Hier und Jetzt das Wichtigste. Ich glaube, die Musik wird immer Teil meines Lebens sein. Es ist eben nur die Frage, in welcher Form.
>>> INFO: Dieter Bohlen auf „Mega“-Tournee
16.11.19: Dortmund (Westfalenhalle). Karten ab ca. 52 € gibt’s in allen Leserläden und -services, unter 0201/804 60 60 und auf www.ruhrticket.de.