Oberhausen. The Cure in Oberhausen – und Sänger Robert Smith hat noch immer verschmierte Kajal-Augen und toupiertes Haar. Über drei Stunden dauerte das Konzert, zu dem 13 000 Fans lange angestanden hatten.

Schwarz, schwarz, schwarz sind alle seine Kleider. Und die Gitarre sowieso. In sich gekehrt steht Robert Smith während des Instrumental-Intros mit dem Rücken zum Publikum. Als er sich umdreht, um den „Plain Song” anzustimmen, sieht der Sänger von The Cure mit seinen verschmierten Kajal-Augen und dem hoch toupierten Haar aus wie Beetlejuice, der Geist. Nur nicht so komisch.

Ganz der Alte: Robert Smith - mit The Cure in der Arena Oberhausen. Foto: Ilja Höpping, WAZ
Ganz der Alte: Robert Smith - mit The Cure in der Arena Oberhausen. Foto: Ilja Höpping, WAZ © WAZ

Der bald 49-Jährige ist fetter als früher, und als sich die Frisur im Laufe des Abends auf Halbmast senkt, ist da ein Mönchskranz zu erkennen? Wenn schon. All das spielt keine Rolle, denn: Robert Smith hat sich kein bisschen verändert. Die singende Klagemauer sieht immer noch aus wie verloren im Wald; als hätte ihn, den Arachnophobiker, der Spiderman zum Dinner gehabt; als ob es ihm egal wäre, wenn wir alle stürben – um nur einige seiner berühmtesten Lyrics zu zitieren. Von den vernuschelten Ansagen versteht man ja nichts, höchstens „Thank you”. Der Mann ist der Weltschmerz.

Die König-Pilsener-Arena ist bis unters Dach ausverkauft; das ist bemerkenswert, da die Band seit Anfang der Neunziger keinen richtigen Hit mehr hatte. Und doch freuen sich alle auf „A Night Like This”. Eine Nacht wie diese, für die nochmal die gedeckten Töne aus dem Kleiderschrank hervorgekramt wurden und Patschuliduft die Molltöne in Moschus einlegt.

Deutlich über drei Stunden wird das Konzert gehen und doch keine Längen dulden. Nur schwere Höhen. Wenn das einmal New Wave war in den Achtzigern, dann muss man jetzt wohl Old Wave sagen. Die melancholischen Lieder sind wie alte Freunde, die man lange nicht gehört hat und die doch sofort wieder vertraut sind. Stimmig scheint's, als ob sogar der Wettergott ein Musikmagazin abonniert hätte: Am Vortag am gleichen Ort, zum „Frühlingsfest der Volksmusik”, war's draußen herrlich krokussprießig – für die gesungenen Geschichten aus der Gruft aber von The Cure regnet's wie im Schattenreich. Ein rosarotes Girlie-Shirt am Devotionalienstand, das hätte es damals niemals gegeben . . .

Richtige Reaktionen kommen vom Publikum erstmals bei „Lullaby”. Das Wiegenlied – zwei Tage zuvor von den fabelhaften „Editors” in der Krefelder Kulturfabrik mit einer Coverversion geadelt – hätte auch beim Weißt-du-wieviel-Sternlein-stehen-Bühnenbild zu Beginn gepasst, wirkt aber überhaupt nicht schnarchig. Eher als guter Kontrast, denn zwischendurch lassen es Bassist Simon Gallup, Drummer Jason Cooper und Paul „Porl” Thompson an der Gitarre ordentlich krachen – so bei der rockigen „Lovesong”-Version.

Nach zwei Stunden beginnen die Zugaben und Smith fängt an zu tänzeln: natürlich „A Forest”, natürlich „Friday I'm In Love”, natürlich „Close To Me”, übernatürlich „Boys Don't Cry”. Wer dachte, das war's, bekam noch drei Allzeitfavoriten plus „Killing An Arab” – der ersten Single als letztem Stück. Groß.