Köln. Sie kann als Sirene an Deck singen oder sich in der Kombüse mit Matrosen prügeln. Die englische Sängerin Florence & The Machine machte am Dienstagabend aus dem Kölner Club Luxor eine Kreuz- und Querfahrt. Einzig ihre großartige Stimme hielt das Konzert auf Kurs.
Man kennt das: Eine Sängerin aus England, Anfang 20, kommt mit leichtfüßigem Indiefolkpoprock und so genannten frechen Texten daher, leiht einem Fernsehspot – vorzugsweise für Produkte aus der Unterhaltungs- oder Kommunikationselektronik – ihren mädchenhaften Sexappeal und bekommt später auf Konzerten bescheinigt, ja wirklich richtig singen zu können. Dass Florence & The Machine unter diesen Umständen überraschen konnte, war also unwahrscheinlich. Kam dann aber doch so.
Der Ort war dafür gut geeignet. Das Luxor ist ein kleiner Club in Köln, mitten im Studentenviertel. Das hat für Studenten, die ohnehin zum Konzert gegangen wären, den Vorteil, keine weite Anreise zu haben. Und so standen da viele studentische Paare und versprengte WGs und warteten auf die Frau, die bislang erst ein Album („Lungs“) hat und deshalb nicht länger als eine knappe Stunde singen konnte.
Betörende Sirene
Das erklärt, warum „A Kiss With A Fist (Is Better Than None)“, der Song aus der Fernsehwerbung, schon an dritter Stelle der Setlist stand. Da tanzten sie zum ersten Mal ausgelassen vor der Bühne, was nicht die ganze Zeit so recht funktionieren konnte. Denn die Künstlerin, bei der nicht ganz klar ist, ob nur sie selbst, oder auch ihre siebenköpfige Band mit Florence & The Machine gemeint ist, hat durchaus auch traummalerische Stücke im Programm. Da schraubt sie dann ihre Hände zur niedrigen Decke und erklimmt mit ihrer großartigen Stimme Höhen, die man nicht einmal beim Hören des Albums erahnt hätte.
Und so bleibt am Ende der Eindruck, dass sie es nicht nur mit Kate Nash, Lily Allen und Co. aufnehmen, sondern sich sehr wohl unterscheiden kann. Bei ihrem Konzert auf der MS Luxor nahm sie es jedenfalls nicht nur mit Leichtmatrosen auf, sondern gab auch eine betörende Sirene an Deck ab.