Essen.. Mit den Dallas Mavericks gewann Deutschlands Basketball-Star Dirk Nowitzki 2011 den Titel in der nordamerikanischen Profiliga NBA. Doch auch 2014 hat der inzwischen 36 Jahre alte Nowitzki nichts von seiner Faszination verloren. Die Doku „Nowitzki. Der perfekte Wurf“ gibt Einblicke in sein Leben.
Helga Nowitzki sitzt am Küchentisch. Sie erzählt von der ersten Reise zu ihrem Sohn in die USA. Dirk Nowitzki war damals, 1999, noch kein Superstar. Er war ein vielbeachtetes Nachwuchstalent, das in Dallas den Durchbruch schaffen wollte – in der bedeutendsten Basketball-Liga der Welt, der NBA. Helga Nowitzki fand bei ihrem Sohn einen Wäschekorb ungeöffneter Fanbriefe. Zwischen all der Post entdeckte sie: nicht eingelöste Gehaltsschecks. Die Mutter hat die Dinge dann geregelt.
Helga Nowitzki, das spürt man, ist stolz auf ihren Sohn. Doch sie bildet sich auf dessen Karriere nichts ein. Sie ist Teil eines Umfeldes aus merkwürdig normalen Menschen. Keine Selbstdarsteller weit und breit.
Wille und Beharrlichkeit
Dokumentarfilmer und Regisseur Sebastian Dehnhardt („Klitschko“) hat Dirk Nowitzki ein Jahr lang begleitet, den ersten deutschen Basketballer, der den NBA-Titel gewann (2011). Wenn er Menschen so ausgiebig beobachtet, dann habe er den Anspruch, zu deren Wesen vorzudringen, hat er mal gesagt.
Für seinen Film „Nowitzki. Der perfekte Wurf“ hat Dehnhardt viel mit dem Sportler gesprochen, aber auch mit Mutter Helga, Vater Jörg und Schwester Silke, allesamt ehemalige Leistungssportler. Er hat Dirks Entdecker, den etwas verschrobenen Ex-Basketballer, Physiker und Mathematiker Holger Geschwindner begleitet, erstmals Nowitzkis Ehefrau Jessica vor die Kamera geholt und auch US-Basketball-Ikonen wie Kobe Bryant zu Wort kommen lassen. Sie alle beschreiben den als „German Wunderkind“ bezeichneten Sportler als Persönlichkeit, die Wille und Beharrlichkeit auszeichnet, die in der Öffentlichkeit aber schüchtern und mitunter unbeholfen wirkt.
Filmisch setzt Dehnhardt den privaten Nowitzki in Kontrast zum grell ausgeleuchteten Basketball-Zirkus, den er mittels schnell geschnittener Spielszenen zu beschreiben versucht. Hier das Sport- und Showgeschäft, bei dem Milliarden Doller verdient und vor allem ausgegeben werden, dort der leise, fast sanfte Aufsteiger aus der süddeutschen Provinz.
„Der perfekte Wurf“ erzählt die Stationen eines großen Sportlerlebens, das von Überzeugungstätern in Richtung Weltspitze geführt wird. Akribisch, manchmal querköpfig bis zur Schrulligkeit. Nowitzki lernt schnell, arbeitet wie besessen und wird in seinem Verein ein Idol. Er ist Sympathieträger, fair zu Mitarbeitern und er kann Menschen in speziellen Momenten sehr nah sein.
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Dass Nowitzki fast eine Betrügerin geheiratet hätte, die nach ihrer Verhaftung auch noch fälschlicherweise behauptete, von ihm schwanger zu sein, ist der einzige Punkt in seiner Biografie, der bisher Rätsel aufwarf. Der Film geht auch auf darauf ein und liefert eine einfache Begründung: Nowitzki, der etwas Unnahbare, vertraut Menschen offenbar bedingungslos, wenn er sich dazu entschlossen hat.
„Der perfekte Wurf“ ist eine Nahaufnahme. Sie zeigt, wie aufreibend der Alltag eines Spitzensportlers sein kann. 110 Spiele hat Nowitzki in der Meistersaison 2011 absolviert, für einen 2,13 Meter großen Körper eine Strapaze. Hinzu kommt eine Vielzahl von Terminen als Repräsentant. Nach 106 Minuten weiß die Öffentlichkeit ziemlich viel über Nowitzki. Dass er schlecht singen kann, dass er sich traut, Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt anzuflunkern und dass es Nowitzki unfassbar findet, wie viel Geld er verdient, weil er gut Bälle in Körbe werfen kann.
Wertung: 4 von 5 Sternen