Essen. . Als Bond wurde er bekannt, sexy, selbstbewusst und stark. Jetzt schlüpft er in die Rolle eines Mannes, der in seinem Leben keinen Sinn mehr sieht: Pierce Brosnan ist Darsteller in „A Long Way Down.“ Im Interview spricht er über das Thema Tod und die guten Seiten in seinem Leben.
Sein Name war Bond. Nach vier Abenteuern als Geheimagent 007 wurde Pierce Brosnan 2002 in Rente geschickt. Nun kommt der 60-Jährige in der Verfilmung des Nick-Hornby-Romans „A Long Way Down“ auf die Kinoleinwand.
Was hat Sie an dieser Verfilmung von Nick Hornby gereizt?
Pierce Brosnan : Die Figur finde ich spannend. Er heißt Martin Sharp, aber er ist alles andere als scharfsinnig im Umgang mit seiner Umgebung und seinem Leben. Auf gewisse Weise ist er unausstehlich, dennoch hat mir sein Humor schon beim Roman vom ersten Augenblick an sehr gut gefallen. Die Herausforderung bestand nun darin, das für die Leinwand umzusetzen.
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Selbstmord und Komik ist nicht unbedingt die naheliegende Mischung. Wie umgeht man Peinlichkeiten?
Brosnan : Die Figuren sind ausgesprochen gut gezeichnet, das ist für eine schwarze Komödie von großer Wichtigkeit. Man muss den richtigen Ton treffen, schließlich will man das Publikum mit einem Thema wie Selbstmord nicht vor den Kopf stoßen.
Wie denken Sie über Selbstmord?
Brosnan : Wenn Menschen in ihrer Verzweiflung dieses Schicksal für sich wählen, dann ist es deren Entscheidung. Ich wünschte, es gäbe ein Heilmittel, aber wir können daran nur wenig ändern. Ich finde, Menschen haben das Recht, ihr Leben selbst zu beenden. In anderen Zeiten und Kulturen wurde Suizid in der Malerei und Literatur als eine der größten Formen von Mut gefeiert. Schockierend ist es auf jeden Fall, wenn man an die steigende Zahl von Selbstmorden unter Jugendlichen denkt.
Kamen Sie selbst in Situationen, wo Sie an Suizid gedacht hatten?
Brosnan : Ich habe schon tiefe Trauer, Schmerz und Verzweiflung in meinem Leben erfahren, doch das ging nie so weit, dieses Leben zu beenden und meine Familie aufzugeben. Vielleicht hat das mit meiner katholischen Erziehung zu tun, wo mir als irischer Junge immer wieder die Todsünden gepredigt wurden.
Wie haben der Tod Ihrer Frau und Tochter Ihre Sicht auf das Leben verändert?
Brosnan : Wenn man die eigene Frau und die Tochter an den Krebs verliert, erkennt man die Zerbrechlichkeit des Lebens und dessen Schönheit. Allen schrecklichen Schmerzen zum Trotz kämpft der Mensch um dieses Leben.
Für mich gilt, dass ich das Leben liebe und es feiere – auch wenn der größte Teil des Lebens bekanntlich aus Leid besteht. Man sollte stets einen Blick auf die glücklichen Momente haben und sie möglichst mit anderen teilen.
Sie sind auch leidenschaftlicher Maler, wann kann man Ihre Bilder einmal sehen?
Brosnan : Ich habe schon mit 14 mit dem Malen begonnen und es ist bis heute eine große Leidenschaft von mir. Bislang landen meine Bilder alle in einem Lager, aber es gibt tatsächlich Überlegungen zu einer Ausstellung. Ich habe schon gesungen, warum die Leute dann nicht auch einmal mit meinen Bildern amüsieren? (lacht) Vielleicht erscheinen einige der Bilder auch als Buch mit meinen Erinnerungen.
Ist man mit 60 reif für seine Memoiren?
Brosnan : Meine Frau hat gesagt, dass ich ein Buch schreiben soll. Also habe ich angefangen, kleine Notizen zu machen und Erinnerungen aufzuschreiben. Mittlerweile habe ich etliche Notizbücher damit gefüllt. Wenn man einmal damit anfängt, sich an Vergangenes zu erinnern, führt eines zum anderen. Allein, was bei James Bond alles passierte, ergibt ein wahres Kaleidoskop. Was daraus letztlich entsteht, wird man noch sehen.
Und so ist „A Long Way Down“
Silvester ist der beliebteste Tag für Selbstmorde. Ein Hochhausdach im Norden mit schöner Aussicht über die Stadt bietet dafür die geeignete Kulisse. Londoner Statistiken können auch morbiden Sachverhalten eine makabre Note beimischen. Genau damit eröffnet Pascal Chaumeils „A Long Way Down“, ein Film, der amüsant beginnt, dann in melodramatische Gründe hinabtaucht, um schließlich doch noch zu einem optimistischen Ende zu finden. Am Anfang aber steht das Jahresende. Martin Sharp (Pierce Brosnan) will sich vom Dach stürzen, nachdem er sich mit einer Affäre mit einer Minderjährigen jegliche Karriereaussichten beim Fernsehen selbst zunichte machte.
Bald bekommt Martin Gesellschaft durch Maureen (Toni Collette), alleinerziehende Mutter eines schwer behinderten jungen Mannes, die daran zu zerbrechen glaubt. Der erfolglose Rockmusiker JJ (Aaron Paul) kommt noch hinzu, und auch Jesse (Imogen Poots), die Tochter eines Politikers. Nach erster Betretenheit erzählen die Vier ihre Beweggründe für vorzeitiges Ableben, dann schließen sie den Pakt, zumindest bis Valentinstag durchzuhalten und sich dabei gegenseitig den Rücken zu stützen. Wenn nur die Medien nicht ständig auf frische Homestories lauern würden.
Komödiantische Grundstimmung fehlt
Man muss das Buch schon gelesen haben, um bei diesem Film zu erkennen, dass man es mit einer Nick-Hornby-Verfilmung zu tun hat. Aber seit Hornby seine Bücher nicht mehr mit Fußball und Rockmusik füttert, hat er sich auf eine Form der heiter-besinnlichen Erzählweise verlegt, deren Unterhaltungsmuster seltsam moralinsauer anmutet. Zugegeben verfügt „A Long Way Down“ über ein superbes Darstellerensemble, das trockenen Humor oder auch zu Herzen gehende Gefühlstiefe aufblitzen lässt.
Aber grundsätzlich wirkt dieser Film wie mit angezogener Handbremse in Szene gesetzt und so großväterlich altklug, dass eine komödiantische Grundstimmung sich nicht einstellen mag. (ues)
- Wertung: zwei von fünf Sternen