Regisseur Christian Alvart hat in Hollywood gefilmt und mit “Tatort“-Folgen Aufsehen erregt. Sein Krimi “Banklady“ mit Nadeshda Brennicke in der Titelrolle ist eine flott erzählte, vielschichtige Geschichte nach einem wahren Fall aus den 60ern.

Wenn ein Mann und eine Frau gemeinsam Banken überfallen, dann ist man gedanklich schnell bei dem legendären Räuberpärchen Bonnie & Clyde angelangt. Allerdings kann man sich ein solch charismatisches Gespann im reichlich miefigen Hamburg Mitte der 60-er Jahre wohl kaum vorstellen.

Die aus armen Verhältnissen stammende Gisela Werler (Nadeshda Brennicke) und der von ihr angehimmelte Profi Hermann Wittorf (Charly Hübner) machen es denn auch ein paar Nummern kleiner. Immerhin aber betrat mit der damals 30-jährigen Werler zum ersten Mal in Deutschland eine Frau das Parkett des Bankraubes. Und immerhin gelang es ihr, 18 Geldinstitute zu plündern, bevor man sie dingfest machen konnte.

„Schöner fremder Mann“ ist so etwas wie das Leitmotiv

Eine erstaunliche bunte Geschichte aus einer grauen Zeit ist das, was Regisseur Christian Alvart da für seinen Film „Banklady“ ausgegraben hat, und man fragt sich, warum noch keiner zuvor auf dieses Thema gestoßen ist. Alvart, der mit „Fall 39“ bereits im amerikanischen Kino tätig war und zuletzt die beiden ersten Til-Schweiger-Tatorte verantwortete, nutzt die Gunst der Stunde gleichzeitig zu einem großen Zeitporträt.

Bankangestellte verfolgen die Hochzeit der holländischen Prinzessin Beatrix auf den Fernsehschirmen, während die Räuber sich nähern, aus der Jukebox liefert Connie Francis mit „Schöner fremder Mann“ so etwas wie das Leitmotiv des Films. Und die spätere Banklady träumt als späte Jungfer im kärglichen Heim der Eltern von einem Häuschen auf Capri.

Leider jedoch ist Alvart derart in die Banküberfälle verliebt, dass er viele Figuren einfach vernachlässigt. Charly Hübner wird als prolliger Hermann doch ein wenig unterfordert, sein Doppelleben mit Familie viel zu spät thematisiert. Ken Duken bleibt im Klischee eines Kommissars stecken, der von diesem Fall schier besessen scheint. Nur Nadeshda Brennicke darf als Mauerblümchen glänzen, das sich als Gesetzlose völlig neu erfindet.

Wertung: 3 von 5 Sternen