Essen. . Der Cerro Torre in Patagonien zählt zu den schwierigsten Gipfeln der Welt. Zahlreiche Bergsteiger haben sich an dem Dreitausender versucht, viele sind gescheitert. Der Dokumentarfilmer Thomas Dirnhofer hat nun die erste freie Besteigung des Freeclimbers David Lama in starken Bildern festgehalten.

Das Ganze ist auch eine riesige Marketing-Aktion, ein Lehrstück in Sachen PR, das viel über die Vernetzungen von Sport, Kunst und Wirtschaft verrät. Der vom „Red Bull“-Konzern gesponserte Star-Freeclimber David Lama will 2009 erst 19-jährig in einer von „Red Bull“ finanziell unterstützten Expedition als erster den Cerro Torre, diese 3000 Meter hohe, fast senkrecht zum Himmel aufragende Felsnadel in Patagonien, frei erklettern. Begleitet wird er dabei von einem Filmteam um den Regisseur Thomas Dirnhofer. Die Produktion von „Cerro Torre – Nicht den Hauch einer Chance“ hat wiederum Red Bull Mediahouse übernommen.

Dennoch wäre es ungerecht, diesen wilden und extrem energetischen Dokumentarfilm als reine PR-Aktion abzutun. Thomas Dirnhofer geht mit den Produktionsumständen von Anfang an sehr offensiv um und macht es einem nahezu unmöglich, auch nur für einen Moment zu vergessen, wer für den Film verantwortlich ist. Zugleich schöpft Dirnhofer die Möglichkeiten des Dokumentarischen in jeder Hinsicht aus. So erzählt er nicht nur von David Lamas Kampf mit dem Berg.

Spektakuläre Helikopter-Aufnahmen

Auch frühere Besteigungen des Cerro Torre wie die legendäre und zugleich umstrittene Erstbesteigung durch den Italiener Cesare Maestri, der den Berg 1959 zusammen mit dem beim Abstieg tödlich verunglückten Toni Egger bezwungen hat, nehmen einen großen Raum im Film ein.

„Cerro Torre“ hat aber auch jenseits selbstreflexiver Aspekte seinen Reiz, vor allem für Fans von Bergsteiger-Filmen. Die Hubschrauberaufnahmen von dem sich im Morgenlicht abzeichnenden Gipfel sind spektakulär genauso wie die Aufstiegsszenen, denen Dirnhofer eine enorme, aber nie zu stark aufgetragene Dramatik verleiht. Außerdem korrespondiert die Dynamik der Kletterszenen perfekt mit den Bildern des Stillstands, wenn die Expedition auf besseres Wetter wartet. So fängt der Film die beiden Extreme dieses Unterfangens kongenial ein.

Wertung: drei von fünf Sternen