Essen. Nach fünf Staffeln im Fernsehen feiert Büro-Ekel Stromberg seinen Abschied von den Capitol-Versicherung nun im Kino. Und das bekannte Personal feiert nahezu geschlossen mit. Anders als im Fernsehen aber ist von Büromief kaum etwas zu spüren. Man wird ihn vermissen.

So, hier, Herrschaften, jetzt mal alle raus hier aus dem Bums, der sich Büro nennt, und ab ins Kino. Abschied nehmen vom größten Büro-Ekel der deutschen TV-Geschichte. Stromberg (Christoph Ma­ria Herbst) sagt Tschüss und Ernie (Bjarne Mädel) „Tschüssikowsky“. Nach fünf Staffeln im Fernsehen bringt Serienerfinder Ralf Husmann seine Bürogemeinschaft zum Abschluss in „Stromberg – Der Film“ auf die große Leinwand.

Klar, so etwas ist nicht ohne Risiko, so etwas kann schief gehen. Wäre es wohl auch, wenn Husmann und Regisseur Arne Feldhusen einfach vier Folgen geschrieben und hintereinander gesetzt hätten. Haben sie aber nicht. Stattdessen haben sie sich eine Geschichte ausgedacht, die an viele Begebenheiten der Serie anknüpft, die aber auch verstanden werden kann, wenn man zuvor nie zu Gast war bei der Capitol-Versicherung, da wo es alles „so ist wie Kirmes – nur mit Akten“.

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Gedreht wurde, wie schon für das Fernsehen, im so genannten Mockumentary-Stil. Soll heißen: Der Film tut so, als sei er ein Dokumentarfilm, ohne tatsächlich einer zu sein. Die Darsteller dürfen auch schon mal direkt in die Kamera sprechen, manches Bild wackelt, einige Zooms sind viel zu schnell.

Pöbeln und petzen, buckeln und treten

Anders als im Fernsehen aber ist von Büromief kaum etwas zu spüren. Weil es raus geht. Jetzt nicht gerade in die weite Welt, aber immerhin zum großen Betriebsfest irgendwo tief in die deutsche Provinz. Mit dabei ist das aus dem TV bekannte Personal. Ein paar neue Charaktere – Konzernchef, Dorf-Discjockeys, – gibt es auch, und wer immer sie erschaffen und gecastet hat, er hat seine Sache großartig gemacht.

Auch der Humor ist trotz neuer Umgebung der alte geblieben. Politisch herrlich unkorrekt, manchmal weit unter der Gürtellinie, oft aber auch viel näher dran am echten Leben, als man wahrhaben möchte. Absurde Dialoge und Selbstgespräche hat sich Autor Ralf Husmann ausgedacht, in denen jeder sein Fett abkriegt. Und jede Hauptfigur hat wieder eine eigene Geschichte. Stromberg hat gleich mehrere. Hochschleimen will er sich auf dem Betriebsfest, will in die Chefetage klettern und zu Freundin Jennifer (Milena Dreißig) endlich mal wieder ins Bett. Er spottet und lästert, pöbelt und petzt, buckelt und tritt, ja er singt sogar: „Lass das mal den Papa machen…“

Es ist der Stromberg, den man kennt. Bis er sich in der letzten Viertelstunde vom Büro-Diktator zum Straßenkämpfer wandelt und schließlich in der Politik landet, wo ihm sogar Außenminister Frank-Walter Steinmeier kurz die Hand schüttelt. Wer mit dem Lästermaul und seiner Abteilung so viele Jahre auf tristem Linoleumboden durch die Bürohölle gegangen ist, wird sich da in einer Mischung aus Trauer und Verwunderung die Augen reiben. Weil er merkt, dass eine schöne Zeit zu Ende geht. Endgültig. „Bums, aus, Nikolaus“, wie Stromberg sagen würde. Kommt nicht unerwartet. Ist aber trotzdem schade. Man wird ihn vermissen, den Stromberg. Auch wenn man Menschen wie ihn eigentlich nicht leiden kann.

Wertung: Fünf von fünf Sternen