Essen. Nach zehn Jahren kehrt der Kabarettist und Schauspieler Gerhard Polt mit dem Film „Und Äktschn!“ auf die Leinwand zurück. Darin spielt der 71-Jährige einen passionierten Amateurfilmer in der Provinz, der an einem Filmwettbewerb teilnehmen will. Das Thema seines Beitrags: Adolf Hitler als Privatmann.

Gerhard Polt kehrt ins Kino zurück mit einer medien- und gesellschaftskritischen Bestandsaufnahme zur geistigen Lage der Nation. Der Titel ist der Startappell eines jeden Filmemachers: „Und Äktschn!“

So dynamisch der Spruch, so gemütlich lässt sich das Geschehen an. Neufurth in der bayerischen Provinz ist die Heimat von Hans Pospiech, der sich zum Filmkünstler berufen fühlt, vorerst aber mit seinem bescheidenen Studio nur Gefechtsimpressionen aus dem Kriegsnachlass seines Vaters für geneigte Sammler zusammenschneidet.

Pospiechs größter Feind ist Nagy, der Chef des örtlichen Amateurfilmclubs, dem die Missgunst ins Gesicht geschrieben steht. Dann ruft die hiesige Sparkassenfiliale zu einem Filmwettbewerb auf. Pospiech stürzt sich mit Feuereifer in einen Film, der Adolf Hitler als Privatmensch zeigt. Er ahnt nicht, dass er Marionette eines abgekarteten Spiels ist.

Blick hinter die Fassade des kleinbürgerlichen Lebens

Gerhard Polt ist ein scharfer Beobachter und pointierter Satiriker, was er mit der Fassade eines provinzlerischen Zeitlupenmenschen tarnt. Seine verbalen Kompliziertheiten und die physische Langsamkeit bei betont beengtem geistigem Horizont machte seine frühen Filme, die Karnevalssatire „Kehraus“ und die Touristenposse „Man spricht deutsch“, zu Kulthits. Solchen Ruhm muss seine jüngste Arbeit nicht fürchten.

Das Timing hängt hinter den Sehgewohnheiten zurück

Zu weit hängt Polts Timing hinter aktuellen Sehgewohnheiten zurück, als dass er die ausgestellt amateurhafte Inszenierungsweise mit seinen Denkschmiedearbeiten wettmachen könnte. Der Film wirkt nicht enthusiastisch, sondern anachronistisch – in der Machart und im Reizthema Hitler. Einmal sagt Polt/Pospiech: „Mei, ich bin halt ein Vollamateur! Wir Filmer brauchen ned viel, nur a Vision. Was zählt, ist der Wille!“ Polts Gedanken reichen nach vorn. Sein Filmverständnis hingegen ist im Vorgestern verblieben.

Wertung: 2 von 5