Essen. . Paris ist die Stadt der Liebe. Wie weit der Mythos auf dem Teppich der Tatsachen seine Verheißungen einhalten kann, zeigt heiter besinnlich die neue scharfzüngige Komödie „Le Weekend“ von „Notting Hill“-Regisseur Roger Michell. 30 Jahre nach den Flitterwochen in Paris kehrt ein Paar zurück.

Paris ist die Stadt der Liebe. Wie weit der Mythos auf dem Teppich der Tatsachen seine Verheißungen einhalten kann, zeigt heiter besinnlich die neue scharfzüngige Komödie „Le Weekend“ von „Notting Hill“-Regisseur Roger Michell.

Die Flitterwochen hatten Meg und Nick einst in Paris verbracht. 30 Jahre später will das Akademikerpaar aus Birmingham mit einem Wochenendtrip an die Seine die Eheroutine romantisch auslüften. Vor Ort aber folgt die erste Ernüchterung. Das von Nick so preisgünstig gebuchte Hotel hält nicht im Ansatz, was der Prospekt versprach. Meg ergreift die Initiative und sucht eine Nobelherberge aus, die zwar Balkonblick auf den Eiffelturm gewährt, das aber zu entsprechend gesalzenen Preisen.

Auch sonst schrumpft die Euphorie, als der eng geschnallte Geldbeutel, lang verdrängte Konflikte, neue Begehrlichkeiten und das Wiedersehen mit einem alten Studienfreund von Nick den Streitofen aufglühen lassen. Denn Morgan, der smarte Amerikaner, hat es als Schriftsteller zu Ruhm gebracht und schwimmt dank neuer und deutlich jüngerer Liebschaft auch im erotischen Becken auf der höchsten Welle. Fast übersehen die Engländer dabei, was ihnen der eigene Lebensweg wert sein sollte.

Roger Michell versagt sich der ganz leichten Muse

Roger Michells Regiekarriere blieb nach dem Welterfolg „Notting Hill“ glücklos. Nun kehrt er zur Komödie zurück, versagt sich aber der ganz leichten Muse. Denn das Drehbuch zu „Le Weekend“ verfasste Hanif Kureishi, der einst für Stephen Frears „Mein wunderbarer Waschsalon“ und später für Patrice Chéreau „Intimacy“ schrieb.

Das erste Zusammenspiel ist ein solches; Kureishis Sinn für psychologische Tiefenanalyse ergänzt sich prächtig mit Michells Gespür für boulevardesken Slapstick und enthusiastisch swingende Referenzen auf Jean-Luc Godards Paris-Filme „Außer Atem“ und „Die Außenseiterbande“. Oscar-Preisträger Jim Broadbent und die Schottin Lindsay Duncan loten ihre Szenen einer Ehe am Rande des Ermüdungsbruchs mit Charme und Tiefgang aus, Jeff Goldblum gibt als kesser Charmeur den Katalysator für neue Perspektiven. Am Ende tanzen sie alle drei – da darf man sich als Zuschauer gern beschwingt fühlen.

Wertung: 4 von 5 Sterne