Hamburg. In “Der fast perfekte Mann“ wird ein selbstzufriedener Benno Fürmann notgedrungen erwachsen und sucht die große Liebe - dank eines Kindes. Was wie aus dem Baukasten für romantische Komödien klingt, ist ein Film mit einigen wohltuend tragischen Momenten.

Das Leben eines Vogels würde Ulf (Benno Fürmann) sicherlich gefallen. Wegflattern, wenn es brenzlig wird und sich von den Winden mal hierhin und mal dorthin treiben lassen - das liegt Ulf. Und die Balz sowieso. Nun ist Ulf aber kein Vogel, sondern ein Fernsehmoderator, der Angst vor Verantwortung hat. Vögel treten erst in sein Leben, als plötzlich Neffe Aaron (Louis Hofmann) vor der Tür steht.

Der ist begeisterter Vogelbeobachter und verwandelt Ulfs schicke Hamburger Wohnung in ein Krankenhaus für flügellahme Tauben. Und Freundin Anni (Jördis Triebel) lässt ihn auch sitzen, weil der Enddreißiger die Beziehung eher unverbindlich halten wollte.

Unverkennbar begibt sich Benno Fürmann («Nordwand», «Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken») in «Der fast perfekte Mann» auf Pfade, die seine deutschen Schauspielerkollegen Til Schweiger («Kokowääh») und Matthias Schweighöfer («What a Man») zu erfolgreichen Kino-Hits führten. Dieser Ulf ist unreif, aber irgendwie auch charmant, ein notorischer Macho auf der Suche nach der einen großen Liebe.

Mixtur aus Klamauk, Romantik und auffällig viel Schwermut

Außerdem arbeitet er in den Medien und wohnt in einer hippen Großstadtwohnung. Ohne den Film gesehen zu haben, lassen Geschichte, Plakat und Besetzung - zu der unter anderem TV-Unterhalter und RTL-Dschungelkönig Ross Antony gehört - auf eine typische romantische Komödie deutscher Ausprägung schließen.

Tatsächlich aber mischt Regisseurin Vanessa Jopp («Meine schöne Bescherung») in die erfolgreiche Mixtur aus Klamauk und Romantik auch auffällig viel Schwermut. Aaron weint um seine verunglückte Mutter, Ulf verdrängt das verkorkste Verhältnis zu seinem eigenen Vater. Bei dem Film dürfen Tränen kullern, aber nicht nur vor Lachen.

Neben Hauptdarsteller Fürmann beeindruckt in der Komödie vor allem Louis Hofmann als Ulfs Neffe Aaron. Seinem nicht gerade als Kinderfreund bekannten Onkel klopft er nach und nach das Herz weich. Am Ende rettet Aaron nicht nur einer verunglückten Taube das Leben, sondern auch Ulf vor einem Dasein als ewiger Macho. Und dass, obwohl dieser Ulf ein besonders flatterhafter Vogel ist. (dpa)