Essen.. Der Film „Mr. Morgan’s Last Love“ erzählt die Geschichte eines Witwers, der durch eine junge Frau noch einmal neue Lebenslust entwickelt. In der Hauptrolle glänzt der britische Schauspieler Michael Caine als amerikanischer Professor in Paris.

So ganz blickt man da nicht durch. Nun gut, die Regisseurin und Drehbuchautorin Sandra Nettellbeck („Bella Martha“) macht bei ihrer Verfilmung von Francoise Dorners Roman „Die letzte Liebe des Monsieur Armand“ aus dem Franzosen des Titels kurzerhand eine Person mit englischer Muttersprache. Warum Michael Caine aber, mit seinem Cockney-Akzent so ziemlich der Inbegriff des Briten schlechthin, hier ausgerechnet einen amerikanischen Professor geben muss, diese Notwendigkeit erschließt sich nicht so leicht.

Nach dem Tod seiner Frau will Matthew in Paris bleiben

Sei’s drum. Denn aller nationalen Widrigkeit zum Trotz schlägt sich der inzwischen 80-jährige Schauspieler äußerst wacker in diesem Spätwerk, das wie für ihn maßgeschneidert wirkt. Michael Caine, der in den 50 Jahren seiner Filmkarriere eine sehr gute Hand bei der Auswahl seiner Rollen gezeigt hat, dominiert den Film als Witwer Matthew Morgan, der nach dem Tod seiner Frau wie verloren in der Welt steht. Trotzdem will er Paris, wo er mit Joan so glücklich war, auf keinen Fall verlassen – auch wenn er noch immer kaum ein Wort Französisch spricht.

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Es ist berührend, ihn bei seinem schmalen Tagwerk zu beobachten, ihn dabei zu erleben, wenn er auf der Parkbank lange Gespräche mit seiner für ihn noch immer sehr lebendigen Gattin führt. Eigentlich würde er ihr so gern ins Jenseits folgen, wenn da nicht plötzlich diese junge Pauline (Clémence Poésy) aufgetaucht wäre, die ihm im Bus so nett ihre Hilfe angeboten hätte.

Halbherziger Selbstmordversuch

Zwischen beiden verfestigt sich im Laufe der Zeit eine tiefe Freundschaft, ganz ohne erotische Untertöne, eher schon eine Vater-Tochter-Beziehung. Die entwaffnende Lebensfreude und der unerschütterliche Optimismus holen den alten Mann aus seiner düsteren Gedankenwelt heraus und schenken ihm wieder mehr Lust am Dasein. Sein Selbstmordversuch fällt deshalb eher halbherzig aus, hat mehr etwas von einem Hilferuf, den Pauline sehr wohl als solchen erkennt.

Die Tanzlehrerin ist möglicherweise jene Tochter, die Matthew sich immer gewünscht hat. Zu den eigenen beiden Kindern, die nach dem Suizidversuch aus den Staaten herbeieilen, hat er nie eine richtige Beziehung aufbauen können. „Ich wollte keine Kinder“, sagt er Sohn Miles (Justin Kirk) noch heute offen ins Gesicht, „eure Mutter alleine hätte mir gereicht.“

Mit ein wenig Beklommenheit sieht man hier einen Generationenkonflikt aufbrechen, wie man ihn vor allem aus amerikanischen Filmen zur Genüge kennt. Das eigentlich Besondere dieses Films rückt damit automatisch in den Hintergrund: Diese ganz besondere Beziehung, die sich zwischen dem ungewöhnlichen Paar Matthew und Pauline aufbaut, ihre gemeinsamen Spaziergänge durch Paris, ihre Mittagessen im Park, ihre Reise aufs Land. Der Regisseurin gelingen da ganz wunderbar verträumte Passagen von unschuldiger Zuneigung und Gemeinsamkeit, die den Altersunterschied der beiden zeitweise völlig vergessen machen.

Auch hier siegt die Vernunft

Man könnte dem Beieinander dieser beiden Schauspieler einfach immer weiter zuschauen – hier der wunderbare Old-School-Vertreter Michael Caine, dort die zum Verlieben schöne Clémence Poésy. Doch leider siegt auch hier eine Dramaturgie der Vernunft über das träumerische Moment des Films. Matthews Sohn, gerade frisch geschieden, scheint nur deshalb derart intensiv eingeführt worden zu sein, um sich in Pauline zu verlieben und seinem Vater die Last einer nach außen doch eher „unziemlich“ wirkenden Beziehung abzunehmen. Matthew nimmt diesen Zugriff des Rationalen zur Kenntnis und verabschiedet sich auf seine Weise. Große Momente eines großen Schauspielers.

Wertung: 3 von 5