Los Angeles. Johnny Depp und Gore Verbinski machten mit drei «Pirates»-Filmen Furore. Jetzt wechselt das Erfolgsduo das Genre und liefert mit «Lone Ranger» einen Action-Western ab.
Johnny Depp hat die Weltmeere gegen die weite Landschaft des Wilden Westens eingetauscht. Statt Piratentuch trägt er Federn und eine tote Krähe auf dem Kopf. Der schwarzäugige Captain Jack Sparrow hat nun schwarze Streifen im weiß bemalten Gesicht. Er hat sich verwandelt in den Indianer Tonto, den wortkargen Begleiter und oft Retter des «Lone Ranger».
In seinem Wild-West-Abenteuer ist der «Fluch der Karibik»-Star einer Sache treu geblieben: «Pirates»-Regisseur Gore Verbinski und die Drehbuchautoren Ted Elliott und Terry Rossio sind erneut an Depps Seite. Das garantiert aufwendige Actionszenen, teure Spezialeffekte und augenzwinkernden Humor.
«Lone Ranger» wagt sich an eine amerikanische Ikone
Depp und Verbinski wagen sich mit dem Western «Lone Ranger» an eine amerikanische Ikone. Der maskierte Gesetzeshüter ritt schon in den 1930er Jahren als Held von Radio-Hörspielen durch den Wilden Westen. In den 50er Jahren brachte der Texas Ranger dann im Fernsehen Verbrecher zur Strecke, begleitet von dem treuen Tonto, der damals kaum etwas zu sagen hatte. Das Bleichgesicht war der Held, die Rothaut nur ein Sidekick.
Fast nostalgisch steigt Verbinski in das Spektakel ein. 1933 in San Francisco, die Golden Gate Brücke ist noch im Bau. Ein kleiner Junge besucht eine Wild-West-Show, hinter der Glasscheibe eines Schaukastens wird plötzlich ein uralter Indianer lebendig. Der runzelige Depp, hinter dicker Kriegsbemalung kaum zu erkennen, erzählt seltsame Geschichten aus dem Jahr 1869 im fernen Texas.
Brutale Action vor grandioser Kulisse
149 Minuten lang geht es im «Lone Ranger» drunter und drüber. Verbinski zieht alle Register von Wild-West-Romantik, Buddy-Filmen und brutaler Action vor einer grandiosen Kulisse, wie man sie aus alten Hollywood-Western kennt. In einer scheppernden Eisenbahn kreuzt sich erstmals der Weg von Tonto und dem aufrechten Greenhorn John Reid, der als Anwalt in Texas für Recht und Ordnung sorgen will.
Armie Hammer, der in «The Social Network als Doppelrolle die Winklevoss-Zwillinge und in «J. Edgar» den treuen Assistenten von FBI-Direktor J. Edgar Hoover spielte, macht als Texas Ranger eine überraschend gute Figur.
Gemeinsam kämpfen sie gegen Bösewichte, von denen es im Wilden Westen genug gibt. Vom Banditen Butch Cavendish (William Fichtner), der einem toten Texas Ranger das Herz aus dem Leib reißt, bis zum korrupten Eisenbahntycoon (Tom Wilkinson), der ohne Rücksicht auf die Indianer die Schienen weiter gen Westen verlegt. Helena Bonham Carter mimt eine schießwütige Bordell-Lady, die aus dem Absatz ihres Porzellanbeins feuert.
Klischees mit Augenzwinkern
Als wortkarger Tonto stiehlt Depp allen die Show. Der «Lone Ranger» ist sein leidenschaftlicher Versuch, die Indianer in ein besseres Licht zu rücken. Es ärgere ihn, dass sie oft nur als brutale Wilde dargestellt werden, sagte der Hollywood-Star immer wieder in Interviews. Dabei verweist er stolz auf seine Abstammung von amerikanischen Ureinwohnern. Bei den Dreharbeiten nahm ein Comanche-Stamm den Schauspieler als Ehrenmitglied auf.
Doch es gab auch Kritik, warum ausgerechnet ein weißer Schauspieler den Indianer spielt und dabei so viele Klischees aufwärmt, wenn auch mit Augenzwinkern. Rückendeckung erhielt Depp unter anderem von Kevin Gover, Direktor des American Indian Museum und selbst ein Pawnee: «Depps Darstellung ist nicht beleidigend - nur etwas seltsam.»
Als überfrachteten Action-Mix bewerteten viele US-Kritiker den «Lone Ranger». An den Kinokassen blieb der teure Western deutlich hinter den Erwartungen zurück. Der Plot ist etwas wirr, doch den Fans von Popcorn-Movies, die schon an dem «Pirates»-Rollercoaster Spaß hatten, dürften auch beim «Lone Ranger mitlachen und mitzittern. Und vielleicht mehr nachdenken: Die Geschichte und das Schicksal der Indianer sind der ernste Hintergrund des Films. (dpa)