Essen. „Die Möbius-Affäre“ mit dem charismatischen Oscar-Preisträger Jean Dujardin in der Hauptrolle ist ein französischer Spionagethriller für Erwachsene. Es irritieren einzig die ernüchternd stumpfen Digital-Farben. Etwas mehr Chic hätte dem Film gut getan.

Der Alptraum eines Agenten ist es, wenn der Feind in den eigenen Reihen sitzt. Oder wenn der scheinbar klare Auftrag nur eine Finte eines übergeordneten Planes ist. Beide Szenarien treten ein im französischen Spionagethriller „Die Möbius-Affäre“.

Auch den talentiertesten Agenten können kleine Fehler unterlaufen, und dann kann eine brillante Karriere ganz schnell zu Ende sein. FSB-Agent Grégory Lioubov hat diesen Satz schon oft von seinem väterlichen Vorgesetzten Cherkachin zu hören bekommen. Aber seine Karriere ist in der Tat makellos und das soll auch beim nächsten Job so bleiben, als er in Monaco Ermittlungen gegen den dort residierenden Oligarchen Rostowski (Tim Roth) beginnt.

Eine Frau weckt sein Interesse, die neuerdings als Expertin für Geldwäsche für Rostowski tätig ist. Lioubov nimmt Kontakt mit ihr auf und rückt damit ins Visier seiner eigenen Leute. Er verliebt sich in die Frau. Er ahnt nicht, dass Alice als Agentin der CIA bei Rostowski eingeschleust wurde.

Ein charismatischer Jean Dujardin in der Hauptrolle

Eine ziemlich verzwickte Lage ist das, und dabei ist gerade erst die Ausgangssituation abgesteckt worden. Anderthalb Jahre nach „Dame, König, As, Spion“ greifen nun auch die Franzosen in das undurchdringliche, schmutzige Geschäft der Spionage ein.

Genau genommen machen sie das sehr oft, die Filme gelangen nur so gut wie nie ins Kino. „Die Möbius-Affäre“ aber profitiert davon, dass die Hauptrolle mit Oscar-Preisträger Jean Dujardin besetzt ist, dessen Charisma seit dem Oscar für „The Artist“ endlich auch international erkannt wird.

Dujardin hat ein schwarzes Feuer in den Augen, das ihn hart und unberechenbar macht. Dass er nun auch noch graumelierte Schläfen und Sechstagebart trägt, wäre eigentlich nicht nötig gewesen. Seine Partnerin ist die Belgierin Cecile de France, die wie eine Hausfrau wirkt, aber wenn sie ein Kleid anzieht, wird sie zur Hitchcock-Heldin.

Liebesszenen inspiriert von Steve McQueen und Faye Dunaway

Die Chemie zwischen den beiden Stars knistert spürbar, ihre Liebesszenen sind inspiriert von Steve McQueen und Faye Dunaway in „Thomas Crown ist nicht zu fassen“, von William Hurt und Kathleen Turner in „Heißblütig – kaltblütig“.

Alles um dieses Traumpaar herum ist Spionagethrill für Erwachsene, angelegt im desillusionierten Stile John le Carrés. Man lernt, dass nichts ist, wie es auf den ersten Blick scheint, und dass niemand seines Lebens sicher sein kann. Gerade Letzteres aber ist im Kino rar geworden, was diesen Film umso beunruhigender macht. Kalter Realismus durchatmet auch die wenigen Actionszenen. Hier wird nicht blindlings gedroschen. Wenn ein Schlag präzise gesetzt ist, dann verfehlt er seine tödliche Wirkung nicht.

Noch gefährlicher als Fäuste und Kugeln aber ist das menschliche Gehirn, das sich Winkelzüge auszudenken vermag, die fatalen Schaden anrichten können. Hier liegt der Kniff des Films und es ist nur zu bedauern, dass es zu betont glanzlos in Szene gesetzt wurde, in ernüchternd stumpfen Digital-Farben. Klar, es ist kein Bond-Film, aber etwas mehr Chic hätte trotzdem nicht geschadet.

Wertung: Vier von fünf Sterne