Hamburg. “Smashed“ erzählt von einem jungen Paar, das den Absprung vom jugendlichen Partyleben nicht geschafft hat. Stattdessen gibt es sich weiter dem Feiern und dem Alkohol hin. Doch dann schafft Kate den Absprung und muss feststellen, dass nüchtern nicht alles besser ist.
Trinkerdramen erzählen in der Regel vom selbstzerstörerischen Handeln ihrer Protagonisten. Vom leidvollen Verlust von Beruf, Freunden, Identität. Andere hingegen feiern den exzessiven Alkoholkonsum geradezu als cooles Lebensmotto. «Smashed» ist irgendwie anders. Denn in dem Drama muss sich Kate von ihrem alten Leben verabschieden und wird dabei nicht zur strahlenden Siegerin über ihre Sucht. Auf dem Sundance Film Festival wurde das Werk mit dem Ehrenpreis der Jury ausgezeichnet.
Als Kate morgens aus der Dusche steigt, greift sie zur Bierflasche, die noch vom Vorabend dort zu stehen scheint. Kurz wechselt sie liebevoll, vertraute Worte mit ihrem Mann Charlie, der noch mit Kater im Bett liegt. Sie unterhalten sich darüber, dass sie ihn in der Nacht (im Suff) mal wieder angepinkelt hat. Wenig später steht Kate mit ihrem Auto vor ihrer Schule, nimmt noch einen Schluck aus der Flasche, bevor sie in ihre Klasse geht. Und da passiert es: Sie übergibt sich in den Papierkorb und die Grundschüler glauben, dass sie schwanger ist. Kate lässt die Kinder und ihre Direktorin in diesem Glauben.
Regisseur Ponsoldt beobachtet mit gnadenloser Ehrlichkeit
James Ponsoldts Drama «Smashed» beginnt unglaublich trostlos. Kate (Mary Elizabeth Winstead) und Charlie (Aaron Paul) scheint vor allem die Liebe zum Alkohol, zu Partys und zur Musik zu verbinden. Vielleicht haben sie auch einfach nicht den Absprung aus der jugendlichen Partyzeit geschafft. Charlie hat reiche Eltern und schlägt sich mit Schreibjobs durch, sie hat keine schöne Kindheit hinter sich, geht dafür voll in ihrem Job als Grundschullehrerin auf. Fast könnte man bei den beiden eine Spur von Bürgerlichkeit erkennen.
Doch das Leben dieses Paares ist beklemmend leer, und Regisseur Ponsoldt beobachtet sie gerade zu Beginn mit gnadenloser Ehrlichkeit. Charlie schläft beim Sex ein, Kate wacht eines Morgens in einem Pennerlager unter einer Brücke auf. Und irgendwann fällt Kate den Entschluss: So will sie nicht weitermachen. Ihr Kollege und Co-Rektor nimmt sie mit zu den Anonymen Alkoholikern. Ein Schritt, der dieser jungen, hübschen und teils auch etwas unbeholfenen Frau schwer fällt.
Der schwere Weg des seelischen Entzugs
Es folgt nicht der schwere Weg des körperlichen Entzugs, mehr des seelischen. Dabei bleibt Regisseur Ponsoldt allerdings seltsam an der Oberfläche. Kates Mutter, selbst eine Frau mit tragischer Alkoholvergangenheit und aktuellen Alkoholproblemen, warnt das Paar: «Seid vorsichtig, es kann alles verändern.» Das tut es dann auch und Kate muss schmerzlich feststellen, dass das Leben ohne Alkohol nicht nur besser, schöner ist. Und doch ist sie «dankbar für dieses wahnsinnige, langweilige Leben».
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Ihren Mann hat sie da schon verlassen, ihren Job verloren. Letzteres allerdings nicht, weil sie den Schulalltag nicht mehr bewältigen kann, sondern weil ihre Direktorin ihr die Lüge mit der Schwangerschaft nicht verzeiht. Irgendwie findet Drehbuchautor und Regisseur Ponsoldt allzu einfache Antworten auf die Tragik dieses Lebens. Zum Schluss mutet so manche Szene wie ein Werbefilm der Anonymen Alkoholiker an. Auch das bezaubernde und zugleich eindringliche Spiel von Mary Elizabeth Winstead kann das nicht wettmachen. (dpa)