Essen. Mit Mitte 40 zeigt sich Sandra Bullock von einer neuen Seite. Biestigkeit, Slapstick und ein bisschen nackte Haut gehören dazu: Ein Interview zum Deutschland-Start ihres neuen Films "Selbst ist die Braut".
Mit „Speed" wurde sie berühmt, es folgten Erfolge wie „Während du schliefst" und „Miss Undercover". Mit ihrer jüngsten Komödie „Selbst ist die Braut" schaffte es Sandra Bullock erneut an die Spitze der US-Charts. Als Tochter einer deutschen Opernsängerin und eines amerikanischen Gesangslehrers verbrachte Sandra ihre ersten zwölf Jahre in Nürnberg. Nach dem Umzug in die USA folgten Schauspielstudium und diversen Bühnenrollen, bevor 1993 die große Karriere in Hollywood begann, die bis heute skandalfrei anhielt. Inzwischen besitzt Sandra Bullock nicht nur eine eigene Produktionsfirma, sondern auch eine Bäckerei. In München hielt das „Frankenmädel" in gewohnter Fröhlichkeit Hof vor der Presse – wir waren dabei.
Gab es besondere Vorbereitungen für den Film? Immerhin gibt es eine kleine, feine Nacktszene darin.
Sandra Bullock: Ich war vorher heimlich erst einmal beim Schönheitschirurgen (lacht). Nein, ich habe überhaupt nichts besonderes getan. Allerdings habe ich auch erst sehr spät erfahren, dass ich diesen Film mit Ryan Reynolds, dem „sexiest man" von Amerika machen werde – hätte ich das früher gewusst, wäre ich sicher sehr viel nervöser gewesen. (lacht) Was die Nacktszene angeht, so glaube ich kaum, dass eine nackte Sandra Bullock die Zuschauermassen in die Kinos lockt. Schön, wenn mein nackter Körper einigen Leuten gefällt - oder auch wenn sie darüber lachen.
Dass Sie gar nichts für Ihr Aussehen tun, mag man kaum glauben…
Sandra Bullock: Es ist natürlich nützlich, dass man ins Fitness-Studio geht. Und dass man auf Nudeln und Eiskaffee besser verzichtet. Ganz besonders auf Bratwürste – die ich mir heute wieder einmal zum Lunch gegönnt habe. Im Ernst: Vor Dreharbeiten muss man wirklich auf all diese verführerischen Sachen verzichten, die man so gerne isst.
Sie sind bekannt für Ihre Freundlichkeit – wie war es, das harte Biest zu geben?
Bilder zum Film
Deutscher Kinostart: 20. Juli 2009
Regie: Anne Fletcher
Darsteller: Sandra Bullock, Ryan Reynolds, Mary Steenburgen, Craig T. Nelson, Betty White u.a.
Sandra Bullock: Sie dürfen nicht vergessen, dass ich Schauspielerin bin – und immer nur so tue, als ob ich freundlich wäre, insbesondere vor der Presse. Bei mir zu Hause bin ich so böse wie die Margaret aus dem Film – bei diesem Dreh musste ich mich endlich einmal nicht verstellen (lacht). Aber im Ernst: Ein bisschen Zicke steckt doch in jedem von uns – das muss man vor der Kamera einfach nur hervorkitzeln.
Diese Komödie lebt auch vom körperorientierten Slapstick. Hat der Ballett-Unterricht in der Jugend geholfen?
Sandra Bullock: Diese Ausbildung bewahrt einen bestens vor Verletzungen. Mein Vater hat sich zwar immer lustig gemacht, warum ich trotz meiner ganzen Tanzkurse nicht sehr aufrecht gehen würde. Dafür habe ich mit Sicherheit gelernt, wie man richtig fällt und wie man seinen Körper einsetzt.
Stimmt es, dass Sie die Bezeichnung „romantische Komödie" gar nicht mögen?
Sandra Bullock: Ich mag den Ausdruck deshalb nicht, weil sich dieses Genre ungünstig entwickelt hat. In den 30er- und 40er-Jahren waren das brillante Filme – nur nannte sie niemand so. Es waren vielmehr Komödien, die eben romantische Elemente besaßen. Dieser Schwerpunkt auf dem Komischen fehlt mir heute. Und genau das wollten wir bei unserem Film bieten: Erst kommt der Spaß und dann die Romantik!
Wie halten Sie es mit dem Heiraten?
Sandra Bullock: Hochzeiten waren für mich lange nur ein technischer Vorgang. Das hat vielleicht mit meiner strengen Mutter zu tun, die mir sagte: „Geh deinen eigenen Weg, verdiene deinen eigenen Unterhalt und heirate nie wegen Geld."
Stimmt es, dass Sie sich um einen deutschen Pass bemühen?
Sandra Bullock: Ich würde sehr gern einen deutschen Pass bekommen, das wäre ein schönes Gedenken an meine Mutter. Meine Schwester und ich sind deshalb gerade dabei herauszufinden, wie man diese doppelte Staatsbürgerschaft bekommen kann.