Essen. . Zehn Jahre hat es gedauert, bis man sich zu einem dritten Teil des Alien-Spektakels „Men in Black“ aufgerafft hat. Drauf gewartet hat man sicher nicht, im Grunde war alles erzählt. Doch Regisseur Barry Sonnenfeld schafft das Kunststück eines gelungenen Films.
Im Kino kommt man derzeit nicht raus aus der Retro-Schiene. Tim Burtons „Dark Shadows“ feiert das Fernsehen der frühen Siebziger, Wes Andersons „Moonrise Kingdom“ weckt Sehnsucht nach den Sechzigern. Und nun treten auch die „Men in Black“ bei ihrem Leinwand-Comeback in 3D die Zeitreise rückwärts an. Der Showdown steigt am 16. Juli 1969 auf Cape Caneveral, dem Tag, an dem Apollo 11 Richtung Mond abhebt.
Mit geschicktem Kniff zum Prequel
Zehn Jahre nach dem letzten Film hat man sich also entschlossen, mit einem geschickten Kniff aus der Nummer 3 eine Art Prequel zum bisher Gesehenen zu machen. Aber das ist es längst nicht allein, was die müden Erwartungen an einen dritten Film fast in Entzücken verwandelt. Es ist vielmehr die Tatsache, dass Stamm-Regisseur Barry Sonnenfeld nicht zum müden Routinier geworden ist, sondern immer noch bereit ist, eine verrückte Geschichte mit verblüffender Logik zu servieren.
Der Grundkurs für Spätgeborene: Die Agenten K (Tommy Lee Jones) und J (Will Smith) arbeiten für eine geheime Agency, die sich um den wachsenden Strom von Aliens kümmert, der die Erde heimsucht. Und für den Fall, dass einfache Bürger Zeugen von grotesken Einsätze gegen noch groteskere Wesen werden sollten, hat die Agentur einen Stick, der Erinnerungen an solche Begebenheiten tunlichst auslöscht.
Ziemlich stämmiger Brocken
Die Tragikomödie mit vielen Rassen und zwischen den Zeiten beginnt mit dem Ausbruch des Bogloditen Boris („Das Tier“) aus einem Hochsicherheitsknast auf dem Mond. Bogloditen sind ziemlich stämmige Brocken und zeichnen sich durch gefährliche Parasiten aus, die in ihren Handflächen leben. Agent K hat ihm einst bei der Festnahme einen Arm weggeschossen, weshalb er nun Rache schwört. Er will in der Zeit 40 Jahre zurückgehen, um K so frühzeitig zu liquidieren, dass der Arm gar nicht erst in Gefahr gerät. Der Plan scheint zu funktionieren, denn der K der Gegenwart wird von jetzt auf gleich weggesogen aus seiner Realität.
Blick in die Wohnzimmer
Wie nun sein Partner J sich ebenfalls auf den zeitlichen Rückweg begibt, um das Schlimmste ungeschehen zu machen, das gerät zum Herzstück von „Men in Black 3D“, bei dem man sich das Dreidimensionale, wie so oft, ruhig hätte schenken können. Man verliert zwar Tommy Lee Jones aus den Augen, der allein durch Stillsitzen mit unbewegter Miene Komik erzeugt. Dafür findet man Josh Brolin, der den Alien-Jäger mit bemerkenswertem Ergebnis in seinen jungen Jahren darstellt. Nicht Ähnlichkeit ist Trumpf, mehr schon ist es Brolins Sprechweise und die Gestik, die Jones immer gegenwärtig sein lässt.
Überdimensionale Köpfe
Sonnenfeld und sein Team gehen ungemein liebevoll mit dem Stoff um. Die Aliens der Hippie-Zeit etwa hat man den Vorstellungen angepasst, die damals durch das Kino geprägt wurden – vor allem also überdimensionale Köpfe, durchzogen von starkem Aderwerk. Man macht einen Abstecher in die legendäre „Factory“ von Andy Warhol, bei dem die wahre Profession dieses Künstlers nun endlich enttarnt wird. Es spricht für den kauzigen Humor des Films, dass all das Künstlervolk um Warhol herum sich auf den ersten Blick nicht sehr viel von den auftretenden Aliens unterscheidet.
Es ist Popcornkino der sorgfältigen Art. Manchmal meint man gar, sich gespiegelt zu sehen. Immer dann, wenn Sonnenfeld in diverse amerikanische Wohnzimmer blickt, wo zwischen den kräftigen Farben jener Jahre Menschen voller Spannung auf den Start von Apollo 11 warten. Sie ahnen gar nicht, was sich da noch kurz vor dem Start alles abspielt.