Essen. In seinem erschreckend aktuellen Spielfilmdebüt “Kriegerin“ erzählt der in Gelsenkirchen geborene Regisseur David Wnendt vom Schicksal zweier junger Frauen im rechtsextremistischen Umfeld.
Man könnte den Starttermin von David Wnendts erstem Kinofilm „Kriegerin“ auch eine Punktlandung nennen. Denn ein Film über die jugendliche Neonazi-Szene in Ostdeutschland interessiert nach dem Auffliegen der Terrorzelle „Nationalsozialistischer Untergrund“ mehr denn je. Hinzu kommt noch, dass es dem aus Gelsenkirchen gebürtigen Filmemacher hier vor allem um die militanten Frauen in diesem rechtsextremen Umfeld geht, ein bisher wenig beleuchtetes Kapitel.
Wnendts Protagonistin heißt Marisa (starker Auftritt: Alina Levshin), ist eine Frau Anfang 20 und grölt „Holocaust Reloaded“ genauso begeistert mit wie die dumm- trunkenen Glatzen um sie herum. In der Rotte fühlt sie sich wohl, da schlägt sie kräftig mit drein, wenn es gegen Migranten geht oder einfach nur gegen Leute, bei denen die rechten Skins einen herablassenden Blick gesehen haben wollen. Marisa hängt mit Sandro (Gerdy Zint) zusammen, der gerade mal wieder aus dem Knast kommt und schnellen Sex unter der Hakenkreuzfahne liebt.
Voller Elan in die rechte Szene
Als Marisa schließlich die 15-jährige Svenja (Jella Haase) bei einer Nazi-Party trifft, begegnen sich bereits zwei Frauen in entgegengesetzter Richtung. Svenja taucht mit vollem Elan in die rechte Szene ein, um sich von einem miefigen Elternhaus und einem sadistischen Stiefvater zu befreien. Marisa jedoch beschleichen nach einem Zusammenstoß mit zwei afghanischen Brüdern bereits erste Zweifel an ihrem besinnungslosen Tun.
„Kriegerin“ ist ein starker Film, wenn er sich ganz auf seine beiden weiblichen Figuren einlässt, denen Wnendt zumindest grobkörnig noch eine Motivation für ihr Verhalten zubilligt. Die Szene selbst wird in dieser Hinsicht wenig erforscht, da reichen die üblichen Klischees – saufende Brutalos, die sich mit viel NS-Folklore einen neuen Endsieg gegen so ziemlich alles herbeischreien.