Essen. . Der gute alte Western bekommt Besuch vom anderen Stern: „Cowboys & Aliens“ mit Harrison Ford und Daniel Craig ist eine ziemlich abgedrehte Wiederbelebung des klassischen Kinogenres mit Starbesetzung.

Es gab Zeiten, da hatte man den Western schon zum Untoten erklärt. Ein Genre, totgeritten von zahllosen John-Wayne-Epigonen, zersiebt im endlosen Kugelhagel der Spaghetti-Western, aufregend wie ein zahnloser Zombie. Aber dann sattelt doch immer wieder einer beherzt die Pferde und schickt die re­animierten Cowboys zurück in die Zukunft.

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„Cowboys & Aliens“, der neue, auf einer Comicvorlage basierende Film von Jon Favreau („Iron Man“), nimmt die Aufgabe dabei ganz wörtlich und verquickt Science-Fiction-Elemente mit den klassischen Sheriffstern-Konflikten. Das Böse kommt in die Stadt, bedroht Männer, Frauen, Kinder, wird gnadenlos gejagt und am Ende seiner gerechten Bestrafung zugeführt.

Wobei das Böse hier mit seltsamen Flugkörpern mitten ins 19. Jahrhundert hineinkracht und das 9/11 dieses Westernkaffs uns nicht nur deshalb stellenweise sehr gegenwärtig vorkommt, weil eine Selbstmordattentäterin die glitschigen Invasoren am Ende dorthin zurückbefördert, wo sie hergekommen sind: in die Umlaufbahn.

Kreischende Alien-Attacken und effektvolle Schießereien

Wer will, kann diesen politischen Subtext zwischen all den kreischenden Alien-Attacken und effektvollen Schießereien lesen. Man kann die kuriose Kombination von rauchenden Colts und menschenjagenden Ufos aber auch nur als Mittel zum Zweck sehen, eine möglichst große Publikumsschnittmenge mit diesem komisch-trashigen und ziemlich unterhaltsamen Blockbusterkino abzugreifen.

Ganz neu ist die die Verquickung zweier großer Kinomythen ohnehin nicht. Schon vor Will Smith in „Wild Wild West“ haben amerikanische Kuhhirten immer mal wieder Bekanntschaft mit seltsamen Geschöpfen wie vom anderen Stern gemacht. Und von Dekonstruktion will man im Zusammenhang mit Favreaus kurioser Genre-Kombi schon gar nicht reden. Trotzdem ist sein extraterrestrischer Western ein Beispiel dafür, wie man das wohl amerikanischste aller Filmgenres ins 21. Jahrhundert übertragen kann, ohne es der Ironie allein zu überlassen.

Dies ist nicht der Hut von Indiana Jones: Harrison Ford in „Cowboys & Aliens
Dies ist nicht der Hut von Indiana Jones: Harrison Ford in „Cowboys & Aliens". Foto: Paramount © Paramount Pictures

Und dass es Favreau ernst meint mit seinen SciFi-Cowboys, sieht man schon den Hauptdarstellern an. Harrison Ford spielt den herrschsüchtigen, brummbärigen Rin­derbaron fast regungslos, ohne ein noch so kleines Augenzwinkern und schafft es doch, der Figur so etwas wie Entwicklung abzuringen. Und Daniel Craig, dessen freigelegte Brustmuskulatur zu beobachten auch hier abwechslungsreicher ist als das Studium der Gesichtszüge, erweist sich in seiner Minimalmimik einmal mehr als Bestbesetzung. Sein finster dreinblickender Fremdling mit der seltsamen Metallspange am Handgelenk ist nach James Bond eine weitere Spielart des Vorzeigemachos, der nach bewährter John-Wayne-Devise verfährt: Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss. Zur rechten Zeit die Waffe ziehen, beim Wundenflicken die Zähne zusammenbeißen und den Tod einer schönen Frau rächen.

Breitbeinig, unbeirrt

So kämpfen sie in dieser Western-Fantasy gegen alles und jeden: Gegen die Gier nach Gold, die das Unglück erst anzieht. Gegen den Einfall des Fremden, das sie dann doch alle zusammenschweißt -- die Weißen und die Rothäute, die Alten und die Jungen, die Haudegen und die Hasenfüße. Und natürlich gegen die Zeit, die im Action-Überschwang und 3D-Brillenwahn irgendwann womöglich doch ein seit Jahrzehnten angestammtes Revier verloren geben könnte: den Wilden Westen. „Cowboys & Aliens“ stellt sich dagegen. So breitbeinig und unbeirrt, wie es eben nur Cowboys können.

True Grit

True Grit. © Paramount Pictures
True Grit. © Paramount Pictures © Lorey Sebastian
True Grit. © Paramount Pictures
True Grit. © Paramount Pictures © Lorey Sebastian
True Grit. © Paramount Pictures
True Grit. © Paramount Pictures © Lorey Sebastian
True Grit. © Paramount Pictures
True Grit. © Paramount Pictures © Lorey Sebastian
True Grit. © Paramount Pictures
True Grit. © Paramount Pictures
True Grit. © Paramount Pictures
True Grit. © Paramount Pictures © Lorey Sebastian
"True Grit"-Premiere in New York. © Paramount Pictures © Dave Allocca/Startraksphoto.com
"True Grit"-Premiere in New York. © Paramount Pictures © Dave Allocca/Startraksphoto.com
"True Grit"-Premiere in New York. © Paramount Pictures © Dave Allocca/Startraksphoto.com
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"True Grit"-Premiere in New York. © Paramount Pictures © Dave Allocca/Startraksphoto.com
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