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Harry Potter und das Ende der Verfilmungen: Mit Teil zwei von „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ endet das cineastische Epos um die Magie des Miteinanders nach der Bestseller-Vorlage von J.K. Rowling - ab 14. Juli im Kino.
Er ist zurück. Da steht Harry Potter, die lebende Legende, wieder im Internat Hogwarts, kehrt heim an den Ort, an dem alles begann. Er braucht Hilfe, um einen der verzauberten Horkruxe zu finden – darin verbirgt der finstere Lord Voldemort Teile seiner Seele. Die Schüler jubeln: Harry, was suchen wir? Doch der magische Messias steht da und sagt: Ich weiß es nicht.
War je ein Retter menschlicher als dieser zaudernde Zauberer? Hat je ein Epos die magische Kraft unbedingter Gemein- und Gefolgschaft betörender besungen? Es ist diese Szene inmitten eines monumentalen Werks, bei der die 3D-Brille die ganze Spannbreite ihrer Wirkung beweist, weil sie Tränen der Rührung unsichtbar macht.
„Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“, der siebte und letzte Teil des Bucherfolgs von J.K. Rowling, kommt in der Verfilmung von David Yates zweigeteilt daher. Teil eins des Finales war ja dunkel und leer: Harry (Daniel Radcliffe), Ron (Rupert Grint) und Hermine (Emma Watson) zogen durch eine öde, vom Bösen verwüstete Landschaft und stritten darüber, wie besagten Horkruxen beizukommen sei. Eifersucht und Misstrauen herrschten. Ihre Mitstreiter vom „Orden des Phönix“ waren in alle Winde zerstreut.
Teil zwei hingegen - ab Donnerstag, 14. Juli im Kino - bietet im fulminanten Finale noch einmal alles an Personal auf, was die Harry-Potter-Saga je zu bieten hatte. Gleich zu Beginn schreckt uns eine Großaufnahme des schlangengesichtigen Voldemort (Ralph Fiennes): Er hat den Elderstab aus dem Grab des weisen Schulleiters Albus Dumbledore an sich gebracht. Dieser Zauberstab ist eines der drei Heiligtümer des Todes, die größtmögliche Macht verleihen. So beginnt die letzte, elementare Schlacht zwischen Gut und Böse.
Drachen und Riesen
Zunächst dringen Harry, Ron und Hermine in die Bank Gringotts ein, um einen weiteren Horkrux zu stehlen. Wie sie dort in einem Wägelchen die Felsen hinabsausen, gegen einen Drachen kämpfen und auf dessen Rücken einem Inferno entkommen – das stimmt ein auf die Massenschlacht, die sich wenig später in Hogwarts entspinnt. Dort stellen sich die Mitstreiter Harrys tapfer Schulleiter Severus Snape (Alan Rickman) entgegen, der einen Überwachungsstaat installiert hat. Im actionreichen Getümmel fliegen uns Todesser entgegen, stampfen steinerne Wächter und Riesen, krabbeln riesige Spinnen – und küssen sich zart Ron und Hermine, Harry und Ginny, Rons Schwester (Bonnie Wright). Die Liebe in Zeiten des Voldemort.
Überraschender sind da schon jene großen Gefühle, die sich im Herzen Snapes regen: Der vermeintliche Verräter stand nun doch stets auf der Seite der Guten – weil er einst Harrys Mutter Lily liebte. Dass derart menschliche Regungen immer noch der größte Zauber sind, ist eine der Weisheiten, die die Potter-Romane so liebenswert machen; hier arbeitet sie der Film noch einmal sehr schön aus.
Harry Potter
Das bezaubernde Kopfkino hat zu einem würdigen Abschluss gefunden
4,4 Milliarden Euro
Von Harry-Potter-Büchern wurden bislang weltweit 400 Millionen Exemplare in 70 Sprachen verkauft. Die Filme haben 4,4 Milliarden Euro eingespielt. Der erfolgreichste war bislang der Auftakt „Harry Potter und der Stein der Weisen“ (681 Millionen Euro), auf Platz zwei landet schon die erste „Heiligtümer des Todes“-Folge (660 Mio.). Am schwächsten lief „Der Gefangene von Askaban“ (2004).
Ein weiteres entscheidendes Detail der verschlungenen Harry-Saga geht leider im Film unter, was bei allem Verständnis für viele der Straffungen doch schade ist: die doppelbödige Rolle des tollpatschigen Neville Longbottom. Denn so steht es ja im Buche: Hätte Voldemort die Prophezeiung, die dem Epos zugrunde liegt, anders gedeutet, dann hätte er Neville zu seinem Gegenspieler erkoren! Dass Rowling am Ende ihrer Millionenseller-Reihe mal eben andeutet, der ganze Harry-Hype hätte ebensogut einem dicklichen Jungen mit Pickeln gelten können, das ist schon feine Ironie für Fortgeschrittene.
„Passiert das alles in meinem Kopf, oder ist es wahr?“ Das fragt kurz vor Ende des Parallelwelt-Spektakels ein nahezu toter Harry Potter, der in einer Art Zwischenreich auf Dumbledore trifft. Dessen Antwort: „Es passiert in deinem Kopf, und es ist wahr.“ Harry Potter, dieses bezaubernde Kopfkino über die Magie des Miteinander, hat zu einem würdigen Abschluss gefunden – welches die 3D-Brille fast wirklicher als die Wirklichkeit scheinen lässt. Nur die Staubflocken, die am Ende von Lord Voldemort übrig blieben, die hätten uns nicht unbedingt derart plastisch um die Nase wehen müssen.