Essen/London.. Der Abschluss der Zauberer-Saga feiert an diesem Donnerstag Weltpremiere in London. Das actiongeladene Finale bildet den Schlusspunkt einer 15-jährigen Ära mit sieben Büchern und acht Filmen, die Millionen Fans weltweit in ihren Bann schlugen - ein Rückblick.
Heute also geht es zu Ende. Jedenfalls filmisch. Ein letztes Mal werden sie vorfahren, Daniel Radcliffe, Rupert Grint und Emma Watson. Harry, Ron und Hermine. Werden vor dem Kino am Londoner Trafalgar Square, wo schon seit Tagen wieder kostümierte Fans campieren, über den roten Teppich schreiten zur offiziellen Weltpremiere von „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes – Teil 2“ (Deutschlandstart: 14. Juli). Leichten Regen wollen britische Meteorologen am Abend nicht ausschließen, Blitzlichtgewitter sind garantiert. Pottermania. Noch einmal.
Kann 1995 keiner ahnen, als Joanne K. Rowling, damals gerade 30 Jahre alt, frisch geschieden und allein erziehend jeden Tag in ein Edinburgher Café kommt und stundenlang an einem Espresso nippt, weil sie nicht genug Geld hat, ihre Wohnung zu heizen. „Ich habe mich erniedrigt und wertlos gefühlt“, erinnert sie sich später an diese Zeit, in der sie mit einer Hand einen alten Kinderwagen, in dem ihre Tochter schläft und mit der anderen Zeilen auf Papier kritzelt.
Ein Jugendbuch entsteht dabei. Von einem kleinen Waisenjungen, der magische Kräfte hat und von einem bösen Lord erzählt es. Von geheimen Bahnsteigen, sprechenden Hüten und einem Zauberinternat erzählen sie und von einem Sport, bei dem die Spieler auf fliegenden Besen einen fliegenden Ball jagen. Eine Idee, die ihr bereits Jahre zuvor während einer Zugfahrt gekommen ist.
Rowling ist die erste Schriftstellerin, die eine Milliarde Dollar mit Büchern verdient hat
Lange will das niemand drucken. Rowling erhält Absage auf Absage. Bis Bloomsbury Publishing sich erbarmt und 500 Exemplare von „Harry Potter und der Stein der Weisen“ druckt. Viel Hoffnung macht man sich im Verlag offenbar nicht. „Suchen Sie sich einen Job“, rät man der Autorin. „Vom Kinderbuchschreiben alleine werden Sie nicht leben können.“ Zehn Jahre später ist Rowling die reichste Frau des britischen Königreiches geworden und die erste Schriftstellerin, die eine Milliarde Dollar mit Büchern verdient hat.
Mund-zu-Mund-Propaganda hat den Magier mit der Narbe immer bekannter gemacht, überschwängliche Kritiken der ersten Bände haben den Rest erledigt. Als Band vier „Harry Potter und der Feuerkelch“ erscheint, bilden sich erstmals lange Schlangen vor den Buchläden. Und längst sind es nicht mehr nur Jugendliche mit spitzen Hüten, Umhängen und Zauberstäben, die da anstehen, sondern auch ihre Eltern. Binnen Tagen sind nun auch die Filmrechte verkauft, die jahrelang gelegen haben wie Heizdecken im Hochsommer.
Eigener Freizeitpark
Von da an gibt es kein Halten mehr. Mit jedem neuen Band der immer düsterer werdenden Serie steigt die Startauflage. 450 Millionen Mal haben sich die sieben Romane der Reihe bisher verkauft, knapp 4,5 Milliarden Euro die Filme eingespielt. Harry Potter prangt auf Taschen und T-Shirts, es gibt ihn als Lego-Figur und für jede Video-Konsole. Seit 2010 hat der Knabe sogar einen eigenen Vergnügungspark in Florida, in den während der ersten Saison rund 1,7 Millionen Menschen strömten. Und Ende dieses Monats öffnet unter pottermore.com Hogwarts auch im Internet seine Tore.
Viel Gutes hat der junge Potter bewirkt. Schon weil er eine ganze Generation zum Lesen gebracht hat und so den Weg ebnete für Tintentode und Twilight-Vampire. Aber – auch das muss man mal schreiben – es gibt auch Schattenseiten.
Harry Potter
Kleine Muggel-Kinder sind manchmal ganz durcheinander geraten durch all die Zaubereien. Zum Beispiel der dreijährige Charlie Thomas aus England. Hat sich auf der Straße einen dieser gestreiften Pylone auf den Kopf gesetzt, weil er dachte, es sei ein Zauberhut. Leider saugte sich das Teil dann fest, was nicht nur beim Schlafen hinderlich war. Auf magische Hilfe musste Charlie verzichten. Stattdessen kam die Feuerwehr, um den Kleinen zu befreien.