Essen. . Wenn es im Kino um Jobverlust geht, dann denkt man an soziale Not und Ausgrenzung. John Wells zeigt in „Company Man“ mit Ben Affleck und Tommy Lee Jones die psychische Beschädigung von Top-Managern, die nach der Entlassung in die Sinnkrise stürzen.

Bobby Walker ist jemand, der auftrumpfen kann: mein Haus, mein Konto, meine Frau, meine Kinder, mein Porsche. Doch dann ist plötzlich alles vorbei und Bobby fällt in ein tiefes Loch. Als leitender Angestellter bei einem Bostoner Schiffsbaubetrieb hatte er sich unangreifbar gefühlt, hatte täglich eher schon mit einer weiteren Beförderung gerechnet. Stattdessen erhält er nun im Zuge der internationalen Finanzkrise mit vielen Kollegen die Entlassungspapiere. Der smarte Aufsteiger fühlt sich plötzlich wie ein Paria – Haus weg, Porsche weg, das Kainsmal des Verlierers auf der Stirn.

Bobby, mit großer Zurückhaltung verkörpert von Ben Affleck, ist die zentrale Figur in „Company Men“, der ersten Regiearbeit des Produzenten John Wells („ER“, „The West Wing“). Der gibt hier gar nicht erst vor, Mitleid erzeugen zu wollen für die Business-Exemplare des oberen Managements, denn tatsächliche Not muss hier zunächst keiner leiden. Wells geht es mehr um die psychischen Verwundungen der Anzugträger, um die wachsenden Minderwertigkeitskomplexe. Wir sehen Menschen, für die bereits der Verlust der Golfclub-Mitgliedschaft ein weiterer Schritt in Richtung Gosse ist.

Altmodische Vorstellungen

Für den exklusiven Kreis der Nobel-Arbeitslosen stehen ihm großartige Schauspieler zur Verfügung. Tommy Lee Jones spielt Gene McClary, den einstigen Mitbegründer der Firma, der inzwischen erkannt hat, dass seine alte Firma nichts anderes mehr fabriziert als Profitmaximierung und immer noch mehr Geld. Seine altmodischen Vorstellungen von sozialer Gerechtigkeit wirken in diesem Umfeld nur störend. Der Rauswurf kann seinen unzerstörbaren Optimismus dennoch nicht stoppen: Mit seinem Glauben an eine zweite Chance schenkt Wells uns am Schluss immerhin so etwas wie ein mögliches Happy End. Phil Woodward (wie ein geprügelter Hund: Chris Cooper) kann das nicht trösten. Erst macht er seiner Verbitterung Luft, indem er völlig hoffnungslos mit Steinen auf die Fenster seiner Firma zielt. Dann sucht er ein Ende ganz für sich allein.

In der Not wächst das Profil

„Company Men“ wirkt seltsam grau, so wie anfangs auch seine Protagonisten, die erst in der Not an Profil zulegen. Es ist kein Film der großen Emotionen, es ist eher ein Film des genauen Beobachtens von Menschen, die wie heimatlos wirken. Mit dem erdigen Kevin Costner als Schreinerei­besitzer Jack Dolan liefert Wells auch den Gegenentwurf zum Angestelltendasein. Ehrliche Arbeit, natürlich von Hand, macht den Menschen nicht zum Spielball von Profiten. Sein Schwager Bobby jedenfalls lernt bei ihm, wie das Leben auch sein könnte.