Paris. .
Mittwoch starten die 64. Filmfestspiele in Cannes. Der neue Film von Woody Allen eröffnet das Festival, erwartet werden Angelina Jolie, Brad Pitt, Johnny Depp und Catherine Deneuve, Robert DeNiro sitzt der Jury vor - da lässt sich die Abwesenheit von Carla Bruni gut verschmerzen.
Adieu tristesse: Die Filmfestspiele in Cannes werden Mittwochabend einen Auftakt nach Maß erleben. Woody Allen, dreifacher Oscar-Preisträger Woody Allen und US-Kultregisseur, präsentiert seine Komödie „Midnight in Paris“. Ein Eröffnungsfilm, von dem sich Kritiker ein neues Meisterwerk versprechen und der allein schon durch die flüchtige Mitwirkung der berühmten Gelegenheitsschauspielerin Carla Bruni für reichlich Gesprächsstoff sorgt.
Der lange Schatten, der sich im bleiernen Krisenjahr 2010 noch über Cannes ausgebreitet hatte, scheint vertrieben. Zur Erinnerung: Wenige Tage vor Beginn des Spektakels war ein verheerender Orkan gegen die malerische Côte d’Azur geschlagen und hatte zwischen Nizza und Cannes eine breite Schneise der Zerstörung hinterlassen. Zudem hielt sich das Interesse der VIPs arg in Grenzen, und auch der künstlerische Höhepunkt, nämlich die Goldene Palme für einen Thailänder namens Apichatpong Weerasethakul, sorgte eher für Verdruss als für Applaus.
Die 64. Auflage des Filmfestivals verspricht hingegen eine fulminante Rückkehr zu altem Glanz und Glamour, zu einem schillernden Stelldichein unzähliger Stars und Sternchen, zu einem brausenden Society-Spektakel zwischen Palmen und rotem Teppich inclusive ausgelassener Champagner-Partys und opulenter Soireen.
Robert De Niro, Uma Thurman und Jude Law in der Jury
Der Promifaktor ist dieses Mal glitzernd hoch – allein schon in der Jury: Uma Thurman („Kill Bill“) und Jude Law („Der talentierte Mr. Ripley“) gehören ihr an, Robert De Niro („Taxi Driver“), einer der besten Schauspieler der Welt, sitzt ihr vor. Und Frankreichs Filmstar Mélanie Laurent, bekannt aus Quentin Tarantinos „Inglorious Basterds“, gibt diesmal als „Maîtresse de cérémonie“ die strahlende Gastgeberin - zum Auftakt und bei der Preisverleihung in zwei Wochen.
Cannes ist das größte Filmfestival der Welt – und zumindest aus Sicht der kinoverliebten Franzosen vor Berlin und Venedig auch das beste und wichtigste. Unterstrichen wird dieser hohe Anspruch auch durch die zahlreichen Aktivitäten Hollywoods. So nutzen die US-Filmmogule allein schon die Anwesenheit von 4500 Film- und Society-Journalisten aus aller Welt aus, um die neuesten „Blockbuster“ werbeträchtig – das heißt flankiert von den Stippvisiten ihrer Stars - in Szene zu setzen. Als da wäre Johnny Depp, der in Episode Nummer vier von „Fluch der Karibik“ erneut in die Rolle von Captain Jack Sparrow schlüpft. Er wird ebenso an der Croisette erwartet wie Angelina Jolie und Brad Pitt, der erstens seinen Wettbewerbsfilm „The tree of life“ zeigen, und weil’s so praktisch ist zweitens die Werbetrommel für den zu erwartenden Kassenschlager „Fung Fu Panda 2“ rühren wird.
Bei so viel Top-Prominenz lässt sich die Abwesenheit von Carla Bruni verschmerzen
Boom in Cannes
20 Millionen Euro beträgt das Budget von Cannes 2011, allein die Hälfte steuern das Kultusministerium, die Stadt Cannes und der Regionalrat bei. Geld, das nach Angaben der Zeitung „Le Parisien“, hauptsächlich für die prominenten Gäste draufgeht. Denn die Regisseure und in der Regel bis zu zwei ihrer Top-Stars logieren in Palast-Hotels wie dem „Majestic“, „Carlton“ und „Martinez“ (Zimmerpreis: 700 bis 1000 Euro) unentgeltlich. Cannes’ Einwohnerzahl wird sich während des Festivals von 72.000 auf über 200.000 nahezu verdreifachen. Ein Boom, der der Stadt ein Umsatzplus von rund 200 Millionen Euro beschert.
Ebenfalls prädestiniert für grell-flackerndes Blitzlichtgewitter längs des roten Teppichs sind Marion Cotillard, Catherine Deneuve, Jean-Paul Belmondo, Penélope Cruz, Sean Penn, Antonio Banderas, Kirsten Dunst, Dustin Hoffman, Mel Gibson und, und, und. Bei so viel Top-Prominenz lässt sich die überraschende Abwesenheit von Frankreichs Première Dame glatt verschmerzen. Aus „persönlichen und beruflichen Gründen“ habe sie absagen müssen, teilte Carla Bruni über ihren Haus-und-Hof-Radiosender RTL mit. Ein Umstand, der den Baby-bzw. Zwillings-Gerüchten neue Nahrung gibt. Zwar taucht der publicityträchtige Name des früheren Top-Mannequins auf den Kinowerbeplakaten schon an dritter Stelle auf, dabei fällt ihr schauspielerischer Beitrag an „Midnight in Paris“ eher dürftig aus. Offenbar ist Frankreichs First Lady nur in drei Szenen zu sehen. Eine Szene mit Owen Wilson, so wird kolportiert, habe im letzten Sommer nicht weniger als 25-mal wiederholt werden müssen, ehe Meister Allen sie im Kasten hatte.
Apropos Elysée: Mit Spannung wird der französische Wettbewerbsbeitrag „La Conquête“ (Die Eroberung) von Regisseur Xavier Durringer erwartet, der nicht nur von Nicolas Sarkozys Aufstieg ins Präsidentenamt handelt, sondern auch vom jähen Scheitern seiner Ehe mit Cécilia. Der Film ist ohnehin ein Novum: Denn zum ersten Mal macht ein Regisseur das Leben eines französischen Präsidenten schon während seiner Amtszeit zum Sujet für einen Kinofilm. Wie die Kritik den Film aufnehmen wird, ist noch offen. Der Elysée-Palast, so wird bereits gemunkelt, sei jedenfalls überhaupt nicht amüsiert.