Wäre da nicht dieser bewegende Film aus dem Iran gewesen, die Jury hätte wohl kaum gewusst, wem sie den Goldenen Bä­ren der Berlinale hätte geben soll. Aber so ist die Lage: Man bekommt einen Wettbewerb mit rund 20 Filmen kaum noch respektabel ausgestattet. Also mit Filmen, die dem Kunstanspruch genügen, gleichzeitig aber den Zuschauer nicht unberührt lassen.

Diese Spezies jedoch droht auszusterben, weil zu viele Filmfestivals aus dem Boden schießen. Mal um das Geltungsbedürfnis von Ölscheichs zu befriedigen (Dubai), mal um den Glamourhunger von Lokalpolitikern zu stillen (Rom). Ein Traditionsfestival wie die Berlinale leidet sichtbar unter dieser Situation, so schmal wie in diesem Jahr war die Konkurrenz lange nicht mehr.

Längst gehen die Hauptpreise an Filme aus der Türkei (2010), aus Peru (2009), aus Brasilien (2008) oder an eine chinesische Produktion mit mongolischen Laiendarstellern (2007). Die USA bevorzugen Cannes, das europäische Autorenkino trifft sich in Venedig. Berlins Chance könnte somit das Weltkino sein. In unruhigen Zeiten wie diesen eine durchaus attraktive Alternative.