Essen. . Man kann eine junge Frau in die Irrenanstalt schaffen, um sie dort für immer aus dem Weg zu haben. Aber man kann ihr nicht verbieten, sich aus dieser Umgebung herauszuträumen. „Sucker Punch“ von „300“-Regisseur Zack Snyder handelt davon.

Zack Snyders bisherigen Filme lassen sich nicht leicht verdrängen. Zu stark ist die visuelle Gestaltung von Comic-Adaptionen wie „300“ oder „Watchmen“, selbst seine Neuverfilmung des Horror-Klassikers „Dawn of the Dead“ ist voll von unverwechselbaren Bildern. Nun hat sich Snyder erstmals an einen eigenen Stoff gewagt und träumt mit „Sucker Punch“ einen großen Kinotraum von der Überwindung aller räumlichen und zeitlichen Grenzen.

Die Basisgeschichte dieses mindestens auf drei Ebenen spielenden Films ist in den 1960er-Jahren angelegt. Die 20-jährige Babydoll (Emily Browning), die gerade Mutter und Schwester verloren hat, wird von ihrem verbrecherischen Stiefvater als einzige Erbin ins Irrenhaus verfrachtet. Dort, so hat er vorgesorgt, wird sie in fünf Tagen einer Lobotomie unterzogen, die aus ihr einen menschlichen Automaten machen wird.

Wackere Amazonen

Doch die junge Dame hat eine blühende Vorstellungskraft, mit der sie die düstere, farbentsättigte Umgebung in ein stark koloriertes Bordell verwandelt. Doch da alles mit der Realität verzahnt ist, wartet auch hier in fünf Tagen ein einschneidendes Ereignis auf unsere gequälte Kreatur: Ein „High Roller“ hat viel Geld bezahlt, um ihr sodann die Unschuld zu nehmen.

Mit vier Leidensgenossinnen, gesegnet mit den schönen Namen Sweet Pea, Rocket, Blondie und Amber, beginnt Babydoll deshalb einen Fluchtplan zu schmieden, der das fantastische Tor des Films endgültig aufstößt. Denn nun mutieren die fünf Damen unübersehbar zu wackeren Amazonen, die schier unmögliche Prüfungen bestehen müssen.

Faszinierender Look

Geleitet von einem weisen Meister (Scott Glenn) kämpfen sie nun in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs gegen deutsche Soldaten-Zombies, sehen sich gigantischen Samurai-Monstern gegenüber, treten gegen Feuerdrachen und die metallenen Hüter einer gigantischen Bombe an.

Man ist fasziniert von dem „Look“, den Snyder seinem Bilderrausch zu verleihen vermag, auch wenn man die Quellen von „Hellboy“ bis zu Terry Gilliams „Brazil“ deutlich er-kennt. Auch der Soundtrack begeistert, der mit Neubear-beitungen von passenden Songs wie „Sweet Dreams“ oder „White Rabbit“ aufwartet. Vielleicht wirken die Charaktere des Quintetts gerade deshalb so wenig entwickelt: Man fühlt sich andauernd in einem neuen Videoclip.