Essen. Patchworkfamilien und komplexe Paarbeziehungen im Animationsfilm: "Ice Age 3 - Die Dinosaurier sind los" erzählt von Familiengründung und dem manchmal seltsamen Sinn des Lebens. Otto Waalkes leiht Faultier Sid erneut seine Stimme und übertrifft dabei das amerikanische Original.
Ice Age 3 - Die Dinosaurier sind los
Deutscher Kinostart: 01.07.2009Regie: Carlos Saldanha, Michael Thurmeier Deutsche Synchronsprecher: Otto Waalkes, Arne Elsholtz, Daniela Hoffmann, Thomas Fritsch, Michael Iwannek u. a.
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Spätestens beim dritten Teil beginnen Filmserien in der Regel zu schwächeln – das Thema ist ausgelaugt, man spürt die Wiederholung erprobter Versatzstücke. Beim Animationsfilm hingegen scheint das mit den Fortsetzungen besser zu klappen, der Phantasie sind hier weniger Grenzen gesetzt. „Ice Age 3” ist dafür das beste Beispiel. Es beginnt schon damit, dass der uns wohlbekannte Säbelzahntiger Diego in weit ausgreifenden Sätzen einer Gazelle nachjagt. Doch dann, im subjektiven Blick des Verfolgers, beginnt das Bild allmählich zu verschwimmen, gelangt die betagte Raubkatze an das Ende ihrer Kraft. Völlig lethargisch muss sie miterleben, wie das Beutetier sich nun über ihn lustig macht, den restlos Erschöpften auch noch triumphierend verhöhnt. Klarer und schmerzlicher hat man das Älterwerden nicht mehr vorgeführt bekommen, seit Clint Eastwood in „Die zweite Chance” bei der Verfolgung eines Serienmörders an seine Grenzen stieß. Und sich danach von dem Killer auch noch retten lassen musste.
Problematik der Patchworkfamilie
Eigentlich aber geht es in „Ice Age 3” diesmal um Familiengründung und zum Teil sehr komplexe Beziehungen. Das Mammut Manfred ist gemeinsam mit seiner schwangeren Partnerin Elli auf dem Weg zur Kleinfamilie. Diego spürt das allmähliche Abkapseln des Paares von den Freunden und will seine eigenen Wege gehen. Das sich ausgegrenzt fühlende Faultier Sid aber (mit Otto Waalkes als definitiver Synchron-Stimme) sucht sich seine Familie woanders. Er findet in einer Eishöhle drei riesige Eier, die er an die Oberfläche holt und zu bemuttern beginnt. Erst als drei kleine Saurier geschlüpft sind und die erzürnte riesige Mutter auftaucht, merkt Sid, auf welche Patchworkfamilie er sich hier eingelassen hat.
Die Saurier leben unter der Erde, in einem Urzeit-Ambiente, für das Conan Doyles „Lost World” wieder einmal Pate gestanden hat. Hierher wird Sid verschleppt, von dort wollen ihn seine Freunde zurückholen auf die eiszeitliche Oberfläche. Für die Abenteuer, die in dieser Umgebung auf sie warten, erweitert Regisseur Carlos Saldanha das Stammpersonal behutsam um eine weitere Figur: Nach den beiden chaotischen Opossums Eddie und Crash im zweiten Teil taucht nun ein Wiesel namens Buck auf, drapiert wie ein Pirat und für jede ausweglose Situation gewappnet.
Problematik der Paarbeziehung
Man meint in diesem einsamen Single mit leichter Neigung zum Wahnsinn (er hält Steine für Telefone) beinahe ein Pendant zu Käpt'n Ahab vor sich zu haben. Wie jener dem weißen Wal nachjagte und sein eigenes Schicksal mit dem des Meerestieres verband, so pflegt Buck eine ausdauernde Hassbeziehung zu dem gigantischen Sauron Rudi. Immer wieder sucht er den schier aussichtslosen Zweikampf mit diesem größten Lebewesen „down under”, ein Auge hat er dabei schon verloren. Als Rudi dann aber scheinbar besiegt ist, steht der freche Kämpfer plötzlich vor der großen Sinnleere seines einsamen Daseins.
Es sind nicht die weiter perfektionierte Computertechnik, nicht die auf (begrenzte) 3D-Vermarktung zielenden spektakulären Action-Einlagen, die „Ice Age 3” zu einem Kinoerlebnis machen. Es sind vielmehr diese schönen kleinen Details, diese weit über normales Trickfilmmaß hinausgehenden Charakterstudien. Selbst das Säbelzahnhörnchen Scrat, das von Anbeginn der Serie an verzweifelt den Eicheln nachjagt, dient diesmal als Beispiel für die Problematik von Paarbeziehungen. Becirct von einem Weibchen aus der eigenen Gattung muss er sich zwischen Liebe und Nahrung entscheiden. Es zeigt sich, dass angesichts weiblicher Reize und Falschheit am Ende die pragmatische Bindung zur Eichel siegt. Jeder braucht eben den Partner, der zu ihm passt. Zumindest bis Teil vier.