Berlin..
Armin Mueller-Stahl hat gerade seinen 80. Geburtstag gefeiert. Am Samstag kann er weiterfeiern: Dann bekommt der Schauspieler eine Goldene Kamera, später wird er auf der Berlinale mit dem Goldenen Ehrenbären ausgezeichnet.
Der Erfolg in der Traumfabrik von Hollywood hat Schauspieler Armin Mueller-Stahl nie den Blick für die Wirklichkeit getrübt. Die Stadt sei ein „weltfremdes Paradies, das einer Schöpfung aus dem Disney-Reich gleicht“, sagte er einmal dem „Stern“. Immer wieder er kehrte nach Auftritten in großen Hollywood-Produktionen nach Deutschland zurück. Insgesamt wurden seine Filmauftritte in der letzten Zeit aber weniger. Seine Leidenschaft galt zuletzt zunehmend dem Zeichnen und der Musik.
2010, im Jahr seines 80. Geburtstages, und im Jahr danach wurde und wird er mit Auszeichnungen geradezu überhäuft. Im vergangenen Jahr wurde er zum Ehrenbürger Schleswig-Holsteins ernannt und nahm den nordrhein-westfälischen Verdienstorden entgegen. 2011 bekommt er auf der Berlinale den Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk und am 5. Februar eine Goldene Kamera.
Ende der 80er entdeckt Hollywood Mueller-Stahl
Geboren wurde Mueller-Stahl 1930 in Tilsit, aufgewachsen ist er in Königsberg. Sein Vater war Bankbeamter und wurde kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs vermutlich als Deserteur erschossen. Nach seinem Musikwissenschaftsstudium in Berlin war Mueller-Stahl ein Jahr lang als Dozent tätig, bevor er in den Schauspielberuf wechselte. Rasch avancierte er zum meistbeschäftigten und bestbezahlten Schauspieler der DDR, und das Publikum wählte ihn fünf Jahre hintereinander zum „Beliebtesten Schauspieler der DDR“.
Das Jahr 1976 brachte für ihn eine entscheidende Wende: Er unterzeichnete die Resolution gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann. Rollen für ihn blieben von da an aus, bis er 1980 von Ost- nach West-Berlin übersiedelte, wo er schnell zu einem gefragten Charakterdarsteller wurde. Internationale Regisseure wie Patrice Chereau, Istvan Szabo, Bernhard Wicki und Andrzej Wajda arbeiteten mit ihm. Seine Hollywood-Karriere startete Mueller-Stahl 1989 mit „Music Box“ unter der Regie von Constantin Costa-Gavras. Für seine Rolle in dem australischen Film „Shine“ wurde er 1997 für den Oscar nominiert. Insgesamt hat Mueller-Stahl seit Anfang der 50er Jahre in mehr als 100 Filmen mitgewirkt. Zuletzt war er Tom Tykwers „The International“ zu sehen gewesen.
Keine Lust mehr auf Filme
Seit jeher hat Mueller-Stahl aber betont, dass Malen, Schreiben, Musizieren und Schauspielerei für ihn zusammengehören. Erst in den vergangenen Jahren hat er sich der Malerei und der Musik jedoch verstärkt gewidmet. Seit 2001 präsentiert er seine Arbeiten in zahlreichen Ausstellungen. Die positive Resonanz auf seine Zeichnungen hat ihn nach eigenem Bekunden überrascht. Die Kritiken seien teilweise besser als bei seinen Filmen, sagte er einmal der „Welt“. Warum er erst relativ spät mit seinen Werken an die Öffentlichkeit ging, begründete er so: „Ich dachte, es habe keine besondere Wichtigkeit.“
Seit 1983 lebt Mueller-Stahl zurückgezogen in einem Haus an der Ostsee in Sierksdorf, einem seiner drei Wohnsitze neben Berlin und Los Angeles. Die Schauspielerei ist für ihn längst nicht mehr so reizvoll wie früher. „Meine Lust darauf hat sich ungeheuer reduziert“, sagte er einmal in einem Interview. „Es gibt für mich darin nichts Neues mehr zu entdecken.“ Zudem koste ihn ein Film jedes Mal viel Zeit und Kraft. „Erst kürzlich habe ich drei Rollen abgelehnt, weil sie diese Opfer nicht wert waren“, erklärte er. (dapd)