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Nur reden, nicht anfassen: Massy Tadjedins hochkarätig besetztes Regiedebüt „Last Night“ behandelt das Thema Treuebruch vor allem theoretisch. Die Kamera ist dabei regelrecht verliebt in Keira Knightley.
So schön schmollt die vermutlich zarteste Versuchung, seit es Kinoseitensprünge gibt: Keira Knightley spielt Joanna Reed, die New Yorker Autorin. Ein bisschen blass um die Nase und schmal wie immer. Sie, Joanne, nimmt vielleicht ein Glas Wein zu viel an diesem Abend und er, Michael (Sam Worthington), ein bisschen zu wenig Notiz von seiner Frau. Und schon legt man sich nach der Party verstimmt in getrennte Betten. Die nächste Nacht wird die beziehungsentscheidende sein.
„Last Night“, das hochkarätig besetzte Regiedebüt der iranischstämmigen Regiedebütantin Massy Tadjedin, beginnt wie viele Liebesdramen. Aus einer kleinen Unwucht entwickelt sich eine schwere Schieflage. Sie verdächtigt ihn des Fremdgehens. Er entschuldigt sich halbherzig für irgendwas und geht am nächsten Morgen auf Dienstreise, natürlich mit der schönsten Frau der Firma, Laura (Eva Mendes). Sie geht Kaffee holen und trifft auf den hinreißenden Jugendfreund Alex (Guillaime Canet). Ein Paar, zwei mögliche neue Partner. Schon heißt es: fremdgehen oder treu bleiben?
Was bedeutet das Fremdgehen in Gedanken?
„Last Night“ behandelt diese Frage vor allem theoretisch. Eine Nacht lang begleitet die Kamera dieses neu durchgemischte Quartett auf seinen Liebes-Irrwegen. In chicen Lofts, noblen Restaurants und Hotelpools werden die alten Fragen zum Treuecheck 2.0 umformuliert: Wie viel Aufrichtigkeit verträgt die Liebe? Rechtfertigt ein Seitensprung den Treuebruch des anderen? Und: Was bedeutet das Fremdgehen in Gedanken?
Man denkt anfangs an Filme wie Mike Nichols’ „Hautnah“. Aber hier werden keine großen Lebenslinien nachgezeichnet, keine echten Konflikte aufgeworfen. Tadjedin genügt das geschmeidige Parlando ihrer schönen Großstadtmenschen, das Durchbuchstabieren eines fiktiven Begehrens, das sich im rhetorischen Dauerbelastungstest doch immer mehr verflüchtigt. So papieren raschelt das Konzept, dass selbst Stars wie Eva Mendes und Keira Knightley wenig gegen die Geheimnislosigkeit des Drehbuchs ausrichten können. Auch wenn die Kamera die bezaubernde Knightley in geradezu anbetungsvoller Weise umschmeichelt. Rosig leuchten die Wangen auch noch nach einer langen, schlaflosen Nacht, in der Joanne ihre Jugendliebe umgarnt, seine besten Freunde bezaubert und selbst den Pflege-Hund beim nächtlichen Gassigehen restlos für sich eingenommen hat.
So blendend das aussieht, so vorhersehbar lässt Tadjedin ihre Melancholie-durchwirkte Geschichte ausgehen: Neues über das Verhältnis von Männern und Frauen hat „Last Night“ auch am nächsten Morgen kaum mitzuteilen.