Berlin. Menschenjagd, Betrug und Bestechung: Die österreichische Satire „Veni vidi vici“ entführt in die dekadente Welt der Superreichen.

Amon Maynard (Laurence Rupp) kann keinem Tier etwas zuleide tun. Aber einem Menschen schon. Für seine Work-Life-Balance geht der Milliardär gern mal jagen. Er knallt dann einen Radfahrer ab und steigt anschließend seelenruhig zu seinem Butler Alfred in den Wagen. Kann ihm ja nichts passieren.

„Veni Vidi Vici“: Pure Dekadenz mit Waffensammlung hinter Flügeltüren

Hat ja sogar eine Ministerin an seiner Seite, wenn es darum geht, eine Batteriefabrik auf der schönsten grünen Wiese zu bauen. Oder seine Gattin Viktoria (Ursina Lardi), die als Rechtsanwältin die Armen verteidigt. Für das gute Image der Familie, die mit Innenpool, weißen Sofas, Flügeltüren, Säulen und Waffensammlung pure Dekadenz pflegt.

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Und sich neben der eigenen Tochter Paula (Olivia Goschler), aus deren Perspektive der Film „Veni, vidi, vici“ erzählt wird, zwei Adoptivtöchter leistet, politisch korrekt eine Schwarze und eine Asiatin, und dazu noch im Katalog eine Leihmutter sucht („Mich interessiert nur die Gebärmutter“), denn die Viktoria, nun ja, die kann halt nicht mehr. Aber selbst die Natur kann die Maynards in ihrem Drang nach Macht nicht stoppen.

„Veni Vidi Vici“: Die Macht der Milliardäre

Der Ton dieser bösen Komödie aus Österreich über die Abgründe des Turbo-Kapitalismus, die Macht der Milliardäre und die Menschenverachtung der Elon Musks dieser Welt ist schnell gesetzt. Die Regisseure Daniel Hoesl und Julia Niemann vertrauen mit großem Vergnügen auf Oberflächenreize.

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Ironische Hintergrundgeräusche und Ausschnitte aus Arien kommentieren diesen kaleidoskopartigen Reigen durch die Welt der Reichen. Mit der Stimme der Tochter, die während eines Polospiels mit größter Selbstverständlichkeit ein Foul begeht und den Stinkefinger zeigt, wird eine bewusst unschuldige Sicht gewählt, um das Böse hinter dem Banalen deutlicher zu zeigen.

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Ein Teenager, der den Wert des Untergangs lobt und einen Mord mit dem Wort „Ups“ kommentiert – ja, das hat schon was. Dazu die Weitwinkelperspektiven, die größtmögliche Distanz aufbauen – ja, das ist schon eine entfernte Welt. Allein: Der Film entwickelt keinerlei Dynamik, er lästert stets kunstvoll auf hohem Niveau.

„Veni Vidi Vici“: Kafka sitzt auf dem Sofa

Ein Jagdaufseher und ein Journalist werden als Vertreter der Wahrheit wenig überraschend domestiziert, ein Politiker namens Kafka sitzt bedeutungsvoll auf dem Sofa, das unartige Ministersöhnchen schmeißt mit Papier. So erliegt der Film letztlich jener Oberflächlichkeit, die er so heftig kritisiert.

Komödie, Österreich 2023, 96 min., von Daniel Hoesl und Julia Niemann, mit Laurence Rupp, Ursina Lardi, Olivia Goschler