Wien. .

Maximilian Schell feiert am Mittwoch seinen 80. Geburtstag. Der oscarprämierte Schauspieler, Regisseur und Autor sagt: „Ich führe sehr viele Leben“. Und: „Ich bin immer noch auf der Suche nach meinem Beruf.“

Eine Begegnung mit dem Mann, der lange als der kleine Bruder der großen Maria Schell gehandelt wurde, birgt Überraschungen. Er ist der „Rebell“ geblieben, den er in seinem autobiografischen Roman beschreibt. Das einzig Konstante an ihm: der immer lässig um den Hals geschlagene Schal. Am Mittwoch feiert Maximilian Schell den 80. Geburtstag.

„Ich bin immer noch auf der Suche nach meinem Beruf“, sagt er. Sofort hofft sein Gegenüber: Hoffentlich ist er heute nicht auf der Suche nach einer extravaganten Art, dieses Gespräch nach seinen Regeln ablaufen zu lassen. Schell ist ein diabolischer Überzeugungstäter im positiven Sinn. Er bietet sich dem großen Gustaf Gründgens 1963, am Ende dessen Karriere, als Hamlet an – und wird genommen. Er gewinnt Friedrich Dürrenmatt 1975, am Drehbuch für „Der Richter und sein Henker“ mitzuarbeiten. Wenn es ihm in den Sinn kommt, schafft er es aber auch, wie bei Dick Cavett, den US-Moderator in seiner Talkshow zu einem fast einminütigen Schweigen zu überreden. In der Nachtshow überzeugt er Thomas Koschwitz, mit ihm den Platz am Schreibtisch zu tauschen, stellt spontan den Drehplan auf den Kopf und übernimmt die komplette Sendung. Bei den Verantwortlichen führt das jeweils zu Schwindelattacken.

Sensibles Porträt über seine an Demenz erkrankte Schwester Maria

Er kann den Schell aber auch ganz zurücknehmen. Liefert sensible Porträts wie 1984 das über „Marlene“ Dietrich oder 2002 den Film über seine bereits an Demenz erkrankte „Schwester Maria“. Er spielt den Nazi-Anwalt 1961 in „Das Urteil von Nürnberg“ so überzeugend, dass er als erster deutscher Darsteller nach dem Zweiten Weltkrieg mit einem Oscar ausgezeichnet wird. Auch das ist einzigartig: Er gibt den „Jedermann“ in Salzburg fünf Jahre hintereinander.

„Ich führe sehr viele Leben“, sagt der malende Filmemacher, der Kunstsammler und Musikliebhaber, der Operetten- und Opernfreund. In den fast acht Jahrzehnten auf der Bühne und vor der Kamera – Schell startete seine Karriere mit drei Jahren im Züricher Schauspielhaus in der Rolle eines Grashalms – sammelt er mehr Preise als andere Menschen Briefmarken. Die meisten nimmt er gerne, nur bei einem wird er nachdenklich. Als er vor 20 Jahren den Bundesfilmpreis für sein Lebenswerk erhalten soll, erklärt er: „Ich komme dann, wenn mein Arzt es mir rät.“ Noch heute stehe der Preis bei Wolfgang Schäuble auf dem Kamin. Die Zeit ist für Schell noch nicht reif, ihn abzuholen.

Neues Projekt über „Beethoven und Napoleon“

Denn das Lebenswerk, es ist noch lange nicht vollbracht. Momentan arbeitet er an dem Projekt „Beethoven und Napoleon“. Ein Kinofilm soll’s werden, am liebsten mit Johnny Depp in der Hauptrolle. Wobei sich der Kreis fast schließt. Für seinen zweiten Film „Der Fußgänger“ hat er 1974 halb Hollywood für die Dreharbeiten in München engagiert. Zu seiner Dürrenmatt-Verfilmung kam dann Jon Voight, der Vater von Angelina Jolie.

Die Freundschaft ist verantwortlich, dass Schell Patenonkel der heute glamourösen Schauspielerin wird. Kontakt zu ihr hat er nicht mehr. „Das ist Erinnerung“, sagt Schell heute. Genau wie sein früheres Leben in Moskau oder Los Angeles. Seit George W. Bush zum Präsidenten gewählt wurde, hat er die USA nicht mehr besucht. „Das Land ist mir inzwischen fremd geworden“, sinniert er.

Ein Leben auf der alten Familienalm in Österreich

Heute verbringt Schell den Großteil seines Lebens auf der alten Familienalm in Österreich. Zusammen mit seiner um 48 Jahren jüngeren Partnerin Iva Mihanovic, einer deutschen Opernsängerin, die er vor dreieinhalb Jahren an der Wiener Oper kennengelernt hat.

Er spielt Klavier, malt, schreibt oder zitiert mit funkelnd-fröhlichen Augen sein Lebensmotto aus dem guten alten Faust: „Wir wollen versuchen zu sehen, was die Welt im Innersten zusammenhält.“