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Hollywood glamourt, die Welt guckt zu: Welcher ist der beste Film des Jahres? In der Nacht zu Montag werden in Los Angeles zum 83. Mal die begehrten Oscars vergeben - DerWesten hat sich die Augen schon mal wund geguckt .

Es ist der glamouröseste Termin im Hollywood-Kalender - und einer, für den Filmfans sich schon mal die Nacht durchmachen: Am Sonntag feiert sich die amerikanische Film-Industrie wieder selbst, wenn in Los Angeles zum 83. Mal die Academy Awards vergeben werden. Die Stars werden mit großen Roben und schweren Klunkern Werbung für Designer, Juweliere und sich selbst machen, und wer einen Oscar mit nach Hause nimmt, hat seinen Marktwert am meisten gesteigert. Das Geschäft spielt die Hauptrolle, aber neben all der aufgesprühten Sonnenbräune, den Rüschen und strahlendem Lächeln geht’s auch um Filmkunst.

Zehn Filme sind als „Best Picture“ nominiert: Mit durchgedrehten Ballerinen und Boxern mit Stehvermögen, gefährlichen Traumwelten und kompliziert-komischer Familienrealität, einem sprachbehinderten Monarchen und einem Kletterer in der Klemme. Außerdem am Start: ein bildschöner Western, eine anrührend-animierte Spielzeug-Gang und ein stilles, kaltes Hinterwäldler-Drama. DerWesten hat sich die Augen schon mal wund geguckt . Und findet, der beste Film auf dieser Preisliste ist - der, von dem man’s wohl am wenigsten erwartet hätte.

Der Hipste: Gekränkter Nerd klaut Idee und wird mit „The Social Network“ Milliardär

The Social Network. ©  Sony Pictures
The Social Network. © Sony Pictures © Unbekannt | Unbekannt

Wenn hunderte Millionen Menschen viel Zeit auf derselben Website verbringen und einen der Gründer mit Anfang 20 zum Milliardär machen, könnte die Geschichte doch ganz interessant sein... hat sich auch Drehbuch-Autor Aaron Sorkin gedacht und den Facebook-Film „The Social Network“ geschrieben. Regisseur David Fincher („Fight Club“, „Benjamin Button“) hat einen spannenden Film über diesen Typ Mark Zuckerberg gedreht, der virtuos mit Computern umgehen kann, mit Menschen leider gar nicht. In acht Kategorien ist das Werk für Oscars nominiert; den fürs beste adaptierte Drehbuch sollte Sorkin auf jeden Fall bekommen - der beste Film des Jahres ist es nicht.

Der größte Horror: Natalie Portman dreht in „Black Swan“ Pirouetten und durch

Black Swan. © 20th Century Fox
Black Swan. © 20th Century Fox © Unbekannt | Unbekannt

Regisseur Darren Aronofsky hat sich nach hässlichen Wrestlern schönen Tänzerinnen zugewandt: Natalie Portman glänzt in „Black Swan“ als Ballerina, die nur noch aus Muskeln und Nerven besteht und psychisch labil Spitze tanzt. Spieglein, Spieglein im Ballettsaal: Ist der gemein grapschende Choreograph (wirklich ekelig: Vincent Kassel) oder die klettende Mutter (das Lächeln des Grauens: Barbara Hershey) mit ihren Ehrgeiz-Projektionen der größte Horror in diesem düsteren Thriller? Große Leistung vom Ensemble und bestimmt einer der besten Filme des Jahres... nur nicht der allerbeste.

Der Schwächste im Ring: das wahre Boxer-Drama in „The Fighter“

The Fighter. © Senator
The Fighter. © Senator © Unbekannt | Unbekannt

Mark Wahlberg kriegt auf die Nuss. Ordentlich. Seine Mama hat bei der Familienplanung den Über- und beim Management den Weitblick verloren: Sie schickt den Boxer aus dem sozialen Brennpunkt in Kämpfe, die er nicht gewinnen kann. In „The Fighter“, dem vielleicht schwächsten Film in dieser Konkurrenz, erzählt David O. Russell die wahre Geschichte der boxenden Halb-Brüder Micky Ward und Dicky Ecklund - ab 7. April in deutschen Kinos. Wahlberg spielt Micky stoisch, Christian Bale den Crack-süchtigen Dicky unter Strom: Bale geht wie üblich völlig in der Rolle auf und ist Oscar-Favorit im starken Feld der besten Nebendarsteller.

Der Erfolgreichste: Einstürzende Traumhäuser in „Inception“

Inception © Warner Bros. Ent.
Inception © Warner Bros. Ent. © Unbekannt | Unbekannt

Das Unterbewusste ist ein weites Feld. Oder vielmehr die Innenstadt von Los Angeles. Meistens jedenfalls in Christopher Nolans Sci-Fi-Actionthriller „Inception“, in dem sich Wirtschaftsspionage im Traum abspielt. Das Räuber-Team um Leonardo DiCaprios stirnrunzelnden Cobb versetzt seine Opfer in Tiefschlaf, schleicht sich in ihre Träume und beeinflusst sie so, dass die Träumer Cobbs Kunden anschließend reicher und mächtiger machen. Die Geschichte hat Nolan M.C.-Escher-artig verschachtelt und große Kulissen konstruiert, die spektakulär zerbröseln – allerdings bleibt nach zweieinhalb Stunden guter Unterhaltung ähnlich wenig übrig wie bei Erinnerungen an einen Traum. Interessant? Ja. Cool gemacht? Auf jeden Fall. Der beste Film? Weit davon entfernt.

Der Lustigste: die Samenspender-Komödie „The Kids Are All Right“

The Kids Are All Right. © Universal
The Kids Are All Right. © Universal © Unbekannt | Unbekannt

Kalifornischer kann ein Film kaum sein. Nirgends sonst würde ein bürgerlich lebendes lesbisches Paar - sie kontrollsüchtige Ärztin, sie hippie-eske Landschaftsgärtnerin auf der Suche nach sich selbst - mit zwei Kindern im Alter von 18 und 16 so wenig auffallen. „The Kids Are All Right“, glauben die Mütter (beide großartig: Annette Bening und Julianne Moore), aber die Kids wollen wissen, wer ihr Vater ist. Und der Samenspender (Mark Ruffalo als beziehungsunfähiger Bio-Gastwirt) wäre gerne der coole Dad, wo die Kinder jetzt aus dem Gröbsten raus sind. Lisa Cholodenko erzählt unvergleichlich leichtfüßig von althergebrachten Problemen in neumodisch gemusterten Patchworkfamilien.

Der Historischste: Gekröntes Haupt fasst sich ein Herz in „The King’s Speech“

The King's Speech

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The King's Speech. © Senator
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Wenn der König flucht wie ein Kesselflicker, ist das Stottern weg. Das muss der Sprachtherapeut ohne Ausbildung dem Monarchen allerdings erstmal an der höfischen Etikette vorbei klar machen. Tom Hoopers macht „The King’s Speech“ zum Thema, den Sprachfehler und die Rede von George VI., in der er seine Untertanen auf den Krieg gegen Hitlerdeutschland einschwört. Hooper erzählt mit den kongenialen Kollegen Colin Firth (als König) und Geoffrey Rush (als Logopäde Lionel Logue) , wie ein gekröntes Haupt sich ein Herz fasst und lernt, an sich selbst zu glauben. Erhellend und inspirierend, und nicht die erste Rolle, für die Firth den Oscar als bester Hauptdarsteller gut gewinnen kann.

Der Bildschönste: kunstvolle Kamera im Winter-Western „True Grit“

True Grit. © Paramount Pictures
True Grit. © Paramount Pictures © Lorey Sebastian | Lorey Sebastian

Rooster Cogburn nuschelt, als trüge er den halben Wilden Westen in der Backentasche. „True Grit“, wahren Schneid mag der Marshall ja haben – saubere Unterwäsche hat er vermutlich seit Jahrzehnten nicht gesehen. Cogburn traut seinem einen Auge kaum, als die 14-jährige Mattie, die ihn für die Suche des Mörders ihres Vaters engagiert hat, sich mit mindestens so viel Schneid an der Jagd beteiligt. Großartige Schauspieler haben die Coen-Brüder mit Jeff Bridges und Hailee Steinfeld durch wunderschön schmutzige Winterlandschaften geschickt. Und Kameramann Roger Deakins („No Country For Old Men“, „Zeiten des Aufruhrs“) hat „True Grit“ so kunstvoll gedreht, dass man den Film praktisch an jeder Stelle anhalten und ein atemberaubendes Bild sehen könnte. Den Oscar für die beste Kamera sollte er bekommen – um als bester Film zu gelten, müsste „True Grit“ allerdings mehr sein als ein ganz geradeaus erzählter, hervorragend gespielter Western.

Der Gruseligste: „127 Hours“ – Kammerspiel im Canyon

127 Hours. © Twentieth Century Fox
127 Hours. © Twentieth Century Fox © Unbekannt | Unbekannt

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127 Hours. © Twentieth Century Fox
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127 Hours. © Twentieth Century Fox
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127 Hours. © Twentieth Century Fox
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Wie interessant kann ein Film sein, in dem die meiste Zeit nur ein Schauspieler zu sehen ist – und zwar an einer Stelle? Richtig rasant kriegt Danny Boyle („Slumdog Millionär“) das hin: In „127 Hours“ erzählt er die wahre Geschichte des Kletterers Aron Ralston, der ohne viel Vorbereitung auf Tour durch die roten Felsen von Utah geht und ohne rechten Unterarm zurückkommt. James Franco spielt den Mann, der von einem abstürzenden Felsbrocken eingeklemmt wird und sich nur durch Selbst-Amputation retten kann; Vielkönner Franco moderiert die Oscar-Verleihung (mit Kollegin Anne Hathaway) und ist als bester Hauptdarsteller nominiert. Das Kammerspiel im Canyon sollte auf jeden Fall den Oscar für den besten (Film-)Schnitt bekommen – der für den besten Film wäre übertrieben.

Der Kälteste: Starke Heldin gegen hinterhältige Hinterwäldler in „Winter’s Bone“

Winter's Bone. © Ascot Elite
Winter's Bone. © Ascot Elite © Unbekannt | Unbekannt

Von den zehn Nominierten wird „Winter’s Bone“ bestimmt die wenigsten Zuschauer erreichen. Ein Trauerspiel: Das so ruhige wie erschütternde Drama gehört zu den besten Filmen des Jahres. Debra Granik zeigt uns in „Winter’s Bone“ Rees tristes Leben, ab 31. März auch in deutschen Kinos: Die 17-Jährige versorgt zwei Geschwister und die psychisch kranke Mutter, der drogenkochende Vater ist untergetaucht. Ree macht sich auf die Suche, um die Existenz der Familie in den dunklen Wäldern Missouris zu sichern. Jennifer Lawrence spielt das Mädchen mit den greisen Augen, das sich auch von der Gewalt der Verbrecher-Verwandschaft nicht aufhalten lässt, mit markerschütterndem Minimalismus - den Oscar als beste Hauptdarstellerin hat die 20-Jährige zweimal verdient.

Der Beste: das Fabel-hafte Spielzeug-Drama „Toy Story 3“

Toy Story 3. © Walt Disney
Toy Story 3. © Walt Disney © Unbekannt | Unbekannt

Was sind wir wert? Werden wir geliebt? Werden wir gebraucht? Wie sollen wir Vertrautes loslassen? Mit Vergänglichkeit umgehen? Ist es besser, sich bequem in Sicherheit zurückzuziehen oder neuen Abenteuern entgegen zu stolpern? Existenziellere Fragen kann ein Kunstwerk kaum stellen. Und wenn es sie auch noch so stellt, dass Menschen zwischen sechs und 96 sich damit identifizieren können, mit Plastik-Puppen und Sparschweinen fühlen, beim Philosophieren Spaß haben und mit Schwung in visuell wundervolle, menschen- und computergemachte Welten eintauchen – dann grenzt das an Genialität, dann hat die Fabel-hafte „Toy Story 3“ von Lee Unkrich und Michael Arndt noch sehr viel mehr erreicht als viele andere großartig erzählte Filme. Von der Academy of Motion Picture Arts and Sciences gibt’s vermutlich „nur“ den Award für die beste Animation – DerWesten überreicht den Oscar für den besten Film!

  • „Black Swan“, „True Grit“, „127 Hours“ und „The King’s Speech“ laufen zurzeit in den Kinos, „Winter’s Bone“ und „The Fighter“ starten in etwa einem Monat; „Inception“, „The Social Network“ und „Toy Story 3“ gibt’s bereits auf DVD, „The Kids Are All Right“ erscheint Ende März.
  • Die Oscar-Verleihung überträgt ProSieben in der Nacht zu Montag ab 2 Uhr live. Wer mitschreiben oder schon vorher tippen will, findet hier die entsprechenden Unterlagen.