Essen. In dem Psychodrama “Am Hang“ spielt Martina Gedeck eine Frau, die sich plötzlich zwischen zwei Männern entscheiden muss: Mann oder Liebhaber. Eine Geschichte von Eifersucht und Betrug, Illusionen und Kalkül, die jedoch einfallslos inszeniert ist.
Eigentlich widersetzt sich Markus Werners Roman „Am Hang“ einer Verfilmung. Die langen, um Liebe und Leidenschaft kreisenden Gespräche zwischen zwei extrem unterschiedlichen Männern, dem Orchestermusiker Felix und dem Scheidungsanwalt Thomas, beschwören eher eine Bühnensituation herauf. Außerdem krönt Werner die Geschichte von Eifersucht und Betrug, Illusionen und Kalkül, mit einer Wendung, die das Kino vor ein ganz eigenes Problem stellt.
Trotz allem hat sich Markus Imboden an eine Adaption gewagt und ist gleich die Flucht nach vorne angetreten. Das große Geheimnis des Romans lüftet er schon sehr früh, und die intensiven Gespräche nutzt er für ausgiebige Rückblenden. Damit rücken Valerie und Bettina, die Frauen, über die Felix (Henry Hübchen) und Thomas (Max Simonischek) wie zwei von der Vergangenheit Besessene sprechen, ins Zentrum der Aufmerksamkeit.
Atemberaubende Landschaftsbilder machen noch keinen Film
Martina Gedeck verkörpert sie beide und knüpft die Männer so schon sehr früh auf eine verhängnisvolle Weise aneinander. Nur bleibt sie dadurch von Anfang an ein eher blasses Konstrukt. Ausgerechnet die Figur, der Imboden erst ein Gesicht und einen Körper gegeben hat, erweist sich am Ende als Leerstelle.
In dieser Hinsicht haben es Max Simonischek und Henry Hübchen deutlich einfacher. Ihre klar konturierten Figuren, die zu Kontrahenten in einer bizarren Versuchsanordnung werden, geben ihnen die Möglichkeit, jede Szene nach Herzenslust auszuspielen.
Doch die nutzt letztlich nur Hübchen. Er lässt den Menschenfeind Felix alle Höhen und Tiefen seiner Existenz ausschöpfen und scheut dabei vor keiner Übertreibung zurück. Nur wird selbst seine Lust am Spiel ständig von Imbodens einfallslosem Inszenierungsstil ausgebremst. Natürlich bietet der Luganer See grandiose Bilder. Aber atemberaubende Landschaftsansichten machen noch keinen Film.
Wertung: Zwei von fünf Sterne