Essen.. Der Mystery-Thriller “The Signal“ von Regisseur William Eubank überzeugt mit überraschenden Wendungen und starken Schauspielern wie Laurence Fishburne. Die kuriose Geschichte, die zunächst an ein neues “Blair-Witch-Project“ erinnern lässt, dreht sich dann in Richtung Matrix.
Viele US-Regisseure haben ihre Karriere mit kleinen Science-Fiction-Filmen begonnen, gering an Herstellungskosten, aber randvoll mit Fantasie und verblüffenden Ideen für kuriose Geschichten. Ob das nun der Kameramann Douglas Trumbull war, dessen Regie-Erstling „Lautlos im Weltraum“ (1972) das Sterben der Natur ins All projiziert. Ob Horror-König John Carpenter, dessen „Dark Star“ (1974) von Raumschiffen erzählt, die instabile Planeten sprengen sollen. Oder zuletzt Duncan Jones, der in „Moon“ (2009) das Thema Klonen anreißt und deshalb auch nur einen Schauspieler braucht.
Drei Teenager geraten in eine gespenstische Situation
Nun ist William Eubank an der Reihe, der in „The Signal“ drei Teenager mitten in den USA in eine gespenstische Situation versetzt, bei der auch der Zuschauer lange rätselt, wie er sie deuten soll. Nic (einprägsame Leistung: Brenton Thwaites) und Jonah (Beau Knapp) sind passionierte Hacker, die in Richtung Los Angeles unterwegs sind, um Nics Freundin Hailey (Olivia Cooke) an die Westküste zu bringen, wo sie ein Gastsemester absolvieren will. Ganz nebenbei hoffen die beiden auch, den mysteriösen Hacker Nomad ausfindig zu machen, der ihnen einen Sabotageakt an ihrer eigenen Elite-Uni untergeschoben hat. Tatsächlich treffen sie auf Nomads Spuren, die sie zu einer abgelegenen Hütte in Nevada führen, nicht weit von ihrer Route entfernt. Dort nun überschlagen sich die Ereignisse plötzlich, tauchen Menschen in Schutzanzügen auf, und was gerade noch wie ein neues „Blair-Witch-Project“ aussah, ähnelt nun mehr den seltsamen Verstrickungen à la „The Matrix“.
Science Fiction im Blockbusterbereich, das sind fremde Welten, Sternenkriege, jede Menge Spezialeffekte und vorhersehbares Storytelling. Wer aber in der Low-Budget-Finanzierung arbeiten muss, der kann etwas riskieren, kann beim Erzählen Haken schlagen und beim Zuschauer eher auf Verblüffung denn auf Einschüchterung setzen. Eubank macht davon reichlich Gebrauch, wenn er die Beziehungen seines Trios untereinander zu Beginn in kurzen aber einprägsamen Szenen skizziert, wenn er vor allem Nics Fähigkeiten herausstellt, der doch eigentlich einer Multiplen Sklerose wegen an Krücken gehen muss. Und nun ist plötzlich alles anders, wacht Nic in einer völlig in Weiß gehaltenen Anlage wieder auf, sieht Hailey in einem Nebenraum offenbar in einer Art Koma liegen, von Jonah zunächst keine Spur.
Plötzlich taucht ein Mann in Schutzanzug auf
Dafür taucht nun plötzlich ein Mann in weißem Schutzanzug bei ihm auf, der sich als Doktor Wallace Damon (Laurence Fishburne) vorstellt und Nic gegenüber mit großer Geduld einen umfangreichen Fragenkatalog abarbeitet. Wie der Protagonist so fängt auch der Zuschauer unwillkürlich an, Theorien über den Aufenthaltsort anzufertigen. Naheliegend wäre da die Sache mit Area 51, jenem mystischen Ort in Nevadas Wüste, wo angeblich Aliens von der US-Regierung versteckt werden. Nic aber hat eigentlich ganz andere Sorgen: Warum spürt er plötzlich seine Beine nicht mehr und sitzt in einem Rollstuhl? Sind die Männer in Weiß etwa alles Regierungsbeamte, die etwas vertuschen wollen? Fragen über Fragen, aber keine Antworten, was den Gedanken an Flucht immer drängender werden lässt.
Eubank mag in Sachen Erzählökonomie noch nicht der vollendete Regisseur sein, der er vielleicht einmal werden könnte. Aber wie er ein jugendliches Charakterdrama von jetzt auf gleich in einen schwer durchschaubaren Mystery-Thriller umschlagen lässt, das nötigt Respekt ab. Bei seinem ersten Film „Love“ soll er bei einem Etat von 500.000 Dollar den Untergang der Erde noch im elterlichen Garten gedreht haben. Für „The Signal“ hatte er bereits die vierfache Summe zur Verfügung. Er sollte nur ja nicht auf Blockbuster schielen, dafür ist er viel zu gut.
Wertung: vier von fünf Sternen