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Es sollte ein psychologischer Versuch werden - aber es endete in einer Orgie aus Sadismus und Gewalt. Der deutsche Film „Das Experiment“ wurde 2001 international gefeiert. Jetzt will ein Remake das Thema für den US-Markt aufbereiten.
Der Thriller „Das Experiment“ erzählt die erschütternde Geschichte eines eskalierten Versuchs zwischen Macht und Ohmacht. So bestürzend, weil sie wirklich passiert ist. Das 1971 in den USA durchgeführte „Stanford-Prison-Experiment“ war die Vorlage für den gefeierten deutschen Thriller von Oliver Hirschbiegel aus dem Jahr 2001. Jetzt hat sich Paul Scheuring an einem US-Remake versucht, das auf DVD (Constantin) auf dem deutschen Markt erscheint.
Freiwillige Teilnehmer lassen sich von Wissenschaftlern für einen psychologischen Versuch in ein Gefängnis sperren. Sie werden willkürlich in zwei Gruppen unterteilt. Die eine Hälfte soll für die nächsten Tage die Rolle der Aufseher übernehmen, die anderen werden als Insassen in Zellen leben. Schon nach kurzer Zeit gerät die Situation außer Kontrolle: Wärter demütigen die Gefangenen, die Insassen rebellieren. Nach wenigen Tagen muss das Experiment abgebrochen werden.
Nicht im Ansatz die Tiefe des Originals
Vermochte Hirschbiegel die beklemmende Atmosphäre, die bedrohlich anschwellende Aggression im Gefängnis und die perfiden Machtspiele äußerst sensibel zu vermitteln, packt das US-Remake die große Keule aus. Keine Wandlung der Figuren geschieht unterschwellig, jede Entwicklung wird dem Zuschauer auf dem goldenen Tablett serviert.
Trotz großartiger Vorlage und starker Besetzung erlangt der Film nicht im Ansatz die Tiefe des Originals. Überflüssige Randgeschichten von der dominanten Mutter des sadistischen Aufsehers (Forest Whitaker) bis zur Hippie-Freundin des fast unerschütterlichen Insassen (Adrien Brody) nehmen den Schauspielern Spielraum, ihre Figuren zu definieren. Jeglicher Ansatz, die leisen Töne einzufangen, wird von donnernden Effekten übertönt. Und zum Schluss bleibt der Zuschauer unbefriedigt zurück mit einem Ende, das viele Fragen offen lässt.