München. Ex-Monty Python Terry Gilliam lieferte mit seinem "Das Kabinett des Dr. Parnassus" Fantasy vom Feinsten. Heath Ledger spielt in seiner letzten Rolle den jungen Helden Tony, der sich im Lauf der Geschichte verwandelt.

Unsterblich: Christopher Plummer als Dr. Parnassus. © Concorde Filmverleih
Unsterblich: Christopher Plummer als Dr. Parnassus. © Concorde Filmverleih

Die großen Fragen der Menschheit sind nur durch Phantasiewelten erfassbar zu machen. An dieser Aufgabenstellung haben sich bereits unzählige Autoren und Filmemacher die Zähne bereits ausgebissen. Terry Gilliam, der zu den Gründern der britischen Kultkomödianten von Monty Python gehört, ist es mit einer neuen Filmproduktion gelungen, das Thema zu stemmen.

Er versöhnt Philosophie mit Fantasy. Regisseur Gilliam macht aus "Das Kabinett des Dr. Parnassus" ein Fest. Es ist umwerfendes Sehvergnügen, wie der Brite mit der Frage nach Gut und Böse umgeht. Dank moderner Animationstechnik entstand ein Film, der die Grenzen des Kinos sprengt.

Frage nach Gut und Böse

Das Kabinett des Dr. Parnassus

Deutscher Kinostart: 07.01.2010

Regie: Terry Gilliam

Darsteller: Heath Ledger, Jude Law, Christopher Plummer, Johnny Depp, Colin Farrell, Lily Cole u. a.

Parnassus (Christopher Plummer) ist ein knorriger alter Magier, der mit einem Zirkuswagen durch die Jetzt-Zeit mit ihren zerstörten Landschaften zieht. Auf der Suche nach Menschen, die durch einen Spiegel seiner Tingel-Bühne hindurchtreten, um Glück zu erfahren. Bei dem allabendlichen Spektakel wird Parnassus, ein ewiger Spieler, von Mr. Nick beobachtet (Tom Waits). Nick wartet auf den 16. Geburtstag der Tochter des Magiers.

Parnassus hatte seinem Gläubiger Nick einst seine Tochter versprochen, als Tauschobjekt gegen die Unsterblichkeit. In seiner letzten Rolle vor dem Tod spielt Heath Ledger den jungen Helden Tony, der sich im Lauf der Geschichte verwandelt (Johnny Depp, Jude Law, Colin Farrell spielen jeweils einen transformierten Tony).

Es ist der Pakt mit dem Teufel

Heath Ledger in seiner letzten Rolle als Tony. © Concorde Filmverleih
Heath Ledger in seiner letzten Rolle als Tony. © Concorde Filmverleih

Die Weltstars geben dem Film die Bedeutung, die er als einzigartiges Kinoerlebnis verdient. Die Wunderwelt, die dort gezeigt wird, stellt vieles in den Schatten, was mit Computeranimation heute im Kino möglich ist. Man sieht, dass Gilliam sein Metier nicht erst finden musste. Und er hat Mitstreiter seiner gleichsam gigantischen wie phantastischen Idee gefunden, das ehrgeizige Projekt umzusetzen. Es vereint den Wunsch von Fantasy-Freaks nach bombastischen Traumwelten mit den Anspruch an wertvolles Kino. Denn die Bilder sind Transporteure einer ernsten Rahmenhandlung, die gut ins Hier und Jetzt passt.

Der Mensch auf der Suche nach unendlichem Glück und Wohlergehen stößt unabdingbar an seine Grenzen - und scheitert. Auf dem Münchner Filmfest 2009 war Gilliams Produktion eine Ausnahmeerscheinung. Sie fiel aus dem Gesamtangebot mit beachtlichen ausländischen und überwiegend mittelmäßigen neuen deutschen Filmen heraus. Komödien waren gar nicht mehr angesagt, allenfalls bittere. Auch Parnassus ist bitter - und vor allem zum Nachdenken.