Essen. Nach dem Tod fängt das Verdienen erst richtig an: Verblichene Stars spülen Millionen in die Kassen der Rechtebesitzer und der "King of Pop" wird keine Ausnahme bilden. Bisher stand Michael Jacksons einstiger Schwiegervater Elvis Presley an der Spitze der posthumen Topverdiener.
Als Rudolf Moshammer starb, stürmten die Fans das Geschäft des Mode-Paradiesvogels und Möchtegern-Sängers, um original Moshammer-Krawatten zu ergattern. „Mosi”-Devotionalien machten im Internet die Runde: Daisy gab's in Plüsch, den Modemacher wahlweise in Acryl oder auf Kaffeetassen.
"Tot vielleicht mehr wert als lebendig"
Ein paar Binder, etwas Nippes: Die Moshammer'schen Ausmaße von postmortalem Kurzzeit-Hype würde Michael Jackson, Gott sei seiner gnädig, als pure Majestätsbeleidigung empfinden. Der King of Pop ist tot, und frei nach der makabren Regel „der Tod ist gut fürs Geschäft” sprengt dessen plötzliches Ableben alle bislang gekannten Züge der Vermarktung. „Offen gesagt, er ist tot vielleicht mehr wert als lebendig”, sagte Jerry Reisman von den Aufnahmestudios Hit Factory, wo Jackson „Thriller” aufgenommen hatte. Ein Spitzenplatz in der nächsten Forbes-Liste dürfte Jackson sicher sein – in der der wertvollsten toten Künstler.
Der Titel bliebe damit in der Familie, denn 2008 stand Jacksons zeitweiliger Schwiegervater Elvis Presley an der Spitze der Liste. Rund 52 Millionen Dollar spülte der King of Rock'n'Roll in die Kassen seiner Erben und Rechteverwerter, nicht zuletzt dank des Hypes rund um seinen 30. Todestag 2007. Nicht nur die Jackson-Alben oder Eintrittsgelder bei der Pilgerstätte Graceland sorgten für Profit. So machte der Medienunternehmer Robert Sillerman mit Elvis-Gürtelschnallen, Elvis-Uhren und Elvis-Figuren seinen Reibach.
Domainhandel auf Ebay
Auf Rang zwei der toten Künstler steht der „Vater” der Peanuts-Comics um Snoopy, Charles Schultz, mit 33 Millionen Dollar, gefolgt von „Neuling” Heath Ledger. Der Schauspieler, der im Januar 2008 starb, verdiente mit seinem Film „The Dark Knight” 20 Millionen Dollar.
Im Vergleich zur Jackson-Geldmaschine, die nun anläuft, sind die fünf Millionen Dollar, die James Dean 2008 kassierte, ein besseres Taschengeld. Wer bei dem Aktionshaus Ebay derzeit neun Jackson-Internetadressen (etwa TheBestofMichael.de oder KingOfPopShop.de) ersteigern will – voilà, mit knapp fünf Millionen Euro ist er dabei. Dagegen sind die 800 000 Euro, die ein privater Käufer für das Passwort zur E-Mail „Michaeljackson1958@....de” will, glatt ein Schnäppchen.
Namensliste zu verkaufen
Alle möglichen Parteien beteiligen sich an der kommerziellen Leichenfledderei des King of Pop. Der US-Verschwörungstheoretiker Ian Halperin will kommende Woche eine nicht autorisierte Jackson-Biographie veröffentlichen. Wie der Spiegel berichtet, möchte Halperin auch sein Wissen über die letzten irdischen Jackson-Momente gewinnbringend unter den Hammer bringen. „Explosives Zeug. Die volle Wahrheit”. Für mindestens 500 000 Pfund.
Hartes Exklusivmaterial verspricht auch eine Berliner Anwaltskanzlei. Wer die Mappe „Michael Jackson unplugged” kauft, bekommt angeblich nicht nur Unterlagen über die wahren finanziellen und gesundheitlichen Verhältnisse des King of Pop, sondern obendrauf noch eine Liste mit 28 Namen von Kindern, zu denen Jackson fragwürdige Kontakte unterhalten haben soll.
Niederländische Lehrer profitieren
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Dabei finden sich die Geschäftemacher in sauberer Gesellschaft: Drei Tage nach Jacksons Tod ließ Vater Joe die Welt an einer „wirklich guten Ankündigung” teilhaben. Werbewirksam trommelte er für sein neues Plattenlabel.
Auch die Musikindustrie wittert Millionen. Seit Jacksons Ableben rangieren seine Stücke in den Top-Ten-Listen. Sony Music hat laut Spiegel bereits am Tag eins ohne Jackson für Europa 2,5 Millionen neue CDs drucken lassen. In Deutschland wolle der Musikriese bis Jahresende eine Million Scheiben absetzen und weltweit zehn Millionen.
Zu den Profiteuren gehören auch niederländische Lehrer. Der Hintergrund: Wie die FTD berichtet, hält der holländische Pensionsfonds ABP über seinen Musikverlag Imagem die Rechte an mehr als einem Dutzend Jackson-Songs, darunter dem Schmacht-Stück „You are not alone”.
Single-Rekord mit Diana
Man muss übrigens nicht zwangsläufig Künstler sein, um posthum als Millionen-Quelle zu sprudeln – zumindest wenn man eine „Prinzessin der Herzen” ist. Nach dem Unglück von Lady Di schluchzte ein mit den Tränen kämpfender Elton John „Candle in the wind”. Die Welt trauerte mit – und stürmte die CD-Regale.
Bereits am ersten Tag ging „Candle in the wind” rund 658 000-mal allein in England über die Ladentheke. Die Single gilt mit mehr als 33 Millionen verkauften Exemplaren als die erfolgreichste der Welt. Den „Diana Princess of Wales Memorial Fund” wird's freuen – er bekommt die Erlöse.