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Es ist wie ein Ruf zu den Waffen: Irgendwann klopfen Hollywoods Produzenten auch bei durchaus ernstzunehmenden Schauspielern an, um sie für einen der berüchtigten Sommer-Blockbuster zu verpflichten. Diesmal hat es Jake Gyllenhaal erwischt, der den gehetzten „Prince of Persia“ spielt.

Es ist wie ein Ruf zu den Waffen: Irgendwann klopfen Hollywoods Produzenten auch bei durchaus ernstzunehmenden Schauspielern an, um sie für einen der berüchtigten Sommer-Blockbuster zu verpflichten. Jene Filme also, bei denen man den Verstand am besten an der Garderobe abgibt, um dafür umso mehr Popcorn zu konsumieren. Die meisten Stars verweigern sich dieser lukrativen Aufgabe nicht, selbst ein so melancholisch und introvertiert dreinblickender Darsteller wie Jake Gyllenhaal („Brokeback Mountain“) hat sich jetzt für „Prince of Persia – Der Sand der Zeit“ verpflichten lassen.

Dass Jerry Bruckheimer als Produzent verantwortlich zeichnet und das Drehbuch des im Persien des 6. Jahrhunderts spielenden Films auf einem „Jump’n’Run“-Computerspiel basiert, lässt erahnen, was man hier auf der Leinwand zu sehen bekommt. In der Tat sehen wir Gyllenhaal die meiste Zeit klettern, springen, rennen. Und der warnende Ruf „Schließt die Tore!“ ist ihm stets Anlass, seine Anstrengungen noch zu verdoppeln, um gerade noch entweichen zu können.

Ein Adoptivsohn, zwei leibliche Kinder und ein intriganter Bruder

Regisseur Mike Newell serviert uns eine Geschichte, die wahrscheinlich deshalb so verzwickt erzählt ist, damit sie den Ursprung des Films vergessen macht. Gyllenhaal jedenfalls ist Prinz Dastan, Adoptivsohn des persischen Königs Sharaman, der auch noch zwei leibliche Söhne sowie in Nizam (Ben Kingsley) einen intriganten Bruder besitzt. Letzterer kann noch so viel Kreide fressen, man erkennt in ihm den Bösewicht schon von ferne. Vielleicht weil er uns so an Isnogud erinnert, diesen umtriebigen Comic-Wesir, der Kalif werden will an Stelle des Kalifen. Tatsächlich aber schlummert in ihm ein verkappter Dick Cheney: Es gelingt ihm mit Erfolg, einen Krieg gegen die heilige Stadt Alamut anzuzetteln, weil er das Herrscherhaus glauben machen kann, dass dort Waffen hergestellt und gelagert werden, die an die Feinde des Königs verscherbelt werden sollen. Kommt einem verdächtig bekannt vor.

Leider hat er die Rechnung ohne Prinz Dastan gemacht, der dem Onkel beizeiten auf die Schliche kommt und nun alles daran setzt, das Ränkespiel zu durchkreuzen. In Wirklichkeit ist Nizam scharf auf das Geheimnis des „Sandes der Zeit“, mit dessen Hilfe man sich in der Zeit zurückversetzen kann. Der Verräter braucht jede Menge davon, denn er will ganz weit zurück, um den Lauf der Dinge grundlegend zu verändern und sich auf diese Art von ganz allein auf den Thron zu befördern.

Dastan muss den Onkel erledigen und die liebreizende Prinzessin Tamina beschützen

Auf Dastan wartet eine Menge Arbeit, denn er muss nicht nur den Onkel erledigen, sondern auch noch die liebreizende Prinzessin Tamina (Gemma Arterton) aus Alamut beschützen, die als einzige das ganze Geheimnis des Zaubersandes kennt. Tief unter der Erde schlummert es, und wer einen falschen Schritt auf dem Weg dahin macht, der reißt nicht nur sich, sondern gleich die ganze Welt mit in den Untergang. Solche finalen Drohungen sind das Brot und die Butter dieser Art von Spektakeln. Aber man sollte sich weder davon noch von der großen Zahl an toten Sympathieträgern beirren lassen. Zeitreisen heilen viele Wunden.

Letzten Endes aber sind weder die gigantischen Spezialeffekte (mit Sand hatte man es auch schon reichlich in den „Mumie“-Filmen zu tun), weder die einfallsreichen Kämpfe noch die rasenden Verfolgungsjagden das wirklich Interessante von „Prince of Persia“. Es sind vielmehr die kleinen Geschichten am Rande, die uns diese auf Hochdruck getrimmte Blockbusterwelt so menschlich erscheinen lassen. Geschichten wie die von dem findigen Scheich Amar (Alfred Molina), der als Vertreter eines florierenden mittelständischen Unternehmens das richtige Rezept gegen lästige Steuereintreiber gefunden hat: Man muss nur genug Skelette am Wegesrand aufbauen, dann lebt man wie auf den Cayman Islands.