Essen. Ein Freund bleibt ein Freund: Der Kinofilm "Unter Bauern" mit Veronica Ferres und Armin Rohde, erzählt von praktizierter Nächstenliebe gegenüber Juden zur Nazizeit.

Erst kürzlich haben wir anlässlich eines Films wie „Berlin '36” an dieser Stelle bemängelt, dass dem deutschen Kino kein Luxusthema zu exotisch scheint, um nur ja wieder Hakenkreuze und Nazis ins Bild rücken zu können. Nun kommt „Unter Bauern” auf uns zu und damit der Beweis, dass es noch Filme zum Thema gibt, denen es mehr um schlichte Aufrichtigkeit geht und weniger um pittoreske Bilder voll mit Nazi-Kult. Vielleicht liegt es daran, dass es sich hier um die authentischen Erinnerungen der Jüdin Marga Spiegel handelt.

Unter Bauern - Retter in der Nacht

Deutscher Kinostart: 08. Oktober 2009

Regie: Ludi Boeken

Darsteller: Veronica Ferres, Armin Rohde, Luisa Mix, Margarita Broich u.a.

In „Unter Bauern” geht es um nichts weniger als Zivilcourage, mithin also auch ein Beitrag zu einem gerade jetzt wieder hoch gehandelten Thema. Im Münsterland gibt es sie noch, solche Menschen, denen der Freund auch dann noch Freund ist, wenn er einen Judenstern trägt. Und das im Kriegsjahr 1943, als Deutsche kurzerhand erschossen wurden, wenn sie Juden Obdach gewährten und versteckten. Der Bauer Aschoff (stark auch ohne viele Worte: Martin Horn) ist so ein Mensch: Mit Menne Spiegel (Armin Rohde) hat er schon im Ersten Weltkrieg gekämpft, da scheint es ihm selbstverständlich, dass er dessen Frau Marga (Veronica Ferres) samt Tochter aufnimmt und so vor Deportation und sicherem Tod bewahrt. Menne selbst muss sich zunächst alleine durchschlagen, aber selbst für ihn findet sich später noch ein Dachboden.

Nächstenliebe ohne großes Gerede

Der holländische Produzent und Gelegenheitsregisseur Ludi Boeken tut sein Bestes, um das Münsterland in seinen knorrigen Typen zu spiegeln, die Nächstenliebe praktizieren, ohne großes Gerede davon zu machen. Es hätte, gerade in diesem vom Film wenig heimgesuchten Landstrich, auch großes Kino werden können, wenn Loeken die Handlung nicht überwiegend in geduckte Stuben und Gasträume verlegen würde. Ästhetisch atmet hier nichts, es wird höchstens bildschirmgerecht erzählt.

Die Schauspielerführung funktioniert dafür umso besser. Veronica Ferres, sonst eine nicht immer leicht zu ertragende Diva für jedes historische Melodram, ordnet sich hier musterhaft unter und sucht größtmögliche Assimilation in bäuerlichem Haushalt. Margarita Broich als Aschoffs Ehefrau gibt uns eine Ahnung davon, was es heißt, auch in schlechten Zeiten zum eigenen Ehemann zu stehen. Und Armin Rohde liefert das bemerkenswerte Porträt eines einsamen Mannes, den das Alleinsein und die ständige Angst fast in den Wahnsinn abgleiten lassen.

Dass der politische Sinneswandel einer bisher ganz und gar auf Hitlerjugend und BDM eingeschworenen jungen Generation dabei ein wenig holzschnittartig ausfällt, sei's drum. Immerhin schafft es Ludi Boekens Film, dass man die als verschlossen geltenden Münsterländer danach mit ganz anderen Augen betrachtet.