„Die fantastische Reise des Dr. Dolittle“ mit dem legendären Tierarzt kommt leider als eher fahriger Abenteuerfilm für Kinder daher
Wer nur die „Dolittle“-Filme mit Eddie Murphy kennt, wundert sich bei der Neuverfilmung. Statt in der Gegenwart spielt die aktuelle Adaption gemäß der Kinderbücher von Hugh Lofting im viktorianischen England. Und Dr. John Dolittle ist hier kein normaler Arzt, der plötzlich Tiere versteht, sondern eine lebende Legende, die einst als Arzt und Abenteurer im Dienst der Queen stand. Ein schön animierter Trickfilmvorspann erklärt, dass der exzentrische Doktor den Seefahrerinnentod seiner großen Liebe Lilly nie verwunden hat und vollkommen zurückgezogen haust.
Dr. Dolitte wird zum Retter der Queen
Anfangs erinnert der von Robert Downey Jr. gespielte Dolittle an Robinson Crusoe, wenn er mit üppiger Haarpracht Tierlaute ausstößt. Zwei Kinder reißen ihn aus der Gesellschaftsabkehr: Der sensible Stubbins (Harry Collett), der ein verletztes Eichhörnchen behandeln lassen will, und die junge Thronfolgerin Lady Rose (Carmel Laniado), die Dolittle zur Rettung der todkranken Königin Victoria an den Buckingham Palace holen will.
Dolittle untersucht die Queen, die scheinbar vergiftet wurde und nur mit der geheimnisvollen Edenfrucht kuriert werden könnte. Also brechen Dolittle, Stubbins und eine Handvoll Tiere per Segelschiff zur mysteriösen Edeninsel auf. Dabei geraten sie jedoch in die Fänge des Piratenkönigs Rassouli (Antonio Banderas, Foto links)...
Löchrige Geschichte
Die „Dolittle“-Filme von 1998 und 2001 holten das Publikum ab, indem Eddie Murphy ein gewöhnlicher Arzt war, dessen Tierkommunikation zunächst komische Überforderung auslöste. Der neue Dolittle ist hingegen von Beginn an für seine Fähigkeiten berühmt. Somit verlagert sich der Fokus der Erzählung weg von einer Komödie hin zum Abenteuer im Fahrwasser von „Fluch der Karibik“.
Ein paar lustige und rührende Momente bietet „Die fantastische Reise des Dr. Dolittle“ allemal. So ticken die zeitgemäß animierten Tiere ebenso neben der Spur wie Dolittle, wenn ein Gorilla unter einer Angststörung leidet oder ein Eisbär ständig friert. Menschen und Tiere bleiben aber mehr Schablonen denn eigene Charaktere.
Hektische Erzählweise
Ein Problem ist die zerfahren-hektische Erzählweise, der man die heikle Produktionsgeschichte anmerkt: Eigentlich sollte der größtenteils von Stephen Gaghan inszenierte Film im letzten Frühjahr starten, weil das Ergebnis aber als zu wenig kindertauglich erschien, wurden Chris McKay und Jonathan Liebesman für ausladende Nachdrehs verpflichtet. Im fertigen Film ist deutlich zu spüren, dass hier verschiedene Leute an verschiedenen Strängen zogen. Für Kinder, die sich an sprechenden Tieren erfreuen, genügt das – Erwachsene staunen darüber, wie halb gar ein von Profis umgesetzter Millionen-Blockbuster sein kann.
USA 2019, 101 Min., R: Stephen Gaghan, D: Robert Downey Jr., Michael Sheen, Antonio Banderas
FSK 6, Wertung: 2 / 5 Punkte