Essen. Regisseur James Cameron hat sich nach "Titanic" zwölf Jahre Zeit gelassen. Nun triumphiert er mit "Avatar - Aufbruch nach Pandora". In seinem in 3D gedrehten Epos zerstören die Menschen des 22. Jahrhunderts die paradiesische Welt der menschenähnlichen Urbevölkerung des Planeten Pandora.

Avatar - Aufbruch nach Pandora

Deutscher Kinostart: 17. Dezember 2009

Regie: James Cameron

Darsteller: Sigourney Weaver, Zoe Saldana, Sam Worthington, Stephen Lang, Michelle Rodriguez, Jon Landau u. a.

Erfolg macht nicht selten scheu und vorsichtig. Vielleicht ist das der Grund, warum James Cameron zwölf Jahre gebraucht hat, um sich nach „Titanic" wieder mit einem großen Film ins Kino zu wagen. In der Zwischenzeit gab es nur hin und wieder einen Tauchfilm fürs Fernsehen. Mit „Avatar – Aufbruch nach Pandora" allerdings findet diese Phase am 17. Dezember ihren Endpunkt.

Von der Anlage her ist dies ein im Jahre 2154 spielender Science-Fiction-Film, das Thema aber sehr gegenwärtig. Dass die USA bei der Beschaffung und Sicherstellung von Rohstoffen eine gewisse Skrupellosigkeit an den Tag legen, überrascht niemanden mehr. Hier ist das nur ein wenig potenziert: Auf dem Planeten Pandora, 14,4 Lichtjahre entfernt, existiert ein Mineral, das die Energieprobleme auf der welkenden Erde mit einem Schlag lösen könnte. Der Abbau ist schwierig, Pandora ist dummerweise bevölkert von den Ureinwohnern der Na'vi.

Akribischer Entwurf einer paradiesischen Welt

Um mehr zu erfahren über dieses Volk, dessen Vertreter vor allem riesig und breitnasig sind, kreiert man „Avatare". Das sind in einem Tank generierte, genetisch manipulierte Hybride, erschaffen aus menschlicher und Na'vi DNA. Mental gesteuert werden diese Wesen von Menschen, die über eine spezielle Technologie mit dem Avatar-Körper verbunden sind. Klingt kompliziert? Jedenfalls für die Vertreter des Abbaukonzerns und das anwesende Militär: Statt Kontaktsuche favorisiert man hier den Plan Tabula rasa.

Was einen sofort für Camerons Film einnimmt, ist der geradezu akribisch angelegte Entwurf dieser fremden Welt mit all seiner phantastischen Flora und Fauna. Nichts wird demonstrativ vorgezeigt, alles erschließt sich eher am Rande – die ungemein variationsreiche Tierwelt ebenso wie die gigantischen Berge, die teilweise einfach in der Luft zu hängen scheinen. Am beeindruckendsten aber ist die Verbindung, die hier zwischen Na'vi und der Pflanzenwelt besteht. Es scheint da eine Art Vernetzung zu existieren, als seien die Informationen über die Vorfahren in den Wurzeln 300 Meter hoher Bäume gespeichert. Man lebt mit den Wundern der Natur, so wie der Zuschauer mit den Wundern dieses Films. Dass die am Computer mit dem Motion-Capture-Verfahren geschaffenen Aliens anfangs ein wenig holzschnitthaft wirken, verliert sich spätestens dann, wenn die Krieger ihre Flugsaurier durch die Lüfte reiten.

Der Zuschauer wird in seinen tiefsten Emotionen gepackt

James Cameron

Start mit „Piranha 2"

James Cameron (55) wuchs im kanadischen Niagara Falls auf. Nachdem er mit 15 Jahren „2001 – Odyssee im Weltraum" gesehen hatte, war für ihn klar, was er einmal werden wollte. Seinen Kinoeinstand gab er 1981 mit „Piranha 2 – Fliegende Killer". Drei Jahre später folgte „Terminator" und Camerons Erfolgsserie startete. Es folgten „Aliens – Die Rückkehr" (86), „Abyss" (89), „Terminator 2" (91), „True Lies" (94) und „Titanic" (97).

Der Konflikt des Films baut sich langsam auf zwischen dem mittlerweile im Rollstuhl sitzenden Marine Jake Scully (Sam Worthington) und dem Hardliner Colonel Quaritch (Stephen Lang). Scully wird Lenker eines Avatars, kann in dieser Gestalt sogar wieder laufen und verliebt sich in seiner Alternativ-Identität in die einheimische Häuptlingstochter Neytiri. Kein Wunder, wenn er da die Seiten wechselt und am Ende gegen Quaritch in den Krieg ziehen muss. Der steht am liebsten mit seiner Kaffeetasse in der Hand im Cockpit der Kampfbomber und gibt gelassen Vernichtungsbefehle.

Seit die Ureinwohner Südamerikas von den Spaniern überrannt wurden, seit der Vernichtung der Indianer ist diese Geschichte von Zerstörung und Genozid immer wieder erzählt worden. Cameron aber erzählt sie wie neu, packt den Zuschauer in seinen tiefsten Emotionen. Und sei es nur der Moment, da Scully und Neytiri sich zum ersten Mal auf einem Felsvorsprung küssen – und man unweigerlich an die „Titanic" denken muss.