Essen. Denzel Washington spielt im Remake „Die Entführung der U-Bahn Pelham 123” - und wollte mal nicht den Saubermann geben. Mit Dieter Oßwald sprach der Hollywoodstar, der bisher zwei Oscars gewonnen hat, über Bösewichter, politischen Wandel und den Einfluss seiner Kinder.
Er gilt als einer der renommiertesten Schauspieler der USA und hat über 30 Filme gedreht. Denzel Washington (54) wagte sich mit „Philadelphia” einst in den ersten Aids-Film Hollywoods. In „Malcolm X” und „Schrei nach Freiheit” zeigte er politisches Engagement. Für „Training Day” und „Glory” bekam er den Oscar. Nun kommt Washington im Remake des Geiselnahme-Thrillers „Die Entführung der U-Bahn Pelham 123” ins Kino. Mit dem Schauspieler sprach Dieter Oßwald.
Wann sind Sie zum letzten Mal U-Bahn gefahren?
Denzel Washington: Ich lebe seit Jahren in Los Angeles, da wäre die U-Bahn für mich nicht sehr praktisch. Nach New York komme ich meist nur wegen der Arbeit – und da bekommt man einen Fahrer.
Aus alt mach' neu – wo liegen die Unterschiede zum Originalfilm von 1974?
Washington: In unserem Film spielt das Thema Wall Street eine wichtige Rolle – davon konnte im Original keine Rede sein. Auch das Dilemma, in dem meine Figur steckt, ist von aktuellen Ereignissen inspiriert: von einem U-Bahn-Angestellten, der sich beim Einkauf von Zügen korrupt verhielt.
Macht Ihnen eine gebrochene Figur mehr Spaß als der Saubermann?
Washington: Ich wollte diesmal keinen Cop spielen, diese Rolle habe ich schon oft genug gespielt. Dass dieser U-Bahn-Angestellte in diese Geiselnahme gerät, ist reiner Zufall, auch irgend jemand sonst hätte diesen Anruf entgegen nehmen können. Das war Schicksal.
Hätten Sie auch den Kidnapper spielen können?
Washington: Ich hatte sogar die freie Auswahl für die Rolle. Auf meinen Vorschlag kam dann schließlich John Travolta noch an Bord. Ich glaube allerdings nicht, dass das Studio mich unbedingt gerne in der Rolle des Bösewichts gesehen hätte. Beim Drehen habe ich mir manchmal gewünscht, die andere Rolle zu spielen – die bösen Buben haben im Film schließlich den meisten Spaß.
Warum spielen Sie dann nicht öfter den Bösewicht?
Washington: Weil man die passenden Drehbücher dazu benötigt, und die gibt es selten für mich. Ursprünglich wollte ich nicht einmal „Training Day” machen, erst mein Sohn hat mich dazu überredet – ohne ihn hätte ich den Oscar also nie gewonnen.
Hören Sie öfter auf Ihre Kinder?
Washington: Tatsächlich hat mein Sohn mich auch überredet, „American Gangster” zu machen. Bei meinem nächsten Projekt wird er dann auch als einer der Produzenten dabei sein. Sein Job ist zwar Football-Spieler, aber er hat sehr viel Ahnung von Film – wie alle meine Kinder.
Was macht einen Stoff interessant für Sie?
Washington: Es gibt immer verschiedene Komponenten, die auch je nach Stimmung wechseln. Manchmal ist der Regisseur das überzeugende Moment und bisweilen ist entscheidend, ob man von zu Hause weg möchte und den Drehort mag.
Was war der bislang schönste Moment Ihrer Karriere?
Washington: Ich blicke nie zurück, sondern immer nach vorn – das ist ein Rat, den mir mein Lehrer im Theater-College gegeben hat. Auch wenn ich im Fernsehen zufällig auf einen Film mit mir stoße, schaue ich allenfalls ein paar Szenen davon an, aber nie den ganzen Film.
Was hat sich seit Barack Obama verändert?
Washington: Ich wuchs in einer Generation auf, wo ich bestimmte Geschäfte nicht betreten oder Wasserspender nicht benutzen durfte. Nun einen schwarzen Präsidenten zu erleben, ist natürlich großartig. Für meine Kinder ist das anders, da geht es weniger um Rasse als um den Wandel. Gerade unter jungen Leuten gab es diesen Wunsch nach einem Wechsel – aber der vollzieht sich nicht an einem Tag, das ist ein Prozess. Obama ist Präsident, aber er ist kein Zauberer.
Würden Sie Obama gerne einmal spielen wollen?
Washington: Ich würde gerne einmal Basketball mit ihm spielen.