Berlin. . „Der Mann, der Weihnachten erfand“ erzählt das Leben des Schriftstellers. In der Hauptrolle: Dan Stevens.
Charles Dickens’ Weihnachtsgeschichte gehört zum Fest wie Lebkuchen und Tannenbaum. Im Dezember 1843 erstmals veröffentlicht, erlangte die Erzählung schnell Ruhm. Wie bei Dickens gewohnt, schlägt die Geschichte starke sozialkritische Töne an, mit denen der Autor die Missstände im England des 19. Jahrhunderts anprangern wollte. Wie aber ist der Klassiker entstanden? Dieser Frage geht Bharat Nalluri nach und adaptiert dafür den biografischen Roman von Les Standiford mit einem Schuss Weihnachtsmagie.
Handfeste Schreibblockade
So lernen die Kinozuschauer zunächst einen Schriftsteller kennen, der nach seinen Erfolgen mit „Oliver Twist“ und „Nicholas Nickleby“ hinter den Erwartungen seiner Verleger zurückbleibt und stattdessen zwei veritable Flops produziert. Der verschwenderische Lebensstil und steter familiärer Zuwachs ziehen die finanzielle Schlinge für Dickens (Dan Stevens, Bild links) zusehends zu. Dabei steckt er mit seinen gerade einmal 30 Lebensjahren in einer handfesten Krise. Kein Wort will mehr aus seinem Federkiel fließen. Dieser Zustand wird noch genährt durch die überraschende Ankunft seines Vaters (Jonathan Pryce), einem windigen Nutznießer, der sich samt Mutter bei Familie Dickens einquartiert.
Der Vater brachte den Sohn damals ins Arbeitshaus, wo er mit elf Jahren schuftete, während der Alte wegen Schulden im Zuchthaus saß. Und als Dickens von den Geistern seiner Vergangenheit eingeholt wird, sieht er ihr Spiegelbild im Verhalten der Industriellen, die die Armut verabscheuen. Der Geizkragen Ebenezer Scrooge (Christopher Plummer) ist geboren und mit ihm seine fiktiven Mitmenschen, die fortan ebenfalls das Haus der Dickens bevölkern. In all dem Chaos versucht der Autor Geld aufzutreiben, um seinen Roman noch bis zum Weihnachtsfest in Eigenregie auf den Markt zu bringen.
Wir wissen, wie es ausging: Dickens’ warmherziges Märchen inspirierte Generationen. Über 25 Verfilmungen des Weihnachtsklassikers wurden in den vergangenen einhundert Jahren gedreht. Auch Bharat Nalluri lässt es sich nicht nehmen, die Lebensgeschichte seines Protagonisten mit dessen Fiktion zu verbinden. So wird auch Charles von den Geistern seiner Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft heimgesucht, Verkörperungen seiner Selbstzweifel und Zukunftsängste.
London der viktorianischen Ära
Die irische Produktion ist mit vielen bekannten Gesichtern des britischen Films besetzt. Dan Stevens kann hier abseits von „Downton Abbey“ Spielfreude zeigen. Ihm gegenüber stehen mit Jonathan Pryce und Christopher Plummer zwei echte Schauspiellegenden. Szenenbild und Kostüme lassen das London der viktorianischen Ära wieder auferstehen. Mit Witz und Tempo bietet „Der Mann, der Weihnachten erfand“ viel Unterhaltung für die ganze Familie.