Essen.. In “Avengers 2: Age of Ultron“ will das Maschinenwesen Ultron die Menschheit zerstören. Dabei ist Ultron mehr als ein simpler Weltenzerstörer.
Am Ende von „The Return of the First Avenger“ ruft Baron von Strucker, einer der zahllosen, aber immerhin etwas charismatischeren Gegenspieler der Marvel-Superhelden, in einem kurzen Gastauftritt „das Zeitalter der Wunder“ aus. Damals, vor gut einem Jahr, war das ein kleiner Vorgeschmack auf Joss Whedons „Avengers – Age of Ultron“. Heute erscheint diese im Abspann des zweiten „Captain America“-Films versteckte Szene in einem anderen Licht.
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Angesichts eines Untertitels, der die Ära des Maschinenwesens Ultron verkündet, könnte von Struckers Prophezeiung obsolet sein. Doch ganz im Gegenteil. Whedon erzählt zwar von einem Aufstand der Maschinen.
Ultron und das Zeitalter der Wunder
Die übermächtige künstliche Intelligenz wendet sich ausgerechnet gegen ihren eigenen Schöpfer, den genialischen Tony Stark. Er, der eigentlich ein Programm schaffen wollte, das der Menschheit dauerhaften Frieden und Sicherheit garantiert, bringt die Avengers und die Welt an den Rand des Abgrunds.
Nur erzeugt die ungeheure Stärke Ultrons, der tatsächlich eine ganz neue Epoche auf der Erde einläuten könnte, in Whedons Version des Marvel-Universums eine ebenso gewaltige Gegenkraft. Ein Gleichgewicht muss hergestellt werden. So wird ausgerechnet Ultron zum Auslöser und Begründer eben jenes Zeitalters der Wunder.
Das dürfte sich der skrupellose, mit Menschen und Maschinen experimentierende von Strucker anders vorgestellt haben. Das Zeitalter der Wunder, das die Avengers in ihrem Kampf ums Überleben der Welt Wirklichkeit werden lassen, ist vor allem eines des Menschlichen. Der kaum zu bezwingende Gegner bringt jeden der Superhelden dazu, sich darauf zu besinnen, was es bedeutet, eben auch ein Mensch zu sein.
Avengers 2 inszeniert die kindliche Lust am Zerstören
Gelegentlich scheinen seine großen, extrem aufwendig gestalteten Actionszenen „Avengers – Age of Ultron“ fast in Richtung der „Transformers“-Filme zu kippen. Wenn der von Mark Ruffalo gespielte Bruce Banner als Hulk komplett die Kontrolle verliert und in einer afrikanischen Großstadt Amok läuft, lässt Whedon hemmungslos einer fast schon kindlichen Lust an filmischen Zerstörungsorgien freien Lauf.
Auch das Finale, in dem ein beträchtlicher Teil einer osteuropäischen Stadt der Boden entrissen wird und in die Höhe steigt, hat zweifellos etwas Maßloses. Man kann diese Szenen durchaus als Antwort und Reaktion auf den Zerstörungswahnsinn der Filme von Michael Bay verstehen.
Joss Whedon vergisst nie seine Figuren
Aber etwas unterscheidet Whedons Exzesse trotz allem von denen Bays. Zum einen behält der Betrachter selbst im größten Chaos noch einen gewissen Überblick. Die Linien des Kampfes lassen sich verfolgen, auch wenn Whedon zwischen einzelnen Schauplätzen und Scharmützeln hin und her schneidet.
Zum anderen vergisst Whedon auch in diesen großen Actionmomenten nie seine Figuren. Es sind eben nicht nur Roboter, die hier aufeinander einschlagen. Selbst Ultron, der sich wieder und wieder reproduzieren kann und in jedem Roboter präsent ist, über den er Kontrolle hat, ist weitaus mehr als ein simpler Welten-Zerstörer.
In Avengers 2 geht es nicht nur um ausschweifende Kämpfe
Alles hält sich in Joss Whedons Vision letztlich die Waage. Den ausschweifenden Kämpfen stehen immer wieder Momente der Ruhe und Reflexion gegenüber. „Avengers 2 – Age of Ultron“ erzählt nicht nur von den Gefechten einer Gruppe von Superhelden.
Er fragt zugleich auch, welchen Tribut Iron Man (Robert Downey Jr.) und Captain America (Chris Evans), der Hulk und Black Widow (Scarlett Johansson), Thor (Chris Hemsworth) und Hawkeye (Jeremy Renner) für ihre Fähigkeiten entrichten müssen. So mischen sich ganz unterschiedliche Geschichten von Freundschaft und Liebe in den Epos des ewigen Streits zwischen den Kräften des Guten und des Bösen, wobei es mit jedem neuen Marvel-Film schwieriger wird, die einen feinsäuberlich von den anderen zu trennen.
Wertung: vier von fünf Sternen