Essen. Zur EM erscheint die Simulation „We Are Football“ für den PC. Das Besondere: Erstmals enthält ein solches Spiel auch Frauenligen.

Eine gute Nachricht für viele Fans des runden Leders: Gerald Köhler, der in den 90ern die kultige „Anstoss“-Reihe erfand und in den 2000ern für den „Fußball Manager“ von EA Sports verantwortlich war, meldet sich mit einem neuen Projekt zurück. „We Are Football“ heißt die von ihm verantwortete Manager-Simulation für den PC, die sich in guter alter „Anstoss“-Tradition nicht zu ernst nimmt und vor allem auf den schnellen Spielspaß für zwischendurch ausgerichtet ist.

Gut, auf den aus „Anstoss“ bekannten Besuch beim chinesischen Spezialarzt Dr. Do Ping (was für ein Name) zur nicht ganz legalen Verbesserung der eigenen Mannschaft muss man bei „We Are Football“ ebenso verzichten wie auf das Trainingslager auf einer Mondbasis – doch Momente zum Schmunzeln gibt’s auch im neuen Spiel noch reichlich. Wer den Gegner bei Heimspielen aus dem Konzept bringen will, kann beispielsweise einen Flitzer auf den Platz bestellen. Auch vertonte Halbzeitansprachen, die früher für zahlreiche Lacher sorgten („Wenn ihr Schlappsäcke nicht Profis geworden wärt, würdet ihr alle unter der Brücke schlafen – alle!!!“), sind wieder dabei.

Nicht immer ganz realitätsgetreu

Wobei für diese ein sogenannter Aktionspunkt verbraucht werden muss. Ja, „We Are Football“ setzt bewusst Kontrapunkte zur hyperrealistischen, aber auch recht zähen „Football Manager“-Konkurrenz von Sega. Mit den im echten Leben so natürlich nicht vorhandenen Aktionspunkten, die es durch Erfolge zu verdienen gilt, kann sich der Spieler unter anderem Vorteile bei Vertragsverhandlungen erschleichen, seinen Kader im Training schneller verbessern oder eben die Jungs und Mädels in der Kabine gesondert motivieren.

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Moment mal, Mädels? Ja, tatsächlich: „We Are Football“ setzt ein Zeichen für Gleichberechtigung im angeblichen „Männersport“ Fußball. Erstmals enthält ein Manager-Spiel nebst Männerligen aus 21 verschiedenen Ländern auch 16 Frauenligen, die ersten beiden deutschen Klassen gibt es gegen einen geringen Aufpreis sogar mit allen Original-Lizenzen (siehe Info).

Gameplay hängt von der Geschlechterwahl ab

Die Wahl des Geschlechts hat Auswirkungen auf das Gameplay: So steht einem bei den Frauen wegen der niedrigeren Einnahmen aus TV-Verträgen und Ticketing-Erlösen deutlich weniger Geld zur Verfügung als bei den Männern. Zudem kann es hier und da vorkommen, dass sich Spielerinnen während der Saison plötzlich in den Mutterschutz verabschieden oder wegen des Babywunsches ihre Karriere bereits mit 30 Jahren beenden.

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Viele Einstellungen sind allerdings geschlechtsunabhängig. „We Are Football“ kommt mit einer großen Datenbank zum Scouten neuer Spielerinnen und Spieler daher, zahlreich sind erfreulicherweise auch die Optionen bei der Gestaltung des Mannschaftstrainings, des Stadionausbaus oder der Akquise neuer Sponsoringgelder. Ein Editor erlaubt es zudem, Namen der nicht lizenzierten Klubs und Akteure aus dem Ausland zu verändern.

Die Spieldarstellung enttäuscht

Minuspunkte gibt es aber für die Spieldarstellung. Auf eine 3D-Übertragung des Geschehens auf dem grünen Rasen wurde komplett verzichtet. Die 2D-Grafik zeigt lediglich Karten, Abseitspositionen und Angriffsverläufe bei Torchancen an – Rückschlüsse auf die genaue Taktik des Gegners, auf die im wahren Leben stets reagiert werden muss, lassen sich so nicht ziehen.

Jeder Spieler und jede Spielerin in „We Are Football“ (hier Serge Gnabry vom FC Bayern) hat ein eigenes, umfangreiches Profil, das über Fähigkeiten und Charakter Aufschluss gibt.
Jeder Spieler und jede Spielerin in „We Are Football“ (hier Serge Gnabry vom FC Bayern) hat ein eigenes, umfangreiches Profil, das über Fähigkeiten und Charakter Aufschluss gibt. © THQ | THQ Nordic

Ebenfalls ärgerlich: Eine Woche muss komplett durchgeplant werden und wird dann am Stück simuliert. Holt man sich an einem Montag im Transfergespräch eine Absage des begehrten Profis, muss man also sieben Tage warten, um in Verhandlungen mit anderen Akteuren eintreten zu können. Das nervt vor allem im traditionell hektischen Transfer-Fenster vor Saisonbeginn. Und manch Gamer werden beklagen, dass es keinen wählbaren Schwierigkeitsgrad gibt – aber das ist Geschmackssache.

Es wird Updates geben

Probleme, an denen das Entwickler-Team noch arbeiten kann und wird. Gerald Köhler kündigte bereits an, dass es Updates geben wird, „We Are Football“ soll kein einmaliges Projekt bleiben, sondern sich zu einer Serie mit stets verbesserten Spielen entwickeln. Der erste Aufschlag bereitet den beiden erwähnten Macken zum Trotz jedenfalls kurzweiligen Spielspaß.

>>> INFO: „We Are Football“

„We Are Football“ gibt es exklusiv für den PC. Das Spiel ist im Laden auf CD oder via Download über die Plattform „Steam“ für 30 € erhältlich. Die „Bundesliga Edition“ mit dem Lizenzpaket für die ersten beiden Männer- und Frauen-Bundesligen kostet 35 €. Das Spiel ist ohne Altersbeschränkung freigegeben.