Viele Kinder träumen von Reiterferien. Damit der Urlaub im Sattel ein voller Erfolg wird, gilt es, im Voraus einiges zu beachten.

Der Duft von frischem Heu liegt in der Luft, die kleinen Sättel hängen in der Sattelkammer ordentlich nebeneinander an der Wand, das leise Wiehern der Ponys auf der Weide mischt sich mit dem Lachen der Kinder, die ausgelassen auf dem Hof spielen: So stellen sich viele Eltern die perfekten Ferien für ihren pferdeverrückten Nachwuchs vor.

Wer bei Google nach „Reiterferien“ und „Ruhrgebiet“ sucht, bekommt über 25.000 Treffer angezeigt. Fast alle Links führen zu Reitschulen, die aber durchaus unterschiedliche Angebote machen. Mit oder ohne Übernachtung, mit oder ohne Eltern, mit oder ohne Abzeichenprüfung: Ferien auf dem Reiterhof gibt es in fast jeder Variante.

Und auch der Bundesverband für Pferdesport und -zucht (FN) wirbt für Ferien beim Pferd: „Ein Urlaub im Sattel bietet gute Möglichkeiten, in den Sport hineinzuschnuppern, die Reitausbildung zu beginnen, zu ergänzen, zu intensivieren oder neuartige Erfahrungen zu sammeln.“

Damit die Reiterferien aber auch wirklich zum pferdigen Vergnügen werden, gilt es einiges zu beachten.

Ab welchem Alter kann mein Kind reiten lernen?

Um auf dem Pferd die Balance zu halten und richtig auf das Tier einwirken zu können, ist eine gute Koordination wichtig. Die entwickelt sich bei jedem Kind individuell, verbessert sich aber mit zunehmendem Alter. „Exakt zu ziehende Grenzen für ein mögliches Einstiegsalter gibt es nicht“, antwortet die FN deshalb auf die Frage.

Die meisten Reitschulen bieten Unterricht für Kinder ab einem Alter von sieben Jahren an. Eltern sollten außerdem darauf achten, dass Kinder nicht direkt selbstständig in einer Gruppe reiten. Zu Beginn empfehlen Experten Einzelstunden, bei denen der Reitlehrer das Pferd an einer Longe führt und schnell eingreifen kann. Auch bei Reiterferien sollten Kinder ohne Reiterfahrung erst einmal nur geführt aufs Pferd.

Wie finde ich den richtigen Reiterhof?

Beim Reiten haben Kinder es mit Lebewesen zu tun. Weil Pferde sich immer erschrecken können, ist deshalb ein Helm Pflicht. Eltern sollten darauf achten, dass der Kopfschutz richtig sitzt und größtmöglichen Schutz bietet.
Beim Reiten haben Kinder es mit Lebewesen zu tun. Weil Pferde sich immer erschrecken können, ist deshalb ein Helm Pflicht. Eltern sollten darauf achten, dass der Kopfschutz richtig sitzt und größtmöglichen Schutz bietet. © Fischer / WAZ FotoPool | Fischer

Bei der großen Auswahl im Netz ist es gar nicht so einfach, sich für ein Angebot zu entscheiden. Die FN hat auf ihrer Internetseite deshalb eine Liste mit geprüften Reitschulen veröffentlicht. Die Betriebe im „Pferdebranchenbuch“ erfüllen die Kriterien des Bundesverbands und tragen das Siegel „FN geprüfte Reitschule“. Das bekommen nur Höfe mit einem qualifizierten Trainer, genügend Lehrpferden und einem umzäunten Reitplatz.

Die FN zertifiziert auch Ferienhöfe. Um das Siegel „FN geprüfter Ferienbetrieb“ zu erhalten, müssen zusätzlich Ausritte oder -fahrten und andere Freizeitaktivitäten angeboten werden und die Betreuung sichergestellt sein.

Woran erkenne ich ein gutes Lehrpferd?

Beim Reiten kommt es auf den richtigen Partner an: Für den Einstieg ist es wichtig, dass die Kinder Vertrauen zu den Pferden aufbauen. Die sensiblen Tiere spüren nämlich, wenn der Reiter sich verkrampft und können dann nervös werden.

Die FN rät für die ersten Einheiten im Sattel zu erfahrenen, ruhigen Lehrpferden: „Kinder sollten möglichst auf gut ausgebildeten, sicheren und nicht zu großen Pferden reiten lernen.“ Bei der Auswahl des richtigen Reiterhofs sollten Eltern also ruhig etwas Zeit mitbringen und sich eventuell vor Ort umschauen. Denn auch Laien können erkennen, ob ein Pferd kinderfreundlich ist: „Ein Pony, das immer die Ohren anlegt, vielleicht sogar schnappt oder sich von Kindern überhaupt nicht aus dem Stall holen lässt, signalisiert wenig Eignung als Anfänger-Pony“, fasst die FN zusammen.

Übrigens kann auch ein Blick auf die Ausrüstung der Pferde helfen: Die sollte gepflegt sein und jedes Tier sollte einen eigenen Sattel haben.

Nicht nur Reiten, sondern auch Pferdepflege sollten bei Reiterferien auf dem Programm stehen.
Nicht nur Reiten, sondern auch Pferdepflege sollten bei Reiterferien auf dem Programm stehen. © FUNKE Foto Services | Volker Speckenwirth

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Wenn das Kind bereits Reiterfahrung hat, kann ein Gespräch mit dem Reitlehrer vor Ort sinnvoll sein. Gibt es in dem Ferienprogramm auch Kurse für Fortgeschrittene? Ist es eventuell sogar möglich, am Ende eine Reitabzeichenprüfung abzulegen, die Voraussetzung für den Start bei einem Turnier ist? Viele Reitschulen bieten spezielle Kurse an, die gezielt darauf vorbereiten.

Welche Ausrüstung muss ich anschaffen?

Sicherheit ist im Reitsport besonders wichtig, denn der Sportpartner ist ein Fluchttier mit eigenem Kopf und wiegt mehrere hundert Kilo. In den Koffer für die Reiterferien gehört deshalb auf jeden Fall die richtige Ausrüstung.

Dazu gehören Reitstiefel mit einem kleinen Absatz. Der verhindert, dass der Fuß durch den Steigbügel rutscht, was gerade bei einem Sturz zu schweren Verletzungen führen kann. Auch eine eng anliegende Hose ist wichtig. Spezielle Reithosen sind an der Beininnenseite verstärkt und geben guten Halt im Sattel. Jeans sind zum Reiten ungeeignet, weil die Innennähte am Bein scheuern. Reithandschuhe können ebenfalls sinnvoll sein, weil sie ein Durchrutschen der Zügel durch die Hände verhindern.

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Unverzichtbar ist in jedem Fall ein gut sitzender Reithelm. Die FN rät beim Kauf auf die Norm EN 1384 zu achten. Wie auch die restliche Ausrüstung gibt es den Helm im Fachhandel. Damit die Größe stimmt, empfiehlt es sich, einen Verkäufer hinzuzuziehen. Fahrradhelme sind übrigens zum Reiten ungeeignet, denn sie bieten zu wenig Schutz. Kinder sollten auch keinen Helm in der Reitschule ausleihen, da dieser im Zweifel nicht richtig sitzt und dann mehr schaden kann, als er schützt.

Wie viel Zeit sollten die Kinder auf dem Pferd sitzen?

Wer im Umgang mit dem Pferd alles richtig machen will, der muss sich auch etwas Theorie aneignen. Hier erklärt Reitlehrerin Lisa Vavra den Kindern auf dem Reiterhof Worch Sattel und Zaumzeug.
Wer im Umgang mit dem Pferd alles richtig machen will, der muss sich auch etwas Theorie aneignen. Hier erklärt Reitlehrerin Lisa Vavra den Kindern auf dem Reiterhof Worch Sattel und Zaumzeug. © FUNKE Foto Services | Volker Speckenwirth

Bei Reiterferien dreht sich zwar alles ums Pferd, wirklich im Sattel sitzen die Kinder aber die wenigste Zeit. „Umgang mit dem Pferd – also auch Mithilfe bei der Pflege – gehört im Reitsport nicht nur zum guten Ton, sondern ist ein wichtiger erster Schritt, um sich mit Pferden vertraut zu machen“, erklärt die FN.

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Nimmt der Reitlehrer sich vor der eigentlichen Unterrichtsstunde Zeit, das Pferd mit dem Kind zu putzen, satteln und aufzutrensen, ist das ein gutes Zeichen. Und auch, dass die Kinder in den Reiterferien in die Versorgung eingebunden werden, also etwa beim Füttern helfen oder Pferde zur Weide führen dürfen, zeichnet eine gute Reitschule aus.

Wie in der Fahrschule gehört Theorie auch in der Reitschule dazu. Dabei werden unter anderem die vielen Fachbegriffe, die Reitschüler gerade zu Beginn leicht verwirren können, erklärt. Aber auch Wissen über Verhaltensweisen, Anatomie und Bedürfnisse des Pferdes werden dort vermittelt. Das ist wichtig, um das Lebewesen besser zu verstehen und sollte deshalb einen festen Platz im Stundenplan der Reiterferien haben.