Jedes Jahr steigt in der Aachener Soers das Weltfest des Pferdesports. In diesem Jahr wollen deutsche Reiter gleich mehrere Titel verteidigen.
Einmal im Jahr steigt die Pferdedichte im Rheinland rasant an. Dann reisen über 350 Pferdesportler mit ihren vierbeinigen Partnern nach Aachen. Beim „Weltfest des Pferdesports“ treten sie in fünf verschiedenen Reitsportdisziplinen an und im equestrischen Rahmenprogramm des CHIO auf.
Die Abkürzung ist französisch und steht für Concours Hippique International Officiel – übersetzt „offizielle internationale Pferdeschau“. Oder einfach: Turnier der Superlative. Aktive aus der ganzen Welt satteln auch in diesem Jahr wieder ihre Pferde, um sich zehn Tage lang vor über 360.000 Zuschauern miteinander zu messen. Rund 1000 Rösser bevölkern dann das 30 Hektar große Areal in der Soers. Zum Vergleich: Deutschlandweit gibt es im Schnitt 3,64 Pferde pro Quadratkilometer.
Unterstützung vom Publikum
Hochkarätige Starterfelder, beste Bedingungen für die Sportler und Wettkämpfe in verschiedenen Disziplinen machen das Reitturnier zu einem der beliebtesten der Welt. Mannschaften kämpfen dort in Nationenpreisen – das sind die Länderspiele im Pferdesport – in den Disziplinen Springen, Dressur, Vielseitigkeit, Fahren und Voltigieren um den Sieg.
Deutschland geht in diesem Jahr als Titelverteidiger in die Dressur-, Spring- und Voltigierwettbewerbe. Der Ehrgeiz im Reiterlager ist entsprechend groß. Aber auch in den Einzelprüfungen wollen Reiter aus der Region mitmischen. Allen voran Markus Ehning: „Da Aachen zu den Highlights des Jahres zählt, ist die Motivation besonders groß“, sagt der Borkener Springreiter, der seit Jahren zu den erfolgreichsten der Welt gehört. Er freut sich besonders auf das Publikum, das bei kaum einem anderen Turnier weltweit so begeistert mitfiebert.
Reiter schwärmen von der tollen Stimmung
Das hilft Ehning vielleicht dabei, seinen Titel zu verteidigen. 2018 konnte er den Aachener Rolex Grand Prix gewinnen, einen Teil des Grand Slams der Springreiter. Bei der Serie gewinnen Reiter mit drei Siegen hintereinander eine Million Euro Extrapreisgeld. Bisher gelang das nur dem Schotten Scott Brash im Jahr 2015.
Von der Stimmung beim CHIO schwärmt auch Ingrid Klimke: „In Aachen ist die ganze Reiterfamilie vereint. Die Atmosphäre ist einmalig“, sagt die Münsteraner Reitmeisterin. Sie hat in ihrer Karriere schon zahlreiche Medaillen bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften erritten. Anders als die meisten ihrer Konkurrenten hat sie dabei stets mehrere Pferde gesattelt und Erfolge in Dressur, Springen und Vielseitigkeit gefeiert – das Turnier ist also wie gemacht für das reitende Multitalent. „Wenn alles klappt, dann starte ich wieder in drei Disziplinen“, kündigt sie an und macht auch gleich ihre Ziele deutlich: „Man reist nicht nach Aachen, um nur dabei zu sein.“
Aachen ist für Reiter „ein heiliger Ort“
Wie wichtig das Turnier für die Reiter ist, erklärt Pierre Durand, Olympiasieger von 1988: „Aachen ist unser Tempel. Ein heiliger Ort“, sagte er Anfang Juni im französischen Schloss Versailles. Dort präsentierte sich Frankreich als diesjähriges Partnerland. Ein 15 Meter hoher Eiffelturm wird deshalb die Soers verschönern. Und auch das Rahmenprogramm, u.a. mit den Konzerten „Pferd und Sinfonie“ am 12. und 13. Juli, der Eröffnungsfeier am 16. Juli und dem Abschied der Nationen am 21. Juli, wird Frankophile sicher erfreuen.
So viel Pferdebegeisterung kann sich die französische Sportministerin Roxana Maracineau nicht entziehen. In Versailles fasste sie den Entschluss, in Aachen zum ersten Mal auf ein Pferd zu steigen. An zu wenig Auswahl wird das sicher nicht scheitern.
>>> Infos und Tickets
CHIO Aachen, 12.-21. Juli, Albert-Servais-Allee 50, Programm und Tickets unter www.chioaachen.de.