Duisburg. Bouldern, also das Klettern ohne Sicherung in Absprunghöhe, erfreut sich seit Jahren großer Beliebtheit. Auch in Duisburg gibt es eine Halle.

Fest umgreift Jeanne Graeber die grünen Klettergriffe. Mit einem kräftigen Stoß drückt die 26-Jährige sich hoch, springt nach oben und packt den nächsten Halbkreis, der wie festgewordene bunte Knetmasse aussieht. Und das an einer Wand, die nicht senkrecht zum Boden steht, sondern auch noch so geneigt ist, dass Graeber mit nur einer Hand am Griff in der Luft hängt. Fast genauso schnell wie sie hochgeklettert ist, ist die junge Frau aber auch schon wieder unten: Sie lässt sich einfach fallen.

Kein Seil, keine Sicherung

Was sich ganz schön gefährlich anhört, stellt beim Bouldern gerade den Reiz dar. Anders als beim Klettern ist man dabei nicht gesichert: kein Seil, kein Partner. Aber keine Sorge, die Sportlerin landet weich, denn die gesamte Halle in Duisburg ist mit Matten ausgelegt. „Das nimmt einem auf jeden Fall die Angst“, sagt Graeber.

Bouldern in Duisburg: So klettert man ohne Seil

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    Ende Dezember 2018 hat sie gemeinsam mit Bastian Ohligs die neue Boulderhalle in Duisburg eröffnet, wo man mit affenartiger Leichtigkeit die Wände hochgehen kann: den „Monkeyspot“. In Düsseldorf führt Ohligs bereits einen gleichnamigen Betrieb.

    1400 Quadratmeter groß ist die Duisburger Anlage, die sich in drei Bereiche aufteilt. Eine große Halle für die Erwachsenen, eine kleine für die Kinder und ein Trainingsraum. „Oft haben gerade Leute, die zum ersten Mal hier sind, großen Respekt vor dem Ganzen.“ Aber Bouldern könne jeder: „Die Kleinsten sind noch nicht in der Schule. Und der Älteste ist schon 86 Jahre.“

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    Dass sich auch die ältere Generation noch an die Wände traut, liegt an der geringen Absprunghöhe von nur drei bis vier Metern. Es gibt sechs Schwierigkeitsgrade, hübsch gekennzeichnet durch verschiedene Farben. Orange für Einsteiger, schwarz für die Könner.

    Und Könner sind Ohligs und Graeber in jedem Fall: Sie bouldern seit vielen Jahren, „trotzdem wird es nie langweilig“, ergänzt Graeber. Kein Wunder, denn jede Woche werden die unterschiedlich geformten Klettergriffe abmontiert und an anderen Stellen wieder angeschraubt. So haben vor allem die Stammgäste immer wieder neue Routen. Aber auch die mentale Herausforderung sei reizvoll. „Jeder geschaffte Parcours ist ein Erfolgserlebnis“, so Graeber.

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    Wie der nächste Felsblock (so die wörtliche Übersetzung von Boulder): Ohligs versucht sich an der zweitschwierigsten Kategorie, hier rot markiert. Er springt, berührt mit der Hand den runden Griff, rutscht ab – und landet auf den Füßen. Das war nichts! „Durch den Stress vor der Eröffnung bin ich nicht mehr in Übung“, sagt er und lacht, während er sich seine Hände mit Kreide für besseren Halt einreibt, Luft holt und sich auf seinen zweiten Versuch vorbereitet. Um es vorwegzunehmen: Es wurden dann doch noch einige Anläufe mehr ...

    Schon gewusst?

    Geschichte. Bereits 1870 wurde zum ersten Mal ohne Ausrüstung und Seil auf Absprunghöhe in Frankreich geklettert. In den 1950er-Jahren gelang es dann dem Amerikaner John Gill, die Popularität der Sportart zu steigern. Er definierte den Begriff „Bouldern“.

    Boulder-Paradies. Auch unter freiem Himmel wird gebouldert – wie in Albarracín. Der Ort ist nicht nur Unesco-Welterbe, sondern auch Pilgerstätte für Boulder-Fans. 250 Millionen Jahre Erdgeschichte haben ihre Spuren in den Felsbrocken hinterlassen. Die Rillen und Löcher sind perfekte Griffe und Tritte für die Sportler.

    Zukunft. Die neusten Boulderwände können mit einer App gesteuert werden. Auch Monkeyspot hat so eine Wand. Auf einem Handy, das über Bluetooth verbunden ist, kann man verschiedene Routen auswählen. Daraufhin blinken Lichter auf, die dem Sportler den Weg weisen. So lassen sich an nur einer Wand 36.000 Routen erstellen.

    >>> Info: Monkeyspot, Neuenhofstr. 91, Duisburg, Tageskarte Erw.: 10 €. Info: www.monkeyspot.de